Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Hosentaschen gestopft, das dunkle Haar vor den Augen, und starrte auf seine Schuhe.
» Leider nicht « , sagte Josie.
» Vielleicht hat er beschlossen, mit seiner Arbeit anzufangen « , meinte ich und ging wieder in die Umkleide.
» Was macht ihr hier eigentlich? « , hörte ich Brayden Josie fragen.
» Wir reißen ein paar Wände ein. Jeder kriegt einen eigenen Schlafplatz. «
» Braucht ihr Hilfe? Ich hab im Sommer auf dem Bau gearbeitet. Ich weiß, wie man mit einem Hammer umgeht. «
Da draußen geschah ein Wunder. Brayden wollte helfen –freiwillig! War das sein Ernst? Ich konnte nicht anders. Ich musste einen Blick aus der Umkleide werfen.
Es war sein Ernst.
Brayden ließ den Kopf hängen wie ein verlassener Welpe und rührte sich nicht vom Fleck.
» Das wäre ganz wundervoll, Brayden « , meinte Josie. » Weißt du, nicht böse sein, aber es wäre wirklich, wirklich gut für uns alle, wenn du und Jake wieder mehr mitmachen könntet. «
» Ja … « , sagte Brayden. » Hast schon recht. Also, was soll ich tun? «
Er lächelte. Ein Hollywood-Lächeln.
Soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich ihn noch nie lächeln gesehen.
Seine Lache kannte ich, seine gehässige Lache. Aber sein Lächeln war anders. Dieses Lächeln, kapierte ich, knipste er nur für Mädchen an.
» Dann braucht ihr mich wohl nicht mehr? « , fragte ich.
» Glaube nicht. « Für einen Moment wandte Josie sich von Braydens Blick ab. Doch ihre Augen glitzerten, sie war sogar ein bisschen rot. » Komm Brayden, ich zeig dir, wie ich mir das vorgestellt habe. « Damit verschwanden die beiden in der Umkleide.
Und ich schaute nur noch, dass ich hier wegkam.
15 – Mein Lebensmittelgang bei Nacht
SECHSTER TAG
Josie und Brayden hängten sich den ganzen Nachmittag rein, und als die Kids ihren Dienst hinter sich hatten, war unsere neue Unterkunft fertig.
Kaum hatte Josie sie zur Umkleide geführt, preschten die Kleinen rein.
Von innen waren Jubelschreie und Gejohle zu hören, doch Niko und ich blieben draußen stehen und bestaunten den Bereich unmittelbar vor der Umkleide.
Josie und Brayden hatten ihn in ein Wohnzimmer verwandelt.
Auf dem Boden lagen große Teppiche, auf denen sie zusätzlich kleinere Läufer verstreut hatten. Sie hatten die Sitzsäcke aus der Elektronikabteilung rübergeschleppt und um weitere Möbel ergänzt: zwei Futonsofas, einen Klappliegestuhl mit Kunstfellbezug, zwei Couchtische und einen Schreibtisch. Auf einem Couchtisch waberte eine Lavalampe sanft vor sich hin. Die beiden hatten sogar einen Mini-Kühlschrank aufgebaut und einen Kasten Wasser geholt. Mehr Gemütlichkeit war in einem Greenway wirklich nicht drin.
Gleich neben den Möbeln entdeckte ich eine kleine Freifläche mit drei Klapptischen und sieben locker verteilten Klappstühlen. Auf jedem Tisch stand eine Lampe, und in der Nähe erhoben sich zwei gut gefüllte Bücherregale. Offenbar hatten die beiden jedes Buch in der Buchabteilung genau einmal hergeschafft.
Es sah wie ein größeres Arbeitszimmer aus. Wie eine Bibliothek.
» Direkt anheimelnd « , sagte Niko.
Sollte das ein Witz sein? Ich musterte ihn von der Seite. Schwer zu sagen.
Deshalb sprach ich ihm einfach nach. » Direkt anheimelnd. «
In der Umkleide flippten die Kids zunehmend aus. Ich ging rein, um zu gucken, was da so unglaublich war.
Die Wand zwischen Herren- und Damenumkleide hatte Brayden sauber entfernt – ich befand mich in einem einzigen großen Bunker mit einem Flur in der Mitte und Schlafabteilen zu beiden Seiten.
An den Türen standen unsere Namen, mit dickem Filzer hingemalt.
Chloe packte mich an der Hand. » Ich hab dein Zimmer gefunden! Ich zeig’s dir! «
Sie zerrte mich durch den Flur zu einer Kabine in der ehemaligen Herrenumkleide.
Und sie hatte nicht zu viel versprochen. Auf der Tür stand: » Dean « .
Drinnen war es eher beengt – eins zwanzig auf zwei vierzig eben. Zwischen den Wänden war eine Hängematte aufgespannt. Auf dem Boden stand ein Spind. Auf dem Spind leuchtete eine kleine Lampe.
An der Wand über der Hängematte war ein Regalbrett angebracht.
Auf dem Regalbrett standen Bücher.
Eine Auswahl an Taschenbüchern aus der Buchabteilung: ein paar Thriller, ein paar Cyborg-Romane, fünf Kochbücher. Ich musste lachen.
» Gefällt’s dir? « Josie war hinter mir eingetreten.
» Ja. Sehr sogar. «
» Natürlich kannst du es gestalten, wie du willst. Ich hab bloß ein paar Sachen reingeräumt, die dir vielleicht gefallen könnten.
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