Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
blinzelte, denn er hatte die Energie, die von ihr ausstrahlte, gesehen, eine Aura der Vitalität. Es war ein außergewöhnliches Phänomen und etwas, das er in allerjüngster Zeit öfter beobachtet hatte - das Strahlen einer ruhigen, vielfarbenen Flamme, ein kurzes Auflodern, das sofort wieder verblaßte, wenn man sich darauf konzentrierte, und das ihn jedesmal verwundert und merkwürdig zurückließ. Der ungewöhnliche Effekt verschwand, als ihn Miss Piprelly ansprach und so seine Aufmerksamkeit voll und ganz beanspruchte.
    »Es wäre mir lieber, Sie würden nicht so dastehen und die Leute mit solch großer Intensität inspizieren, Mr. Childes. Vielleicht könnten Sie mich ins Vertrauen ziehen, wenn irgend etwas nicht stimmt?«
    Dieses unheimliche Bewußtsein in ihren Augen. Er bekam Einblick in die tieferen Empfindsamkeiten unter der ein wenig spröden Oberfläche und begann die Schulleiterin allmählich in einem völlig anderen Licht zu sehen. Doch ihre Beziehung hatte sich nicht verändert. Er fragte sich, ob er seine neuen Erkenntnisse den verwirrenden Entwicklungen in sich selbst zu verdanken hatte.
    »Mr. Childes?« Sie wartete auf eine Antwort.
    Die Versuchung, ihr alles zu erzählen, war beinahe überwältigend - aber wie sollte sie ihm glauben können? Estelle Piprelly war eine rationale, nüchterne Direktorin, tatkräftig und eifrig in ihren Bemühungen erzieherischer Bestleistung. Andererseits - was war das in ihr - was verwirrte ihn so, welche vage oder getarnte Eigenart besaß sie, die ihr Image Lügen strafte?
    Sie seufzte ungeduldig. »Mr. Childes?«
    »Tut mir leid, ich war meilenweit entfernt.«
    »Ja, das konnte ich sehen. Wenn Sie mir bitte verzeihen wollen, daß ich so offen spreche, aber Ihnen scheint unwohl zu sein. Sie sehen bereits seit geraumer Zeit so verstört aus, eigentlich seit Ihrer Abwesenheit.«
    Eine unbedeutende Krankheit, ein Sommerschnupfen, hatte er als Erklärung für seine nach Annabels Verschwinden auf dem Festland verbrachte Zeit angegeben. »Oh.« Er zuckte mit den Schultern. »Nun, das Sommersemester ist so gut wie beendet, ich werde also eine Menge Zeit zum Ausspannen haben.«
    »Ich würde nicht sagen, daß Ihr Stundenplan sehr dichtgedrängt ist, Mr. Childes.«
    »Eigentlich nicht.«
    »Beschäftigt Sie etwas?«
    Er war hin- und hergerissen, aber dies war weder die richtige Zeit noch der richtige Ort, um ganz offen zu ihr zu sein. Im schlimmsten Fall konnte sie ihn vom Gelände weisen.
    »Nein - mich haben - äh - die Eltern interessiert. Ich habe versucht, sie ihren Sprößlingen zuzuordnen. Nur ein kleines Spiel, nichts weiter. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie ähnlich manche der Mädchen der Mutter oder ihrem Vater sind - und andere wieder: das genaue Gegenteil? Eigentlich unglaublich.«
    Sie war nicht zufriedengestellt, aber sie hatte zuviel zu tun, um sich eingehender mit ihm zu befassen. »Nein, ich finde dies überhaupt nicht unglaublich. Und nun schlage ich vor, daß Sie Ihr Spiel vergessen und sich ein wenig mehr unter unsere Gaste mischen.« Miss Piprelly war bereits im Begriff, sich abzuwenden, hielt jedoch noch einmal inne. »Sie wissen, Mr. Childes, wenn es da irgendein Problem gibt, dann steht Ihnen meine Tür jederzeit offen.«
    Er mied ihren Blick, da er sich unbehaglich fühlte; ihre Bemerkung enthielt mehr als nur eine beiläufige Einladung. Wieviel wußte sie wirklich über ihn?
    »Ich werde daran denken«, versprach er und blickte ihr nach, als sie davonging.
    Amy entdeckte Overoy auf Anhieb. Obwohl er sich alle Mühe gab, wie ein besorgter Vater auszusehen, der hier zu Besuch war, sah er doch nur wie ein Polizist in Zivil auf der Jagd nach Taschendieben aus - sein durchdringender Blick und seine wachsame Haltung verrieten ihn. Sie mußte lächeln: vielleicht sah er auch nur für sie so aus, weil sie wußte, wer er war und weshalb er hier war. Sie widerstand dem boshaften Impuls, zu winken und »Inspector!« zu rufen. Statt dessen wandte sie sich an die beiden dreizehnjährigen Mädchen, die ihr am ErdbeerSahne-Stand assistierten:
    »Übernehmt ihr eine Weile. Und achtet darauf, daß ihr das richtige Wechselgeld herausgebt. Und nur vier Erdbeeren pro Körbchen, sonst gehen sie uns zu schnell aus,
    und wir sitzen ohne einen Penny Gewinn da.«
    »Ja, Miss Sebire«, erwiderten sie im Duett und waren sichtlich erfreut, nunmehr in Eigenregie wirken zu können.
    Amy schlenderte davon und erwiderte die Grüße der Eltern, die sie kannte. Overoy hatte

Weitere Kostenlose Bücher