Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
National Health mit denen der anderen Kliniken vergleicht, stehen sie ganz gut da. Der Punkt ist aber der, daß die National Health auf das Thema Nosokomialinfektionen hochempfindlich reagiert. Gertrude hat mir versichert, daß sie nie und nimmer eine Werbekampagne akzeptieren würde, die auf diesem Thema basiert.«
»Klasse!« rief Robert. »Das ist in der Tat eine gute Nachricht. Und was von alledem haben Sie Terese Hagen erzählt?«
»Nichts natürlich«, erwiderte Helen. »Sie wollten doch vorher von mir informiert werden.«
»Ist ja hervorragend!« rief Robert. Dann erhob er sich aus seinem Stuhl und stakte auf seinen langen dünnen Beinen durch das Büro. »Es könnte gar nicht besser laufen. Jetzt habe ich Terese genau da, wo ich sie haben wollte.«
»Was soll ich ihr erzählen?« fragte Helen. »Erzählen Sie ihr einfach, was Sie herausgefunden haben«, erwiderte Robert. »Daß die National Health in puncto Nosokomialinfektionen sehr gut dasteht. Ich will sie ermutigen, mit den Vorbereitungen für ihre Kampagne fortzufahren. Die Aktion wird nämlich mit Sicherheit platzen.«
»Aber dann verlieren wir auch den Kunden«, gab Helen zu bedenken.
»Nicht unbedingt. Sie haben doch mal herausbekommen, daß die National Health darauf steht, in ihren Spots Prominente auftreten zu lassen. Das haben wir Terese immer wieder vorgehalten, doch sie hat sich einen Dreck darum geschert. Ich werde hinter ihrem Rücken ein paar Stars ansprechen, die gerade in irgendeiner Krankenhausserie mitspielen und ständig im Fernsehen zu sehen sind. Sie würden die perfekten Fürsprecher abgeben. Terese Hagen wird mit ihrer Kampagne untergehen wie ein leckgeschlagenes Schiff - und kann dann ja bei uns einsteigen.«
»Raffiniert«, bemerkte Helen und rutschte von der Stuhllehne. »Dann will ich die Sache mal ins Rollen bringen.« Sie eilte zurück in ihr Büro und bat eine Sekretärin, sie mit Terese zu verbinden. Im stillen beglückwünschte sie sich zu der Unterhaltung, die sie gerade mit Robert geführt hatte. Wenn sie ihm das ganze schriftlich reingereicht hätte, wäre die Sache auch nicht besser gelaufen. Und was ihre Position in der Firma betraf, so war sie stark im Kommen.
»Miss Hagen ist unten in der Arena«, meldete sich die Sekretärin. »Soll ich sie dort anrufen?«
»Nein«, erwiderte Helen. »Ich gehe selbst nach unten.« Helen verließ den mit dicken Teppichen ausgelegten Bereich der Kundenbetreuung und ging die Treppe hinunter zum Atelier. Eigentlich gefiel ihr die Vorstellung, mit Terese persönlich zu sprechen, wobei es gut war, daß sie sie nicht in ihrem Büro aufsuchen mußte; dort hätte sie sich vielleicht ein bißchen eingeschüchtert gefühlt.
Bevor sie eintrat, klopfte sie an. Terese saß an einem großen Tisch, der mit Storyboards und Entwürfen übersät war. Außer ihr waren Colleen Anderson und Alice Gerber anwesend und ein Mann, den Helen nicht kannte. Er wurde ihr als Nelson Friedman vorgestellt.
»Ich wollte Ihnen die Informationen überbringen, um die Sie mich gebeten hatten«, wandte sich Helen an Terese, bemüht, freundlich zu lächeln.
»Haben Sie gute oder schlechte Nachrichten?« fragte Terese. »Ich würde sagen, gute.«
»Dann schießen Sie mal los«, forderte Terese sie auf und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.
Helen berichtete ihr von den positiven Statistiken der National Health und fügte sogar noch etwas hinzu, das sie Robert gegenüber nicht erwähnt hatte: daß die Krankenhaus-Infektionsraten der National Health erheblich günstiger aussahen als die ihrer Konkurrenz AmeriCare im Manhattan General. »Fabelhaft«, rief Terese. »Genau das wollte ich hören. Sie waren mir eine große Hilfe. Vielen Dank.«
»Gern geschehen«, entgegnete Helen. »Wie kommen Sie denn mit Ihrer Kampagne voran?«
»Ich habe ein gutes Gefühl«, sagte Terese. »Bis Montag haben wir genug zusammen, um es Taylor und Brian präsentieren zu können.«
»Klingt wirklich gut«, sagte Helen. »Wenn ich Ihnen in irgendeiner Weise behilflich sein kann, lassen Sie es mich wissen.«
»Das werde ich, danke«, sagte Terese. Sie begleitete Helen zur Tür und winkte ihr nach. Dann kehrte sie an den Tisch zurück und setzte sich.
»Glaubst du, sie hat die Wahrheit gesagt?« fragte Colleen. »Ja«, sagte Terese. »Kundenbetreuer würden es nicht riskieren, uns über Fakten zu belügen, die wir auch anderswo in Erfahrung bringen könnten.«
»Ich verstehe trotzdem nicht, warum du ihr über den Weg traust«, gab
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