Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Laute.
Niko drückte die Tür auf.
Die Kleinen waren durchgedreht.
Die McKinley-Zwillinge versteckten sich unter den Waschbecken.
Chloe hockte auf Max, die Zähne in seine Kopfhaut gerammt. Blut auf dem Boden.
Alle schrien und heulten und fielen übereinander her.
Und Astrid.
Astrid hatte Batiste an der Kehle gepackt und presste ihn an die Wand.
Ihr Gesicht war knallrot, ihre pulsierenden Halsschlagadern waren geschwollen. Sie ähnelte einem rasenden Bullen.
Batiste war am Sterben. Astrid erdrosselte ihn. Er erstickte. Ich hoffe, ihr müsst so was nie mitansehen – es war ein grauenvoller Anblick. Sein Gesicht war blau, seine Augen quollen hervor, seine Beine hingen leblos herab.
Sekundenbruchteile später waren Niko und Jake bei Astrid und zerrten sie zurück. Astrid wehrte sich, zuckte, biss und prügelte, und ich wollte zuschauen, ich wollte mitmischen, ich spürte schon, wie mein Blut immer heftiger hämmerte. Bis mich zwei Hände nach hinten rissen.
Es war Sahalia. Ob ihr’s glaubt oder nicht.
» Halt dich da raus, Hulk. «
Beinahe hätte ich ihr den Kopf abgerissen. Aber da ich nur einen winzigen Hauch Chemikalien abbekommen hatte, konnte ich mich noch zwingen, einfach zu gehen. Ich lief den Gang hinunter und atmete angestrengt durch.
Niko kam raus, die brüllende, verkrampfte Chloe unterm Arm. » Es ist im Wasser « , keuchte er. » Das Zeug kommt durchs Wasser rein. «
Auf seiner Haut bildeten sich Pusteln.
» Ich bin okay « , stieß ich zwischen den Zähnen hervor. » Ich kann helfen. « Als ich Chloes Hände nahm, schlug sie mit den Fingernägeln nach mir. Sie wehrte sich, sie heulte und biss. Doch ich war stärker – stärker als sonst. Die Chemiedämpfe, die von Chloe aufstiegen, dufteten süßer als süß. Ihre Wut prallte auf meine eigene Wut.
Chloe war sowieso unglaublich nervig. Es war mir ein Vergnügen, sie zu bändigen. Jetzt schäme ich mich dafür, das zu schreiben, aber es ist die Wahrheit. Mit einem breiten, bösen Grinsen im Gesicht presste ich ihre kleinen, fetten Handgelenke auf den Boden.
Nikos Ausschlag wurde schlimmer.
» Geh Benadryl holen « , sagte ich zu ihm.
Stolpernd rannte er den Gang hinunter. » Bin gleich wieder da! «
Sahalia holte die McKinley-Zwillinge raus, die ganz klar Halluzinationen hatten. Sie klammerten sich aneinander und schrien wirres Zeug. Ich verstand kein Wort.
Als Nächstes tauchte Max auf. Er schluchzte, die Hände auf die blutende Kopfhaut gepresst.
» Das Wasser ist schlecht « , hustete Sahalia.
Da brach Jake durch die Tür, Batiste auf den Armen. Batistes Kopf hing schlaff auf seiner Schulter.
» Macht Platz! « , rief Jake. » Er atmet nicht mehr. «
Brayden trat vor. Erst jetzt fiel mir auf, dass er nicht in der Toilette gewesen war. Er hatte sich hinten in den Gängen verkrochen.
Was für ein Feigling.
» Wir müssen ihn wiederbeleben « , meinte Brayden und ging neben Batiste in die Knie. » Ich weiß, wie das geht. « Doch dann blickte er auf und sah sich erschrocken um, richtig ängstlich – wahrscheinlich setzte die Wirkung der Chemikalien ein. Oder er hatte bloß Schiss, aber das kann ich schlecht beweisen.
» Ich weiß es auch. « Als Niko sich vor ihn schob, wich Brayden dankbar zurück.
Niko setzte seinen Mund auf Batistes blaue Lippen und pustete ihm in die Kehle, als wäre Batiste ein verglühendes Lagerfeuer. Zum Glück dauerte es nicht allzu lang. Viel länger hätte Niko nicht durchgehalten.
Denn Niko musste husten. Ein feuchtes Husten.
Zuerst blies er Batiste ein paarmal ausgiebig in den Mund, dann drückte er ihm ein paarmal vorsichtig, aber kräftig auf den dürren Brustkorb. Batistes Augen zuckten. Ein erster bebender Atemzug. Noch ein Atemzug.
Ich beobachtete, wie Brayden Niko beobachtete. Die Eifersucht stand ihm ins Gesicht geschrieben. Und ein Anflug von Bedauern, vielleicht auch von Angst. Aber vor allem Eifersucht.
Inzwischen manövrierte Jake Astrid aus der Toilette.
Ihr Shirt war zerfetzt. Sie blutete am Ohr.
» Bringt mir mal ein Seil oder so! « , schrie Jake, während Astrid bockte und brüllte – und ihm einen Ellenbogen in die Schläfe rammte. Jakes Hände rutschten ab.
Astrid befreite sich und taumelte vorwärts, rutschte aus, fing sich wieder und raste in einen der dunklen Gänge.
Ein letztes Mal blickte sie noch zurück, pures Grauen in den Augen.
Und wir standen mit fünf wimmernden Grundschulkindern da, die alle eine Dosis Giftgas intus hatten.
Wenigstens wussten wir jetzt,
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