Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
Colleen zu bedenken. »Ich hasse ihr Plastikgrinsen. Es wirkt so unnatürlich und aufgesetzt.«
»Ich habe gesagt, daß sie eben vermutlich die Wahrheit gesagt hat«, entgegnete Terese. »Damit wollte ich nicht sagen, daß ich ihr über den Weg traue. Und weil ich das nicht tue, habe ich ihr nicht auf die Nase gebunden, wie unsere Kampagne genau aussehen soll.«
»Apropos Kampagne«, fuhr Colleen fort, »du hast dich noch gar nicht geäußert, ob dir unsere Vorschläge gefallen.« Terese seufzte, während sie ihren Blick noch einmal über die verschiedenen Storyboards schweifen ließ. »Ich mag die Reihe mit Hippokrates«, sagte sie. »Aber bei den Vorlagen, die Oliver Wendell Holmes und Joseph Lister betreffen, bin ich mir nicht sicher. Ich glaube ja gern, daß es auch in einem modernen Krankenhaus wichtig sein mag, sich die Hände zu waschen, aber den Szenen fehlt irgendwie der Schwung.«
»Was ist denn mit diesem Arzt, dem Sie letzte Nacht unser Atelier gezeigt haben?« fragte Alice. »Er hat die Geschichte mit dem Händewaschen doch vorgeschlagen. Vielleicht fällt ihm etwas Besseres ein, wenn wir ihm unsere Bilder vorführen.« Colleen sah Terese neugierig an. Sie war sprachlos. »Du warst gestern abend mit Jack hier?«
»Ja, wir haben kurz reingeschaut«, erwiderte Terese beiläufig, während sie eines der Storyboards zurechtrückte, um die Bilder besser betrachten zu können. »Davon hast du mir gar nichts erzählt.«
»Du hast mich ja nicht gefragt. Aber es ist kein Geheimnis, falls du das denken solltest. Meine Beziehung zu Jack hat nichts mit Liebe oder Leidenschaft zu tun.«
»Und ihr habt euch tatsächlich über unsere Werbekampagne unterhalten?« fragte Colleen. »Ich dachte, du wolltest ihm lieber nichts davon erzählen, weil es doch im Grunde genommen der war, der uns auf diese Idee gebracht hat.«
»Ja«, erwiderte Terese, »aber mir ist plötzlich aufgegangen, daß ihm unsere Kampagne vielleicht sogar gefallen könnte. Schließlich geht es in unseren Spots um die Qualität der medizinischen Versorgung. Es ist übrigens gar keine schlechte Idee, Jack und Chet unsere Entwürfe vorzuführen. Ein Echo von professioneller Seite könnte durchaus nützlich sein.«
»Ich rufe die beiden an, okay?«
18. Kapitel
Freitag, 22. März 1996, 14.45 Uhr
Jack telefonierte seit über einer Stunde mit den nächsten Verwandten der drei neuen Infektionsopfer. Bevor er die Schwester von Joy Hester angerufen hatte, hatte er mit Laurie gesprochen. Er wollte nicht, daß sie den Eindruck bekam, er würde sich in ihren Fall einmischen, doch sie hatte ihm versichert, daß sie nichts dagegen habe.
Leider erfuhr Jack nichts, das ihn weiterbrachte. Das einzige, was bei seinen Anrufen herauskam, war, daß die Auskünfte der Akten über die Lebensumstände der Patienten bestätigt wurden: Keiner von ihnen war mit Wild in Berührung gekommen - und mit Kaninchen in freier Wildbahn schon gar nicht. Der einzige, der überhaupt Kontakt zu einem Tier gehabt hatte, war Donald Lagenthorpe gewesen, doch die Katze seiner Freundin erfreute sich bester Gesundheit.
Nach dem letzten Anruf sackte Jack in seinem Stuhl zusammen und starrte schlechtgelaunt die kahle Wand an. Der Adrenalinstoß, der ihm durch die Adern geschossen war, nachdem er die vorläufige Rocky-Mountain-Fleckfieber-Diagnose gestellt hatte, war verpufft. Im Moment war er völlig frustriert. Das Klingeln des Telefons riß ihn aus seinen düsteren Gedanken. Der Anrufer stellte sich als Dr. Gary Eckhardt vor und teilte Jack mit, daß er Mikrobiologe sei und in dem New Yorker Speziallabor arbeite.
»Sie sind also Dr. Stapleton?«
»Ja, der bin ich.«
»Ich möchte Ihnen einen positiven Befund melden«, sagte Dr. Eckhardt. »In der Probe, die Sie uns geschickt haben, konnten Rickettsia rickettsii nachgewiesen werden. Ihr Patient hatte Rocky-Mountain-Fleckfieber. Wollen Sie das Gesundheitsamt informieren, oder soll ich die Behörde anrufen?«
»Machen Sie das lieber«, sagte Jack. »Ich wüßte gar nicht, wen ich da ansprechen sollte.«
»Ich werde mich sofort darum kümmern«, versprach Dr. Eckhardt und beendete das Gespräch.
Langsam legte Jack den Hörer auf. Daß sich nun auch diese Diagnose bestätigt hatte, versetzte ihn genauso in Schrecken wie zuvor die Mitteilung über die Fälle von Pest beziehungsweise Tularämie. Allmählich wurde es unheimlich. Innerhalb von nur drei Tagen drei äußerst seltene Infektionskrankheiten. Und das allein in New
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