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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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Duesenbergs aufhielt. »Ein tapferer Versuch übrigens«, fügte er hinzu und wies mit einem Nicken in meine Richtung, als wäre ich gar nicht anwesend. »Die Absicht ist edel, aber Sie wissen ja, was man über Ackergäule und Rennpferde sagt.«
    Ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen. Mein Atem ging keuchend in meiner Brust, mein Nacken fühlte sich angespannt genug an, um zu bersten. Ein Teil von mir hätte vor Freude geweint, ihn umbringen zu dürfen.
    »Ihretwegen sind Menschen gestorben«, schrie ich. So viel zum Thema kühle Eleganz und Haltung. Ich war hierhergekommen, um ihm eine Szene zu machen – und das würde ich weiß Gott auch tun. »Gute, geschätzte, aufrechte Mitbürger sind tot. Gestorben wegen
Faust
. Das Blut dieser Leute klebt an Ihren Händen!«
    »Meine Güte, Miss Hollis. Das sind keine
Mitbürger
. Das sind nur
Andere

     
    »Na ja, das war …«
    »Sprechen Sie bitte nicht mit mir. Ich kann es nicht ertragen, wenn Sie jetzt mit mir sprechen.«
    Ich verließ das Rathaus und marschierte die Straße entlang, wobei ich ziemlich unhöflich die paar Leute ignorierte, die nach dem Vorfall zu mir gekommen waren, um mit mir zu reden. Ich wusste, dass ich mich wie der schlimmste herablassende, herrische Long Islander benahm (vielleicht hatte Lily die Kleider mit einem Fluch belegt), doch im Augenblick bezweifelte ich, dass ich die Begegnung mit anderen Menschen aushalten konnte. Wir erlebten Zeiten des Aufschwungs, der Krieg war vorüber, aber wir waren hier in unserem kleinen Sumpf, Lower East Side genannt, und es gab Menschen, die mit unserem Leid Geld verdienten. Es allerdings derart deutlich ausgesprochen zu hören, wenn der tragische Tribut seines Handelns so vollkommen, so schmerzvoll klar war …
    »Er ist unmenschlich. Ich weiß nicht, warum er uns die
Anderen
nennt. Ich weiß es wirklich nicht.«
    Überrascht sah Lily mich an. »Aber, Zephyr, Sie sind nicht …«
    »Selbstverständlich bin ich das! Für Menschen wie Sie und ihn? Was ist denn schon der Unterschied zwischen einer Vampirrechtlerin und einem Vampir? Die Neuartigkeit vielleicht.«
    Einige Minuten lang schwieg Lily, obwohl sie mit mir Schritt hielt, während ich weiterstapfte. »Ich begrüße nicht alles, was er tut, wissen Sie?«, sagte sie schließlich. »Werfen Sie mich bitte nicht mit ihm in einen Topf, nur weil wir auf denselben Partys zu Gast sind. Ich mag das Wahlrecht für Frauen. Gut, ich gehe vielleicht nicht auf die Treffen der Suffragetten, aber ich benutze Verhütungsmittel.«
    Ich wurde langsamer. »Während Familien zu zehnt und ohne Heizung oder Elektrizität in einem Zimmer leben und Sie und ›Beau Jimmy‹ sich in der Zwischenzeit drei Tage lang mit illegal importiertem
Cointreau
auf einer glamourösen Long-Island-Party betrinken?«
    Seltsam, wie wütend sie das zu machen scheint, dachte ich. »Jesus, Zephyr, was wollen Sie denn von uns? Blut?«
    Ich musste lächeln. »Das wäre zumindest ein Anfang.«
    Nach einer kurzen Pause lachte Lily und schüttelte den Kopf. »
Touché.
Wohin wollen Sie? Ich könnte die Droschke bezahlen.«
    Damit spürte ich endgültig den letzten Groll verfliegen. Lily konnte nichts für die Welt, in die sie hineingeboren worden war – genauso wenig wie ich. Auf sie oder Jimmy Walker wütend zu sein war nur die Spitze des Eisbergs – darunter lag ein viel größeres Problem, welches das gesamte System betraf.
    Gnädigerweise nahm ich Lilys Angebot einer Kutschfahrt an und verließ sie, um zum
Gramercy Park
zu fahren. Sie würde heute Abend zu Mrs. Brodskys Pension kommen, um mich zu einer schicken Party abzuholen. Doch im Moment hatte ich einige Dinge zu erledigen – leider familiärer Natur.
     
    Ich fand Daddy im Wohnbereich seiner Suite, wo er mit Troy und zwei weiteren muskulösen Mitgliedern der
Defender
zusammensaß. Unzählige Waffen, die für eine ganze Bürgerwehr gereicht hätten, lagen auf dem Esstisch: Messer, Schwerter, Bögen, Flinten und Dutzende von Gewehren, die gefährlich glitzerten. Bei einem unerwarteten Überfall hätten die
Turn Boys
nicht den Hauch einer Chance.
    Troy erblickte mich zuerst. »Zephyr! Dann hast du deine Meinung also doch noch geändert.« Er kam auf mich zu und half mir formvollendet aus dem Mantel, bevor ich ihn ablegen konnte. »Mir hat die Geschichte über dich in der Zeitung ausgesprochen gut gefallen«, sagte er. »Ich wusste, dass du diesen Unsinn mit den Rechten der
Anderen
nicht für immer durchhalten würdest.«
    Mit

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