Moonlit Nights
ist als sie.«
»Hübscher als Amilia? Die würde ich ja gerne mal sehen«,
murmelte ich leise vor mich hin. Ich bemerkte, wie Liam die
Augen verdrehte und überlegte, was mir entgangen war.
»Jedenfalls«, fuhr er fort und lenkte mich von meiner Überlegung
ab, »ein Mädchen oder besser
mein
Mädchen, sollte nicht einfach
nur hübsch sein. Amilia ist oberflächlich und arrogant. So etwas
kann ich nicht gebrauchen. Mein Mädchen sollte klug sein,
interessant und es sollte sich auch für die Probleme anderer
interessieren. Amilia hingegen interessiert sich nur für sich selbst.
Außerdem sollte man Spaß mit ihr haben können und das Einzige,
über was Amilia lacht, ist, wenn andere zu Schaden kommen.
Also verstehe ich immer noch nicht, wie du ausgerechnet auf
Amilia kommst.« Schon wieder sprach er ihren Namen aus, als
wäre Amilia eine kleine, schleimige Kröte und nicht das
hübscheste Mädchen, was er jemals gesehen hatte. Ich dachte
darüber nach, wie Liam »mein Mädchen« gesagt hatte und wie
toll es sich anfühlen müsste, wenn er das über mich sagen würde.
Aber darauf konnte ich lange warten. Verdattert blickte ich Liam
an. Sollte er tatsächlich der erste Junge sein, der nichts von
unserer allseits geliebten Amilia wissen wollte? Das konnte ich
fast nicht glauben. Liam schien langsam ein bisschen genervt, also
wechselte er das Thema. Von einem unglaublichen Thema zum
nächsten noch unglaublicheren Thema.
»Hast du morgen schon etwas vor?«, fragte er mich völlig
unerwartet. Seine Augen strahlten.
»Wer? Ich?« Liam kicherte und schaute übertrieben aufmerksam
in der Gegend herum … »Steht hier sonst noch jemand?«
»Ähm … nein, ich …« Doch Liam legte mir seinen Zeigefinger
so auf die Lippen, dass ich nicht weitersprechen konnte. Er
berührte mich! Hilflos schnappte ich nach Luft, während Liam
mich selbstgefällig anlachte.
»Bestens! Gehen wir einen Kaffee trinken?«
»Ich … ich trink‘ keinen Kaffee.« Wieder rollte Liam mit den
Augen. »Ich bin mir sicher, dass die da auch was anderes haben.«
Mein Herzschlag setzte aus und Liam grinste süffisant.
»Ich hol‘ dich um drei ab.« Das war ein Befehl, keine Frage oder
Bitte. Ich wusste gar nicht, dass der höfliche und zuvorkommende
Liam so herrisch sein konnte. Er faszinierte mich mit jedem Tag
mehr. Ich nickte, da ich mich nicht unbedingt in der Lage sah,
einen intelligenten Satz zu formen. Selbst ein einfaches »Ja« wäre
mir bei seinem Anblick, jetzt wo ich auch noch ein Date mit ihm
hatte, schwergefallen. Er verabschiedete sich mit einem kurzen
»bis morgen«, machte auf dem Absatz kehrt und ging, ohne sich
noch einmal umzudrehen, die Straße hinunter. Ich glotzte ihm
hinterher, immer noch sprachlos und den Mund für eine Antwort
geöffnet. Ich hatte etwas erwidern wollen, doch ich wusste nicht,
was ich sagen sollte. Liam hatte mich zum Kaffeetrinken
eingeladen. Mich – nicht Amilia! Hah! Mein Herz schlug so
triumphierend, dass ich das Gefühl hatte, es würde mir jeden
Augenblick aus dem Brustkorb springen. Um drei Uhr würde er
mich abholen. Moment, drei Uhr war ja schon nachmittags. Zählte
das dann überhaupt als Date? Ach egal, ich würde meinen
Samstag mit Liam verbringen und nur das zählte.
Ich lief nach Hause, um die Neuigkeiten meiner Mutter zu
erzählen. Meiner Mutter? Ich wollte freiwillig irgendetwas meiner
Mutter erzählen?! Ich schien diese ganzen Glücksgefühle nicht
besonders gut zu vertragen, aber ich freute mich so sehr, dass ich
sie am liebsten in die ganze Welt hinausposaunt hätte.
Mehr hüpfend als laufend kam ich an unserem Laden an und
schwang die Tür auf. Wieder schaute ich in das völlig verdutzte
Gesicht meines Vaters. Dads Gesichtsausdruck war einfach zu
komisch. Er konnte schlecht damit umgehen, wenn jemand – vor
allem, wenn dieser jemand ich war – seine Gefühle offen zeigte.
Eigentlich verschonte ich ihn von meinen Gefühlsausbrüchen,
aber heute war so ein wunderbarer Tag, das musste doch sogar
selbst er merken, oder? Ich wusste, dass meinem Vater schlechte
Laune bei mir lieber war. Damit konnte er umgehen – im
Gegensatz zu diesen neuen, hormongeprägten Ausfällen, die ich
in letzter Zeit öfter hatte.
Fred entgegnete mir ein kurzes »Hallo Schatz« und steckte seine
Nase sofort wieder in sein Kassenbuch. Ich wusste, dass er es sich
nur vors Gesicht hielt, um sich dahinter zu verstecken. Wir hatten
mitten im Monat. Da wurde keine
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