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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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allzusehr zu langweilen. Letztes Mal hast du mir genug Prügel verabreicht. Bitte entschuldigen Sie uns jetzt, Mr. Childes. Ich habe da noch einen Punkt, den ich unbedingt mit dir besprechen möchte, Paul... «
    Freundlich führte er den Finanzier davon, wobei er weiterhin versöhnlich auf den Mann einsprach, offenbar sehr darum bemüht, jede Unruhe im Ablauf dieses Tages bereits im Keim zu ersticken.
    Childes sah ihnen nach und bedauerte den kurzen, aber haßerfüllten Wortwechsel mit Sebire bereits. Gleichzeitig ärgerte er sich darüber, daß es zu keiner Entscheidung gekommen war. Er hatte sich nicht so sehr in Amy verlieben wollen - welcher Mann oder welche Frau machte sich schon freiwillig und bewußt so verwundbar? - aber es war nun einmal geschehen, und deshalb würde er alles in seiner Macht Stehende tun, um sie zu halten. Ein Streit mit ihrem Vater - noch dazu in aller Öffentlichkeit - trug wohl kaum dazu bei. Und im übrigen: die Sache mit Fran auch nicht. Er hätte nicht mit ihr schlafen müssen. Er schob diesen Gedanken beiseite, aber das schlechte Gewissen blieb.
    Inzwischen waren in diesem Teil des Schulgebäudes nicht mehr viele Leute; die meisten hatten sich auf der Rückseite des Colleges versammelt. Statt ihnen dorthin zu folgen, machte Childes den weiten Umweg zu den ruhigeren Bereichen des Geländes; er wollte das nahe Unterholz und das Waldgebiet in Augenschein nehmen, und, natürlich, die Eingänge und schattigen Ecken des Gebäudes und der Anbauten selbst.
    Möwen kreisten träge am Himmel, glitten dann im Sturzflug hinab und verschwanden jenseits der nahen Klippen; das Geräusch der Brandung, die sich in der Tiefe an den Felsen brach, wehte zu ihm heran, als er einige Sekunden lang stehenblieb und aufmerksam lauschte. Eine riesengroße, pelzige Hummel taumelte behäbig vor ihm über den Weg, unfähig zu fliegen -Opfer einer vorzeitigen Paarung. Die Sonne brannte unerbittlich herab und ließ die Luft über dem Boden flimmern.
    Childes ging weiter und machte einen vorsichtigen Schritt über die Hummel hinweg. Ein leises Rascheln irgendwo links brachte ihn erneut zum Stehen, bis er voller Erleichterung feststellte, daß die Büsche, aus denen das Geräusch gekommen war, ziemlich niedrig waren -ungeeignet, irgend etwas anderes zu verbergen als ein sehr kleines Tier, vielleicht einen Vogel. Er schlenderte weiter.
    Das Stimmengewirr drang auf ihn ein, als er die Ecke umrundete - die allgemeine Betriebsamkeit erzeugte ein wimmelndes Panorama und stand im vollkommenen Kontrast zu der stillen Leere hinter ihm. Bänke und Stühle waren mit Blick auf das Gebäude und dessen große Terrasse in langen Reihen aufgestellt; zwischen den Sitzgelegenheiten und der Terrasse erstreckt sich eine breite Grünfläche. Dort sollten nach den Reden und Preisverleihungen die verschiedenen Aufführungen präsentiert werden, Besucher und Schülerinnen ließen sich auf den Bänken nieder und boten ein pulsierendes Gemisch unruhiger Farben vor der Rasenfläche. Hoch droben war das gelbe Inselflugzeug unterwegs, und hinter den versammelten Menschen ragten die Baumkronen üppig in den eindrucksvollen blauen Himmel empor.
    Childes marschierte den Kiesweg am Rasen entlang, und als er feststellte, daß alle dem Kollegium und den Ehrengästen zugewiesenen Plätze bereits besetzt waren, wandte er sich den hinteren Sitzreihen zu. Er fand einen leeren Platz, setzte sich und wartete darauf, daß die Aufführung begann.
    Auf der Terrasse saßen Miss Piprelly, die Vorstandsmitglieder und die Vertreter des Elternbeirats sowie ausgewählte Lehrer an einer langen Tafel, auf der die Trophäen - gerollte Urkunden, Tombola-Preise und ein reichlich betagtes Mikrofon - plaziert waren. Eine kurze, steinerne Treppenflucht führte zu dieser Terrasse hinauf, und das ehrwürdige, graue Steingebäude, das Klassenzimmer und Schülerräumlichkeiten beherbergte, bildete eine dunkle Kulisse; der helle Turm des neueren Gebäudes, in dem Aula und Turnhalle untergebracht waren, beherrschte das gesamte Bild.
    Unter der Menge kehrte Stille ein, als sich die La Roche-Direktorin erhob und das Mikrofon zu sich heranzog, und Childes, dem die Sonne den Rücken wärmte, begann ernsthaft an seinen bösen Ahnungen zu zweifeln.

Jeanette lag auf ihrem Bett; sie hatte Kissen und Polster unter den Kopf gesteckt, die Knie hochgezogen und den Saum ihres hellblauen Kleides darübergespannt. Ihre Füße in den weißen Strümpfen gruben sich in die Steppdecke. Eine nicht

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