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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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Er lachte und rempelte mich wieder an. Sein Atem stank nach Blut und einer Spur von Fäulnis und Teer, also handelte es sich um einen Vampir. War das, was ich roch,
Faust
oder nur das Ergebnis eines besonders widerwärtigen Mahls? Mir gefielen beide Möglichkeiten nicht.
    »Bitte, lassen Sie mich gehen«, sagte ich scharf, um ihn wissen zu lassen, dass er mir keine Angst einjagte.
    Sein Lachen war schrill. »Rinaldo kennt dich,
puttana
«, sagte er, und seine Stimme klang gedämpft und seltsam rauh. »Du bist die Maus, er ist die Katze.«
    Er beugte sich vor und legte den Kopf von hinten in meinen Nacken. Gegen meinen Willen begann ich zu zittern. Es war zu spät, um mich nach meinem Messer zu bücken. Vielleicht sollte ich allmählich damit anfangen, Schlitze in meine Röcke zu machen, damit ich meine Waffe leichter erreichen konnte. Gott, ich hoffte, es kam nicht so weit. In der Nähe schepperte es, als würde jemand eine Blechdose die Straße entlangkicken. Plötzlich zog sich mein seltsamer Angreifer zurück und rannte mit der unnatürlichen Geschwindigkeit davon, mit der sich nur ein nüchterner Vampir bewegen kann.
    Ich atmete tief durch und blickte auf. Ich war nicht allein. Eine einsame Gestalt lehnte an der Ziegelsteinmauer des Gebäudes gegenüber, die Hände tief in die Taschen geschoben. Seine Augen schienen mich zu versengen, und ich hatte keinen Zweifel, wer da gegen die Büchse getreten hatte, die den geheimnisvollen Blutsauger so erschreckt hatte.
    Wie viel hatte er mitbekommen? Ich ging auf ihn zu, weitaus verwirrter, als ich es beim Angriff des Vampirs gewesen war.
    »Geht es dir gut?«, fragten wir im selben Augenblick.
    Er lächelte leicht und bot mir seinen Arm. Ich hakte mich unter und war dankbar für seine Wärme.
    »Also hast du dich geirrt, Zephyr«, sagte Amir nach einer Weile.
    Diese Aussage passte auf ziemlich viele der Entscheidungen, die ich in den vergangenen Tagen getroffen hatte. »Wie genau?«, entgegnete ich daher.
    »Rinaldo weiß sehr wohl, was du tust. Oder hast du nicht gehört, was der Kerl gesagt hat?«
    Ich seufzte. Was für ein sagenhaftes Glück.
     
    Bis auf einen winzigen Tisch direkt bei der Küche waren alle Plätze im Café besetzt. Nachdem wir uns gesetzt hatten, bestellte ich den dringend benötigten Kaffee und diskutierte dann mit der Bedienung hin und her, bis sie begriffen hatte, dass ich tatsächlich ein Sandwich mit nichts weiter als Tomaten und Käse wollte.
    Amir schien sich zu amüsieren. »Das muss manchmal frustrierend sein«, bemerkte er. »Warum bestehst du trotzdem darauf? Eine Scheibe Schinken hat ganz sicher noch niemandem geschadet.«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich habe ein paar Schlachthäuser besucht, und Mama hat mir oder Harry ab und zu aufgetragen, ein Huhn fürs Abendessen zu schlachten. Ich habe einfach … den Geschmack daran verloren.«
    »Du machst dir wirklich keine Sorgen?«
    »Wegen des Schinkens?«
    »Rinaldo.«
    Wieder zuckte ich die Schultern. Amir sah aus, als wollte er mich schütteln, entschied sich dann jedoch dafür, auf den Tisch zu hauen. »Wie hat dieser Vampir dich gefunden? Was weiß Rinaldo möglicherweise
noch?
«
    War das nicht eine echt gute Frage? »Aber … es scheint nicht so, als würde Nicholas irgendetwas ahnen. Ich glaube nicht, dass er weiß, dass ich ihn aushorche.«
    »Vielleicht ist er nur ein guter Schauspieler.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das ergibt alles keinen Sinn. Warum sollte er mir etwas vormachen, wenn er in meiner Nähe ist, und mir andererseits diese Drohungen schicken? Wenn er mich hinhalten will, sollte er mich in Sicherheit wiegen und nicht in Angst und Schrecken versetzen.«
    Nachdenklich lehnte Amir sich auf seinem Stuhl zurück. Die Kellnerin brachte mein Sandwich und stellte es mit einem verächtlichen Schnauben, den Kaffee dagegen mit etwas mehr Ehrfurcht auf den Tisch.
    »Du hast gesagt, dass Nicholas Rinaldo hasst, nicht wahr? Na ja, vielleicht weiß Rinaldo etwas, das er nicht sagt. Er droht dir, damit du dich von den
Turn Boys
und der ganzen Sache fernhältst, während Nicholas nichts davon ahnt.«
    Ich nippte an meinem Kaffee, zuckte zusammen und rührte drei Löffel voll Zucker hinein. »Also wenn die
Turn Boys
es nicht wissen, dann muss ich mir auch keine Sorgen machen.«
    »Es sei denn, Rinaldo beschließt, es ihnen zu sagen«, erwiderte Amir mit einer Sachlichkeit, die mich wütend machte. »Oder er ist deinen unendlichen Dickkopf irgendwann leid und kümmert sich persönlich

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