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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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jetzt, Amy? Warum ist dies gerade jetzt an die Oberfläche gekommen?«
    »Das ist nicht einfach nur so passiert, verstehst du denn nicht? Der ganze Prozeß begann schon vor drei Jahren.«
    »Die Morde an diesen Kindern?«
    »War das etwa nicht der Zeitpunkt, an dem sich dein zusätzlicher Sinn zum ersten Mal wieder gemeldet hat? Aber - wer weiß, vielleicht hast du viel mehr auf diese besondere Art wahrgenommen und das Ganze jedesmal unbewußt auf reine Intuition zurückgeführt?«
    Er überlegte und sagte dann langsam: »Vielleicht war erst dieser andere Geist nötig - als Auslöser sozusagen.« Gefaßter fügte er hinzu: »Vielleicht hat ganz einfach jemand meinen Code herausgefunden.« »Was?«
    »Meinen Code. Frans Idee. Sie setzte Verstand mit Computern und Zugangscodes gleich. Der Vergleich ist unwichtig, aber nach dem Prinzip könnte es funktionieren.« Unvermittelt zog er die Beine an und lehnte sich vor. »Noch ein Punkt, an den ich mich erinnere. In diesem Traum - wenn man das Ganze überhaupt so nennen kann - hat mich der Junge gesehen. Er hat mich bemerkt.«
    Sie schüttelte den Kopf, »Ich versteh' nicht, was du damit meinst.«
    »Er sah zu mir herauf. Ich habe zu mir selbst hinaufgesehen, Amy! Nein, das heute nacht, das war kein Traum - es war eine Erinnerung, ein Signal. Ich erinnere mich, daß der Geist meiner Mutter zu mir gekommen ist... sie wollte mir ihre Liebe beweisen, wollte mir sagen, daß der Tod nichts Endgültiges ist, und ich erinnere mich an dieses andere Augenpaar, das mich in dieser Nacht beobachtete... Ich schwöre dir, daß ich mich an diese Nacht erinnere - an jede Einzelheit, die ich damals als Junge wahrgenommen habe. Und diese Augen, sie gehörten jemandem, der sich um mich kümmerte, der besorgt um mich war. Verstehst du jetzt, Amy? Ich hatte damals die Kraft, mein zukünftiges Ich zu sehen! Bin ich jetzt total übergeschnappt, Amy, oder ist das die Wahrheit? Ich hatte die Kraft, mein zukünftiges Ich zu sehen, und heute nacht hatte ich die
    Kraft, zurückzugehen und mein vergangenes Ich zu sehen.«
    Er fröstelte, und sie klammerte sich an ihn.
    »Diese Kraft in mir ist so stark«, hauchte er. »Gott, ich kann sie spüren, so stark... Und - und...«
    Das Leuchten war direkt vor ihm, ein dunstiges Schimmern, aber er wußte trotzdem, daß die Erscheinung allein in seinem Kopf war, nicht hier im Zimmer. Anfänglich klein, verdichtete sie sich immer mehr, rundete sich, nahm feste Gestalt an.
    Ein Mondstein.
    Nein. Er wuchs, dehnte sich aus, verzerrte sich, die Struktur veränderte sich. Kein Mondstein. Jetzt nicht mehr.
    Risse und Krater vernarbten die Oberfläche. Gebirgsketten ragten bleich empor.
    Er sah den Mond selbst.
    Und mit diesem Bild kam eine schreckliche Vorahnung.

Jeanette stürmte über den runden Rasen zu den naturwissenschaftlichen Gebäuden hinüber und betete darum, daß sie von keinem Kollegiumsmitglied beim widerrechtlichen Betreten des geheiligten Bodens erwischt wurde. Sie wich der Statue der Schulgründerin aus und rannte noch schneller, und ihre dunklen Haare flatterten hinter ihr her; die Bücher für die nächste Unterrichtsstunde hielt sie fest unter einen Arm geklemmt. Zum Glück stand jetzt Computerlehre auf dem Stundenplan, und Mr. Chil-des wurde selten richtig böse, obwohl er ab und zu schon streng werden konnte - vor allem, wenn sich die Mädchen allzu sehr daneben benahmen.
    Der Rasen lag hinter ihr, und sie war erleichtert. Mit Lichtgeschwindigkeit überquerte sie den KiesWendekreis für die Besucherautos, jagte die Stufen empor und stieß die gläsernen Eingangstüren auf. Noch eine Treppe. Der Computerraum lag im ersten Stock bei den wissenschaftlichen Labors. Jeanette war beinahe oben, als sie die Bücher verlor. Also noch einmal zurück, aufsammeln. Und weiter.
    Vor dem Lehrsaal hielt sie an und versuchte sich zu fassen. Drei tiefe Atemzüge, ein schnelles Haarekämmen mit den bloßen Fingern, dann war sie bereit. Sie trat ein.
    »Hallo, Jeanette«, empfing Childes sie, und sie bemerkte das leichte Stirnrunzeln nur zu gut. »Ein bißchen spät dran, was?«
    »Ich weiß, Sir, tut mir auch leid«, erwiderte sich und war trotz all ihrer Bemühungen, ganz ruhig zu wirken, noch immer völlig atemlos. »Ich hab' heute morgen mein Computerprogramm auf dem Zimmer vergessen. Zwischen den anderen Unterrichtsstunden konnte ich es nicht holen.« Sie starrte ihn ängstlich an, und er lächelte.
    »Geht schon in Ordnung«, antwortete er. »Mal sehen, du

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