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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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war Zephyr Hollis, Vampirrechtlerin – und eine Frau, die wusste, wie man sich kleidete.
    »Was sonst?«, entgegnete ich und grinste.
    Ich betrachtete den Tisch mit den Waffen und hob ein übrig gebliebenes Kurzschwert in einer Schutzhülle hoch (wie ich Daddy kannte, waren alle Messer und Schwerter scharf genug, um ein Haar der Länge nach zu durchtrennen). Ich steckte es in den Gürtel meiner Tunika und nahm dann die letzte Pistole. Sie war ein bisschen älter und schwerer als die Waffen, die die Jungs bevorzugten, doch für meine Zwecke würde es reichen.
    »Sie ist nicht geladen«, sagte Troy, und seine Stimme klang seltsam leise.
    »Tja, du weißt verdammt gut, dass ich sowieso nicht schießen kann.« Versonnen drehte ich die leere Trommel und schob die Pistole dann in die tiefe Tasche meiner Tunika. Lily hätte das sicher sehr missfallen. Ich ging zur Tür, wobei ich mich angesichts der Umstände noch immer überraschend schwungvoll fühlte, und winkte. »Wir sehen uns später. Hoffe ich.«
    »Zephyr, warte!« Mamas Miene war mir vertraut: Es war diese verzweifelte Angst, die sie jedes Mal zu verstecken versuchte, wenn Daddy, ich oder einer meiner Brüder uns auf eine Mission begaben.
    »Ich werde …«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nimm das hier.« Sie reichte mir ein Kurzschwert. Ich hatte in diesem Zimmer so viele Waffen gesehen, dass ich einen Augenblick brauchte, um die schlichte Schutzhülle und den eingehüllten Schwertknauf aus Leder wiederzuerkennen. Es war die heidnisch geweihte Klinge, die Amir Troy abgekauft hatte. Ich nahm das Schwert, obwohl plötzliche Furcht meine Finger prickeln ließ, als wären sie eiskalt.
    Mama umarmte mich. »Ich glaube, er würde wollen, dass du es hast, Süße«, flüsterte sie so leise, dass nur ich sie hören konnte.
     
    Im
Beast’s Rum
ging es wilder zu als die letzten paar Male, die ich dort gewesen war – die Bar war zum Bersten voll mit lauten Menschen und Vampiren, von denen die meisten eindeutig männlich waren und auch so rochen. Ich entdeckte Nicholas in der Nähe der Bar. Er hatte ein Glas mit einer dunklen Flüssigkeit erhoben und brachte gerade einen Toast aus.
    »Lasst die Blutbeutel in ihren Häusern erzittern!«, schrie er. »Ich würde sagen, es ist an der Zeit, dass wir ein bisschen Spaß haben, und kein verdammter Neger wird uns daran hindern, habe ich recht?«
    Ein ohrenbetäubendes zustimmendes Grölen beantwortete die rhetorische Frage. Ich blickte mich ein bisschen aufmerksamer um. Ja, diese Vampire waren in einem fortgeschrittenen Rauschzustand, und da niemand auf den Fußboden blutete, konnte ich nur annehmen, dass Rinaldo einen Weg gefunden hatte, um seinen widerspenstigen Lieferanten zu umgehen. Wenigstens hatte Amir begonnen, seine Beteiligung am Geschäft mit
Faust
zu bereuen. Ich erinnerte mich an seine Verstimmung bei Ysabel, als er zum ersten Mal die Auswirkungen von
Faust
gesehen hatte. Wenn ich daran und an all das dachte, was seitdem geschehen war, schnürte es mir das Herz zusammen.
    »Zephyr!«, brüllte Charlie und drängte sich durch die Menge, um mich zu erreichen. »Toll, dass du hier bist. Du siehst bezaubernd aus.«
    Ich lächelte auf eine, wie ich hoffte, verführerische, charmante Art und bedankte mich bei ihm. »Was ist hier los? Ich dachte, du hättest mir gesagt, dass euer Händler die Lieferung von
Faust
eingestellt hat.«
    Charlie grinste und freute sich anscheinend, dass er der Erste war, der mir die Neuigkeit mitteilte. »Oh, es hat sich herausgestellt, dass der Boss heute Morgen einen Ausweg gefunden hat. Die Qualität ist nicht so gut wie bei dem Neger, aber es reicht.«
    Oh, Amir hatte sich wirklich ganz reizende Geschäftspartner ausgesucht. Na ja, was blieb mir anderes übrig? Nicholas hatte mich erblickt und nickte mir hoheitsvoll zu. Ich gestand es mir nicht gern ein, doch es gab eine Menge Dinge, die ich am Anführer der
Turn Boys
mochte. Was den Rest betraf, so empfand ich – nun, da ich seine Geschichte kannte – eher Mitleid mit ihm als Hass. Ich würde Daddy gewiss nicht davon abhalten, ihn zu töten, wenn es darauf hinauslief, aber zuerst musste ich versuchen, Aileen zu retten. Das wiederum bedeutete, dass es einer außergewöhnlichen Strategie bedurfte, um Nicholas zu überzeugen.
    »Hey, bring mich zu Nicholas«, rief ich Charlie ins Ohr. »Ich muss etwas mit ihm besprechen.«
    Charlie nickte und ergriff meine Hand. Ein toller Bodyguard war er, denn er verlor nicht einmal ein Wort über

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