Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
gerade weiter ausholen, doch plötzlich hielt er inne. Ihm war gerade eingefallen, was Maurice, Susannes Mann, ihm am Nachmittag erzählt hatte.
»Vielleicht waren die Kaninchen schuld«, murmelte er vor sich hin.
»Darf ich fragen, wovon Sie reden?« warf Terese ein. Jack entschuldigte sich. Er bemühte sich, seinen momentanen Dämmerzustand abzuschütteln, und gab Terese durch ein Handzeichen zu verstehen, daß sie an Chets Schreibtisch Platz nehmen solle. Dann erzählte er ihr von dem Telefongespräch mit Susannes Mann und erklärte ihr die Bedeutung von wilden Kaninchen im Zusammenhang mit Tularämie.
»Klingt ganz so, als wären es wirklich die Kaninchen gewesen«, sagte Terese.
»Das Problem ist nur, daß schon fast zwei Wochen vergangen sind, seit sie zum letztenmal mit den Viechern in Berührung gekommen sein kann«, gab Jack zu bedenken und trommelte nervös auf dem Telefon herum. »Das ist eine ziemlich lange Inkubationszeit - vor allem wenn man bedenkt, daß wir es mit der pulmonalen Form zu tun haben. Aber wenn sie sich nicht in Connecticut infiziert hat, muß es hier in der Stadt passiert sein, möglicherweise im Manhattan General. Aber sich Tularämie oder Pest durch eine Nosokomialinfektion einzufangen - das macht beides keinen Sinn.«
»Egal, wo sie sich infiziert hat - ich finde, die Öffentlichkeit muß sofort informiert werden«, sagte Terese und gab ihm durch ein Nicken zu verstehen, daß er zum Telefon greifen solle. »Ich hoffe, Sie rufen sofort im Krankenhaus an und benachrichtigen dann umgehend die Medien.«
»Ich werde mich hüten, das zu tun«, entgegnete Jack und warf einen Blick auf die Uhr. Es war noch vor Mitternacht. Er überlegte kurz und griff dann zum Hörer. »Ich rufe meinen direkten Vorgesetzten an. Die Politik ist seine Domäne.« Calvin nahm beim ersten Klingeln ab, doch seinem Nuscheln nach zu urteilen, hatte er bereits geschlafen. Jack meldete sich mit seinem Namen.
»Ich hoffe, Sie haben mir etwas Wichtiges mitzuteilen«, raunzte Calvin.
»Mir erscheint es jedenfalls wichtig«, sagte Jack, »ich wollte Sie als ersten erfahren lassen, daß Sie schon wieder zehn Dollar an mich verloren haben.«
»Sie spinnen wohl!« schrie Calvin. Die Müdigkeit war mit einem Schlag aus seiner Stimme gewichen. »Ich kann nur für Sie hoffen, daß das kein übler Scherz sein soll!«
»Es ist kein Scherz. Das Labor hat den Fall heute abend gemeldet. Im Manhattan General ist neben den beiden Pestfällen ein Fall von Tularämie aufgetreten. Es hat mich genauso umgehauen wie Sie, das können Sie mir glauben.«
»Hat das Labor Sie zu Hause angerufen?«
»Nein. Eine der Pathologie-Assistentinnen hat mir Bescheid gesagt.«
»Sind Sie etwa im Institut?«
»Natürlich«, sagte Jack. »Ich arbeite mir die Finger wund.«
»Tularämie?« fragte Calvin noch einmal ungläubig. »Ich glaube, da muß ich erst mal einiges nachlesen.«
»Ich habe schon heute nachmittag ein paar Bücher zu dem Thema gewälzt«, erwiderte Jack.
»Passen Sie auf, daß vorerst nichts nach außen dringt«, ermahnte ihn Calvin. »Ich rufe Bingham heute nacht nicht mehr an. Im Moment kann man ja sowieso nichts machen. Morgen früh sag’ ich ihm sofort Bescheid, dann kann er die Gesundheitsbeauftragte anrufen, und die kann ihre Behörde informieren.«
»Okay.«
»Sie wollen die Sache also geheimhalten«, fuhr Terese ihn an, als er aufgelegt hatte.«
»Ich muß mich nach meinem Boß richten«, sagte Jack. »Jaja, ich weiß schon. Es ist nicht Ihre Aufgabe, die Öffentlichkeit zu informieren.«
»Ich bin schon ganz schön ins Fettnäpfchen getreten, als ich die Gesundheitsbeauftragte wegen dieser Pestgeschichte angerufen habe«, verteidigte sich Jack. »Ich wüßte nicht, warum ich noch mal meinen Kopf riskieren sollte. Morgen früh wird der Fall durch die offiziellen Kanäle bekannt gemacht.«
»Und was ist mit den Patienten im Manhattan General, die wegen Pestverdachts behandelt werden?« fragte Terese. »Sie könnten sich doch genausogut mit der anderen Krankheit infiziert haben. Ich finde, Sie sollten Ihre neue Erkenntnis noch heute nacht weitergeben.«
»Das macht Sinn«, gab Jack zu und überlegte kurz. »Aber eigentlich spielt es keine Rolle. Tularämie und Pest werden mit den gleichen Mitteln behandelt. Wir warten bis morgen früh. Es sind ja auch nur noch ein paar Stunden.«
»Und was ist, wenn ich die Presse informiere?« fragte Terese.
»Ich muß Sie bitten, das zu unterlassen«, sagte Jack. »Sie haben
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