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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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aus wahllos verbreitetem Schrecken und der Schwäche ihrer Ziele. Und gegen eine Gruppe von abgebrühten Männern, die genau wussten, wie sie den Pflock ansetzen mussten? Die Chancen standen gleich.
    »Warum erzählst du mir das, wenn dein Vater derjenige ist, der den Auftrag ausführt?«
    »Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich meine Freundin zurückhaben will. Deshalb wirst du mich zu ihr bringen und mir helfen, sie zu retten. Wenn du das getan hast, würde ich vorschlagen, dass du und deine Jungs euch im nächsten Jahr oder so besonders rar macht, sonst wird mein Daddy euch finden – und es wird mir nichts ausmachen, ihm zu sagen, wo er suchen soll.«
    »Ich könnte dich jetzt auch einfach töten.«
    Aufreizend ruhig verstärkte ich meinen Griff um die Pistole. »Ich würde dich zuerst töten.«
    Fast eine Minute lang blickte Nicholas mir in die Augen. Ich musste ihm zugutehalten, dass er nicht versuchte, mich in seinen Bann zu schlagen. Mein Vorteil war nicht einmal annähernd so groß, wie ich vorgab (selbst
wenn
meine Pistole geladen gewesen wäre), aber ich sah, wie er über seine Möglichkeiten nachgrübelte und schließlich nickte. »Wir werden es tun. Du hast sein verdammtes Testament gelesen, Charity. Es ist an der Zeit, dass Papa seine Lektion lernt. Was meint ihr, Jungs? Sollen wir dem Boss mal einen Besuch abstatten?«
    Das Brüllen, das als Antwort erklang, war ohrenbetäubend. Ich denke, sie waren so betrunken, dass sie vermutlich jedem Vorschlag zugestimmt hätten. Oder vielleicht waren sie auch nur so verliebt in Nicholas.
    Ich fuchtelte mit der Waffe. »Auf geht’s.«
     
    Nicholas führte uns durch die Straßen, und ich folgte ihm mit der Waffe in der Hand, die ich auf seinen Rücken richtete. Das Tempo, in dem alle anderen lebendigen Kreaturen uns aus dem Weg gingen, brachte mich mehr als nur ein bisschen aus der Fassung. Vor allem, als Nicholas uns ausgerechnet in die U-Bahnstation in der Canal Street brachte. Der gesamte Bahnsteig war so schnell menschenleer, dass man hätte meinen können, eine gigantische Hand hätte die Leute weggefegt.
    »Warum müssen wir die Untergrundbahn nehmen, Nick?«, fragte Charlie, doch sein Boss schien ihn nicht einmal gehört zu haben.
    Er starrte ins Dunkel des Tunnels, und ich wusste, dass man ihn jetzt besser nicht störte. Gott, ich hoffte, er hatte keinen seiner Flashbacks, denn ich brauchte ihn (relativ) zurechnungsfähig. Die Bahn kam fünf Minuten später. Der schlafende Penner in einem der Wagen öffnete träge die Augen und warf nur einen Blick auf uns, ehe er Hals über Kopf in einen anderen Waggon rannte.
    Ich kann nicht sagen, dass es mich sonderlich überraschte, als wir an der Whitehall Street ausstiegen. Zu vieles, was Nicholas betraf, schien sich hier in der Gegend abzuspielen. Natürlich hatte es etwas mit Rinaldo zu tun. Rick war ebenfalls wieder da, wie ich feststellte, aber als ich den Arm hob, um ihm zuzuwinken, zog er sich nur die stinkende Decke über den Kopf, als könnten wir ihn dann nicht sehen. Na ja. Ich verstand nur zu gut, warum er mich in meiner derzeitigen Gesellschaft lieber nicht sehen wollte.
    Statt die Treppe hinaufzugehen, führte Nicholas uns alle ans Ende des Bahnsteigs, wo er links und rechts in den Tunnel blickte und dann ins Gleisbett sprang. Wir starrten ihn an.
    »Kommt schon, Jungs. Ihr wollt doch nicht von einem Zug zum Platzen gebracht werden, oder?«
    Das rüttelte sie wach, und sie setzten sich in Bewegung. Ich beäugte den Dreck auf den Schienen und die grauen Streifen, die unzählige quiekende Ratten darauf hinterlassen hatten, und fragte mich – unbegreiflicherweise –, was Lily wohl sagen würde, wenn sie sehen könnte, was ich ihren Kleidern antat. Ich lachte in mich hinein und gestattete Charlie, mir hinunterzuhelfen. Wir gingen tief in das Tunnelsystem hinein, und das Licht der Station hinter uns wurde immer schwächer.
    Schon bald musste ich Charlies Hand nehmen, um überhaupt noch mit den anderen Schritt halten zu können – denn ohne die Fähigkeit, in tiefdunkler Nacht sehen zu können, lief ich ständig Gefahr, auf die Nase zu fallen. Dies erwies sich mit der Waffe in der Hand als ziemlich ungünstig, außerdem achtete sowieso keiner mehr auf die Pistole, weshalb ich sie verstohlen in meine Tasche gleiten ließ. Wir hörten den näher kommenden Zug, lange bevor wir ihn sahen – es war ein hallendes, langgezogenes Kreischen von Metallrädern auf Metallschienen.
    »Die Bahn ist auf der

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