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Moonlit Nights

Moonlit Nights

Titel: Moonlit Nights Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Mueller
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Schritte. An der Laterne angekommen, lehnte ich mich
dagegen und verschnaufte erst mal. So viel Sport, wie ich in den
letzten drei Tagen getrieben hatte, hatte ich mein ganzes Leben
nicht gemacht. Ich wartete auf Liam, doch Liam kam nicht.
Widerwillig ging ich zur Schule. Ein kleiner Hoffnungsfunke
bestand noch, dass Liam wie beim letzten Mal etwas verspätet
auftauchen würde. Doch auch hier wurde ich enttäuscht. Liam war
heute nicht zur Schule gekommen. Blöder David! Was hatte er
gesagt? Du wirst sehen, Montagmorgen sitzt Liam wie jeden Tag
in der Schule neben dir. Bla, bla, bla. Was wusste der denn schon!
Pfff! Sofort beschlich mich das ungute Gefühl, dass Liam
vielleicht doch schlimmer verletzt war, als David mir weismachen
wollte. Andererseits hatte ich sämtliche Berichte über Werwölfe
ausgiebig gelesen. Auch, wenn im Internet viel wirres Zeug
darüber stand und vieles auch ziemlich unrealistisch klang (wobei
– was konnte man noch als realistisch einstufen, wenn es sich um
Werwölfe handelte), jedenfalls hatten alle Berichte eine Tatsache
gemeinsam: dass sich ein Werwolf nicht so leicht töten ließ und
über eine sehr schnelle Selbstheilung verfügt. Das beruhigte mich.
Niedergeschlagen ging ich nach Hause. Mein Vater war gerade
dabei, die Obstkisten auszuräumen. Verwundert schaute ich ihn
an. Das war Liams Arbeit. Heute war Montag und montags
musste Liam arbeiten. »Was tust du da?«, fragte ich
missbilligend. Erstaunt sah mich mein Vater an. »Liam hat sich
krankgemeldet. War er etwa in der Schule?«, fragte er mich
kritisch, als wenn er Liam ertappt hätte. Ich schüttelte mit dem
Kopf. Die anfängliche Begeisterung, die mein Vater für Liam
empfunden hatte, war mit einem Schlag verflogen, als er erfuhr,
dass Liam und ich ein Paar waren. Der einzige Grund, weshalb
mein Dad Liam noch nicht rausgeworfen hatte, war
wahrscheinlich, dass ihm das Kistentragen nicht mehr so leicht
fiel wie früher und er froh über jede helfende Hand war. Wer –
außer Liam – würde freiwillig so eine anstrengende, schlecht
bezahlte Arbeit erledigen? Wobei Liam die Arbeit nie sehr schwer
gefallen zu sein schien. Er hatte sich also krankgemeldet. Es war
ein Gefühl, als würde mir jemand eine Bratpfanne ins Gesicht
schlagen. Nicht, dass das schon einmal vorgekommen wäre und
ich somit irgendeine Vergleichsmöglichkeit gehabt hätte, aber so
stellte ich mir es zumindest vor.
»Wie lange?«, fragte ich begierig, doch mein Dad zuckte mit den
Schultern. »Keine Ahnung, aber es hörte sich nicht so an, als
würde er diese Woche noch kommen.« Zack! Erneut klatschte mir
die imaginäre Bratpfanne gegen die Stirn. Hoffentlich war das ein
schlechter Scherz gewesen. Wie sollte ich eine komplette Woche
ohne Liam aushalten? Andererseits würde ich sicher auch keine
schweren Obstkisten tragen wollen, wenn ich angeschossen
worden wäre – egal ob Werwolf oder nicht. Die Krankmeldung
galt bestimmt nur für Dads Laden.
    Der nächste Tag begann genauso wie der letzte. Mit Hektik,
Hektik, Hektik! Ich hastete zu der Laterne, um Liam glücklich in
Empfang zu nehmen, doch wieder war er nicht da. Ich wartete
länger als ich gedurft hätte, immer noch in der Hoffnung, dass
Liam doch kommen würde, und kam natürlich prompt zu spät
zum Unterricht. Schüchtern öffnete ich die Klassentür und schlich
zu meinem Platz, während Mr Graham mich mit Argusaugen
verfolgte. Er machte sich eine Notiz in sein Lehrerbuch.
Vermutlich hatte er mir einen Eintrag verpasst. Schweigend setzte
ich mich auf meinen Platz und holte meine Schulsachen hervor.
Genauso gut hätte ich sie in der Tasche lassen können. Ich hatte
nicht wirklich Lust, dem Unterricht zu folgen, sondern dachte
pausenlos an Liam. Wieder verging ein Tag und ich konnte Liam
nur in meinen Gedanken sehen. Der Rest der Woche verlief auch
nicht besser. Jeden Morgen hechtete ich zu der Laterne und jeden
Morgen machte sich die gleiche Enttäuschung in mir breit. Ich
wartete auf Liam, doch er kam nicht. Allerdings erlaubte ich mir
nicht mehr, dafür zu spät zum Unterricht zu kommen. In die
Klasse zu müssen, während alle anderen schon saßen und mich
von allen Seiten anstarrten, gehörte wahrlich nicht zu meinen
Lieblingserlebnissen.
    Es war Freitag und von Liam hatte ich immer noch nichts
gehört. Das war wirklich frustrierend, obwohl ich zugeben muss,
dass meine Sorge sich mittlerweile in Unmut verwandelt hatte.
Was fiel Liam

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