Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
«
» Es gefällt mir wirklich « , meinte ich.
» Wenn du die Hängematte nicht magst, kannst du auch bei deiner Luftmatratze bleiben. Aber keine Ahnung, ob sie hier reinpasst. «
» Ich lass es genau so, wie es ist. «
Im Flur vor meiner Tür plapperten Max und Ulysses. Ulysses sagte irgendwas, Max lachte.
» Was hat er gesagt? « , fragte Chloe.
» Ulysses findet, hier sieht es aus wie in einem Zug! « , rief Max.
» Stimmt! « , meinte Chloe. » Genau wie in einem Zug! «
Damit hatte unser neues Schlafquartier, die Greenway-Umkleide, seinen Namen weg: der Zug .
Beim Abendessen drehte sich alles um ein einziges Thema: um den Zug und seine Architekten Josie und Brayden.
Josie saß bei Jake und Brayden, was bis vor Kurzem unvorstellbar gewesen wäre. Die drei lachten und scherzten die ganze Zeit.
Irgendwann reckte Brayden sich und legte den Arm hinter Josie auf die Rückenlehne der Sitznische. Die älteste Masche der Menschheitsgeschichte. Josie lehnte sich sofort zurück.
Niko nahm sein Tablett, setzte sich an den Nachbartisch und versuchte unermüdlich, in das Gespräch einzusteigen. » Einmal waren wir mit den Pfadfindern im Yosemite-Park, und in der Nacht ist es so kalt geworden, dass wir uns Unterstände bauen mussten. Es war drei Uhr nachts, und wir mussten Kiefernnadeln und Laub zusammenkratzen, um die Dinger zu isolieren! «
» Wow « , sagte Brayden tonlos. » Super Geschichte. «
Alle lachten.
» Aber das Witzigste war, als wir ein Lagerfeuer gemacht haben, sind die Nadeln dauernd ins Feuer gefallen und richtig in die Luft gegangen! «
» Oh Gott. « Jake wandte sich an Brayden. » Weißt du noch, als der fette Marty seine Fettbombe gezündet hat? «
» Das hättest du sehen sollen, Josie « , sagte Brayden. » Marty hatte Fett vom Speckanbraten gesammelt, einen ganzen Monat lang oder so, weil er uns zeigen wollte, wie man eine Fettbombe bastelt. Aber als er das Teil angezündet hat, ist es nicht explodiert. Es hat bloß gestunken. Aber superübel. Und plötzlich kommt seine Mom angerannt, schreit rum und spritzt uns alle mit ’nem Feuerlöscher voll. Das war so krass. Wir waren ewig am Putzen, fünf Stunden oder so. «
Josie lachte. Brayden ließ seinen lässigen Harte-Jungs-Charme spielen, und sie konnte gar nicht genug davon bekommen.
Während Niko danebensaß und an den richtigen Stellen lächelte und lachte, um auch ein bisschen cool zu sein.
Doch jedes Mal, wenn Brayden Josie berührte oder anstupste oder ihren Namen sagte, rammte er Niko ein Messer in den Bauch. Es war nicht zu übersehen.
Und noch jemand war weniger angetan von der zarten Annäherung zwischen Josie und Brayden: Sahalia.
Sie benahm sich extrapatzig und hing extrakrumm auf ihrem Stuhl. Vorher hatte sie fast ihr Essenstablett auf den Boden geschmissen. Jetzt hockte sie mit verschränkten Armen da und versuchte, Josie mit Blicken zu töten.
Als wir uns alle in unsere neuen, vornehmen Gemächer zurückgezogen hatten, stellte ich fest, dass ich mein Tagebuch in der Küche liegen gelassen hatte.
Es war nach zehn, die Lichter hatten sich bereits automatisch verdunkelt. Aber man konnte noch etwas sehen, zumindest einigermaßen, und so machte ich mich auf den Weg.
Als ich mich der Lebensmittelabteilung näherte, hörte ich eine Stimme.
Ein gedämpftes Lachen, um genau zu sein. Astrids Lachen.
Ich schlich mich vorsichtig an. Ich wollte sie nicht verscheuchen.
Aber sie hätte mich sowieso nicht gehört, denn sie hatte Gesellschaft: Jake.
Die beiden saßen vorm Eisteeregal, und Astrid spachtelte das Abendessen, das ich ihr hingestellt hatte: gegrilltes Hühnchen an Maissalat mit Buttermilch-Dressing. Danke, Chefkoch Batiste.
Jake stibitzte sich ab und zu einen Happen von ihrem Teller.
» Lass das « , sagte Astrid. » Du hast schon. «
Jake legte ihr eine Hand aufs Knie. Sie ließ die Hand, wo sie war, und aß weiter.
» Ich weiß « , erwiderte er. » Aber es schmeckt mir halt. «
» Es schmeckt vorzüglich. «
Ich war stolz. Irgendwie lächerlich, vor allem weil Batiste die meiste Arbeit erledigt hatte.
» Du solltest zurückkommen « , meinte Jake. » Die Kleinen fragen dauernd nach dir. «
Das war nicht ganz richtig. Seit die warmherzige Josie die Rolle der Entenmama übernommen hatte, schienen die Kids die raubeinige Astrid schlagartig vergessen zu haben.
Aber wenn ihr mich fragt, lag das nicht an Astrids Charakter, sondern an der traumatischen Erfahrung, die die Kleinen gerade durchmachten. Im Moment
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