Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
zehn Minuten«, erwiderte Arturo.
»Ich habe gehört, Sie haben mal bei GenSys gearbeitet?« fragte Jack.
»Ja«, erwiderte Arturo. »Drei Jahre hab’ ich’s ausgehalten, dann hat’s mir gereicht. Der Manager ist ein Unmensch. Ich bin viel lieber hier in Bata. Zum Glück habe ich Arbeit gefunden.«
»Wir wollen nach Cogo fahren und uns die GenSys-Anlage ansehen«, erklärte Jack. »Glauben Sie, wir müssen uns auf Probleme gefaßt machen?«
»Werden Sie denn nicht erwartet?« fragte Arturo verwirrt. »Nein«, erwiderte Jack. »Es soll ein Überraschungsbesuch werden.«
»Dann könnte es durchaus sein, daß Sie Probleme bekommen«, sagte Arturo. »Besucher sind bei GenSys nämlich nicht gerade willkommen. Als die Straße nach Cogo erneuert wurde, haben sie ein Tor errichtet. Es wird rund um die Uhr von Soldaten bewacht.«
»Oje«, bemerkte Jack. »Das klingt gar nicht gut.« Er war davon ausgegangen, daß sie zumindest ohne Probleme nach Cogo gelangen konnten. Natürlich hatte er nicht damit gerechnet, daß es ein Kinderspiel werden würde, in die Labors oder in das Krankenhaus vorzudringen, doch daß man sie womöglich nicht einmal in den Ort lassen würde, hätte er nicht im Traum erwartet.
»Als Esteban mir am Telefon erzählt hat, daß Sie nach Cogo wollen, war ich davon ausgegangen, daß Sie eingeladen worden sind«, erklärte Arturo. »Deshalb ist es mir gar nicht in den Sinn gekommen, das Tor zu erwähnen.«
»Verstehe«, entgegnete Jack. »Seien Sie ganz beruhigt, Sie haben keinen Fehler gemacht. Glauben Sie, die Soldaten lassen uns durch, wenn wir Ihnen Schmiergeld bieten?« Arturo warf Jack einen schnellen Blick zu und zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Auf alle Fälle werden sie besser bezahlt als normale Soldaten.«
»Wie weit ist das Tor denn von Cogo entfernt?« wollte Jack wissen. »Kann man zum Beispiel einfach ein Stück durch den Wald laufen und das Tor umgehen?«
Arturo warf Jack einen weiteren Blick zu. Das Gespräch hatte eine völlig überraschende Wende genommen.
»So weit ist es nicht«, erwiderte Arturo. Ihm war ein wenig unwohl zumute. »Vielleicht fünf Kilometer. Aber durch den Dschungel zu gehen, ist nicht gerade ein Spaziergang. Es kann sogar gefährlich sein.«
»Gibt es denn nur eine einzige Straße?« fragte Jack.
»Ja«, erwiderte Arturo.
»Wie ich auf einer Karte gesehen habe, liegt Cogo am Wasser«, erklärte Jack. »Wir könnten doch auch ein Schiff nehmen.«
»Das müßte eigentlich gehen«, bestätigte Arturo.
»Wissen Sie, von wo aus man am besten per Boot nach Cogo kommt?« wollte Jack wissen.
»Von Acalayong«, erwiderte Arturo. »Dort liegen jede Menge kleine Schiffe, mit denen man auch nach Gabun übersetzen kann.«
»Kann man sich dort ein Boot leihen?« fragte Jack.
»Wenn man genug Geld hat, ja«, entgegnete Arturo. Sie hatten inzwischen das Zentrum von Bata erreicht. Die Straßen waren erstaunlich breit und mit Bäumen gesäumt. Überall stapelte sich der Müll. Es waren jede Menge Menschen, aber nur vereinzelt Fahrzeuge unterwegs. Alle Gebäude waren flache Betonmauerwerke.
Am südlichen Rand der Stadt verließen sie die Hauptstraße und bogen in einen ungeteerten Weg ein, auf dem sich nach dem letzten Regenguß riesige Pfützen gebildet hatten. Das Hotel war ein wenig imponierendes zweistöckiges Haus, aus dem verrostete Betonrippenstahlspitzen herausragten, damit es je nach Bedarf weiter aufgestockt werden konnte. Die Fassade war mal blau angestrichen gewesen, doch inzwischen war die Farbe zu einem verschwommenen Pastellton verblichen.
Als sie vor dem Gebäude anhielten, erschienen in der Haustür etliche sympathisch wirkende Kinder und Erwachsene. Jeder, bis hin zum jüngsten, äußerst schüchternen Kind, wurde vorgestellt. Dabei stellte sich heraus, daß im Erdgeschoß mehrere, aus jeweils einigen Generationen bestehende Familien lebten. Die erste Etage war für Hotelgäste reserviert. Die Zimmer waren winzig, aber sauber. Sie befanden sich alle an der Außenseite eines U-förmigen Anbaus, man erreichte sie über eine Veranda im Innenhof. An jedem Ende des »Us« gab es eine Dusche und eine Toilette.
Nachdem er seine Tasche im Zimmer verstaut und mit Freude zur Kenntnis genommen hatte, daß sein schmales Bett von einem Moskitonetz geschützt wurde, ging Jack hinaus auf die Veranda. Kurz darauf kam auch Laune aus ihrem Zimmer. Gegen die Balustrade gelehnt beobachteten sie das interessante Treiben im Innenhof. Zwischen Bananenstauden und
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