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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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hast du Wilson gewählt.«
    »Du meinst also, Wilson hätte die Deutschen lieber
aufklären
sollen? Na, das hätte bestimmt geholfen! Das hätte ihnen klipp und klar gezeigt, dass ihr Handeln falsch ist, oder?« Er wandte sich den anderen zu. »Mein kleines Mädchen hat ein paar sehr merkwürdige Vorstellungen.«
    »Ich bin
nicht
«, erwiderte ich und unterstrich das Wörtchen, indem ich mit der Faust auf den Waffentisch schlug, »dein kleines Mädchen. Und ich unterrichte Nicholas nicht, um ihm zu zeigen, dass sein Handeln falsch ist, sondern um jemandem zu
helfen
. Aber was wisst ihr schon davon? Ihr Jungs hängt euch eure Waffen um und nennt euch
Defender
 – aber wen verteidigt ihr eigentlich? Eure Portemonnaies vielleicht. Und euer schrumpelig kleines Selbstverständnis.«
    »Mein
kleines Mädchen
«, sagte Daddy absichtlich, »du liest zu viele Bücher. Was auch immer für ein Job das ist – er ist es nicht wert.«
    Ich holte tief Luft und schloss die Augen, um seine selbstzufriedene Miene nicht sehen zu müssen. »Daddy, Troy«, begann ich, als ich mich ein wenig beruhigt hatte, »ich kann nur sagen, dass es sehr wichtig für mich ist. Wenn ihr also einfach …«
    »Verflucht noch mal, Zephyr«, unterbrach Daddy mich. »Merkst du denn nicht, dass wir Besseres zu tun haben, als mit dir herumzuspielen? Deine Mutter hat dir gesagt, dass sie dir Bescheid gibt, wenn es losgeht. Das muss reichen.«
     
    Mama holte mich ein, als ich auf den Aufzug wartete. Ich nahm ihren Duft wahr, bevor ich das sachte Zupfen an meinem Ärmel spürte. Gepresster Lavendel – dasselbe selbstgemachte Parfüm, das sie schon mein ganzes Leben lang benutzte. Gegen meinen Willen musste ich lächeln, als ich mich zu ihr umdrehte.
    »Mein Liebes«, sagte sie, »dein Vater hat es nicht so gemeint. Er hat in letzter Zeit unter einem enormen Druck gestanden. Und dich dann mit diesem Dschinn zu sehen …« Etwas in meiner Miene veranlasste sie dazu, schnell weiterzusprechen. »Du weißt doch, wie er vor einem Angriff immer ist.«
    »Mama, dieses Mal ist es Amir, den er angreift. Ich mag vielleicht sein kleines Mädchen sein, aber das ist ihm vollkommen egal.«
    Immerhin wirkte Mama aufgewühlt. Sie nahm meine Hand und drückte sie. »Vielleicht bist du ein bisschen zu sehr in diese Angelegenheit verstrickt. Es kam mir vor, als wäre Amir ziemlich besorgt um dich. Er schien zu denken, dass du der Sache möglicherweise nicht gewachsen sein könntest. Ist das so, Zephyr?«
    Es dauerte eine Weile, bis ich verarbeitet hatte, was sie da gerade gesagt hatte. »Amir … Du hast dich mit Amir getroffen? Bist du noch einmal in seinem Apartment gewesen?«
    Sie lachte. »Nein, nein, er ist heute Morgen vorbeigekommen, um deinen Vater zu sehen, doch John war nicht da, also habe ich mit ihm gesprochen. Er hat ganz reizende Manieren, und du liegst ihm offenbar sehr am Herzen, Liebes. Er hat mir das hier gegeben.«
    Sie reichte mir ein Kurzschwert in einer dezent verzierten Schutzhülle. Ich brauchte einen Moment, um es wiederzuerkennen: Es war das geweihte Schwert, das Troy Amir günstig verkauft hatte.
    »Ich konnte erkennen, dass es ein außergewöhnliches Stück ist. Amir sagte, ich solle es behalten. ›Auf Treu und Glauben‹, meinte er.«
    Tja, das klang ganz nach Amir. Gab meiner Mutter ein Schwert, das eine geweihte Klinge hatte, die ihn höchstwahrscheinlich umbringen konnte.
    »Das war nett von ihm«, brachte ich hervor.
    »Ich will auch nicht, dass ihm etwas Schlimmes zustößt, Zephyr. Daher verspreche ich dir, dass ich dir Bescheid sage, sobald dein Vater loszieht. Ich denke, du hast noch ein paar Tage Zeit.« Ihre Mundwinkel zuckten verdächtig. »Ich glaube, dass Troys geheimnisvoller Kunde die letzte Rate noch nicht gezahlt hat.«
    Ich musste lachen. »Tja, das sollte die ganze Sache verzögern, oder?« Der Aufzug war da, und ich gab dem Liftboy ein Zeichen, die Tür offen zu halten. »Danke, Mama«, sagte ich und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Ich denke, ich bleibe am Ball.«
     
    Leider musste ich den Plan verwerfen, langsam und unauffällig das Vertrauen von Nicholas und den
Turn Boys
zu gewinnen, denn ich hatte keine Zeit, um mit Erinnerungsspielchen Hinweise aus ihm herauszubekommen. Ich war nervös, als ich mich in das schwach beleuchtete Hinterzimmer setzte. Nicholas sah besser aus als am Tag zuvor. Unwillkürlich fragte ich mich, ob es daran lag, dass er in der letzten Nacht weniger
Faust
genossen hatte, oder daran,

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