Moonshine - Stadt der Dunkelheit
ausführen.« Er grinste. »Die
Defender
enttäuschen ihre Kunden nie, wie du sicher weißt.«
Mein Gott, ja, obwohl ich mir wünschte, ich wüsste es nicht. »Wer ist euer Klient, Troy?«
»Du weißt, dass ich dir das nicht sagen kann.«
»Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um sich mit mir anzulegen! Meine beste Freundin ist gerade von Rinaldos Männern entführt worden, ihr wollt die
Turn Boys
umbringen, und ich muss wissen, was in Dreiteufelsnamen hier los ist!«
Plötzlich war es still im Zimmer.
»Zephyr!«, flüsterte Mama.
Ich verstand beim besten Willen nicht, wie sie mit Daddy zusammenleben konnte und noch immer empfindlich reagierte, wenn jemand »wenig damenhafte« Sprache benutzte.
Sogar Troy schien bestürzt zu sein. »Giudo. Das ist alles, was ich weiß. Wir haben uns an verschiedenen Straßenecken in Little Italy getroffen. Er hat einen sehr starken Akzent, allerdings trug er immer eine Art Mönchskutte, so dass ich sein Gesicht nicht erkennen konnte. Er hat mir das Geld und seine Anweisungen gegeben, und ich bin gegangen. Wenn man bedenkt,
wen
wir für ihn töten sollen, habe ich seinen Wunsch nach Geheimhaltung nicht in Frage gestellt.«
Giudo? War das nicht der Name von Rinaldos zweitem Sohn? »Wie alt ist er?«
Er zuckte die Schultern. »Seiner Stimme nach zu urteilen über dreißig, aber in solchen Situationen ist das schwer zu sagen.«
Mir fiel Rinaldos Testament wieder ein. Darin hatte er eindeutig erklärt, dass Giudo in der Obhut seiner Mutter bleiben solle, bis er volljährig sei. Wenn das Testament nicht sehr alt war, schien es unwahrscheinlich, dass der Mann mit der tiefen Stimme, den Troy für über dreißig hielt, dieselbe Person war. Trotzdem – wie häufig kam der Name Giudo vor? Warum sollte dieser Giudo Nicholas umbringen lassen wollen? Das konnte doch alles kein Zufall sein, oder?
Ich schüttelte den Kopf. »Ihr wollt es unbedingt jetzt tun? Rinaldo hat meine Freundin in seiner Gewalt. Sobald er herausfindet, was ihr vorhabt, könnte er sie töten.«
»Ja, Troy«, meldete meine Mutter sich zu Wort. »Kannst du nicht irgendetwas unternehmen?«
Troy schüttelte den Kopf. »Es ist zu spät, um einen Rückzieher zu machen. Giudo hat ausdrücklich gesagt, dass wir es heute Abend hinter uns bringen müssen.«
»Du wirst deinen kostbaren Ruf natürlich nicht für etwas so Belangloses wie das Leben einer Frau aufs Spiel setzen.«
Troy sah verletzt aus, weil ich seine Ehre angegriffen hatte. »Indem wir die
Turn Boys
umbringen, werden wir damit Hunderte von Leben retten.«
Judahs zum Beispiel, dachte ich und seufzte. »Dann versprecht mir,
bitte versprecht mir
, wenn ihr die
Turn Boys
habt, Rinaldos Aufenthaltsort herauszufinden, bevor ihr sie tötet. Nicholas weiß es. Bringt ihn dazu, es euch zu verraten. Danach werdet ihr mir helfen, Rinaldo zu töten.«
Daddy stand auf und brüllte: »Das ist mein Mädchen! Du willst es mit dem schlimmsten Blutsauger der Stadt aufnehmen? Ich bin dabei.«
Troy hingegen wirkte nicht annähernd so begeistert wie mein Vater. »Na ja, John«, sagte er und wandte sich an Daddy, »das steht so nicht in unserem Vertrag. Wir werden nur bezahlt, um …«
»Ich scheiß drauf, wofür wir bezahlt werden! Mach dir keine Sorgen – wir werden den Job zu Ende bringen, Troy. Aber lass uns danach ein bisschen Spaß haben.«
Ich rannte zu Daddy und umarmte ihn so fest, dass meine Füße in der Luft hingen. Seine Muskeln waren hart wie immer, als er mich hochhob, und ich war mit einem Mal unglaublich dankbar, dass er den Vampiren, die er jagte, immer noch ein ebenbürtiger Gegner war.
»Hey, Zeph«, sagte er und zerzauste mein Haar. »Alles wird gut, du wirst schon sehen.« Er setzte mich ab.
Ich blickte ihn an und sah dann zu Mama hinüber. »Tja, wünscht mir Glück«, erklärte ich. »Ich werde ihn allein verfolgen, falls ihr Kerle zu spät kommt.«
»In der Aufmachung willst du jagen gehen?«, erwiderte Daddy. Ich betrachtete meine Kleider und musste zugeben, dass sie möglicherweise ein bisschen unpraktisch wirkten. Ich arbeitete mich noch immer durch Lilys abgelegte Sachen, und das aktuelle Outfit umfasste einen Rock aus blauer Seide mit Muschelsaum und eine dazu passende Tunika, die tief auf meinen Hüften zusammengebunden war. Dazu trug ich meine zweckmäßigen Stiefel mit zweieinhalb Zentimeter hohen Absätzen. Das alles schrie nicht gerade: »
Defender
im Einsatz!« Na ja, ich war schließlich auch kein
Defender
mehr, oder? Nein, ich
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