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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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dazu, Luft zu holen. »Eine geschäftliche Transaktion«, in der Tat. Er hatte
Faust
entdeckt und in die Wege geleitet, dass der Stoff von einem der bösartigsten Gangster in der ganzen Stadt vertrieben wurde, und jetzt war er verantwortlich für den Tod und die Zerstörung, die
Faust
gebracht hatte.
    »Wie konnte er nur?«, stieß ich hervor und merkte, dass ich den Tränen nahe war. »Wie konnte er das nur tun und mich auch noch um Hilfe bitten. Wie konnte er so tun, als hätte er nichts …« Ich verstummte.
    Aileen war aufgestanden und hatte die Fotos betrachtet, die ich fallen gelassen hatte. Lily schien hin- und hergerissen zu sein zwischen dem Wunsch, mich zu trösten, und dem Drang wegzulaufen.
    »Es tut mir leid, Zephyr. Ich hatte eine Ahnung, aber ich wollte nichts sagen, ehe ich mir nicht absolut sicher war. Ich habe mich heute auf meinen vagen Verdacht hin ins Lagerhaus geschlichen und die Bilder gemacht. Die Kisten standen im fünften Stock, unversteckt.«
    Ich musste lachen. »Tja, niemand wird fragen, warum ein paar Kisten mit Frankfurter Würstchen so seltsam riechen. Er liebt Hotdogs. Was für ein Mensch liebt Hotdogs und Ming-Vasen und entschließt sich einfach so, eine ganze Stadt mit einer gefährlichen Droge zu versorgen … als wäre es bloß ein großer Spaß?«
    Lily biss sich auf die Unterlippe und legte mir eine Hand auf die Schulter. »Er ist kein Mensch, Zephyr. Er gehört zu den
Anderen

    Zum ersten Mal in meinem Leben widersprach ich nicht.
     
    Ich kam fünfzehn Minuten zu spät zum Kurs und quälte mich mit dem Elan einer sterbenden Schildkröte durch den Unterricht. Aileen hatte sich entschlossen, das zweite Kleid anzuziehen und Lily zur Wohltätigkeitsveranstaltung von Jimmy Walker zu begleiten. Ich gönnte den beiden das Vergnügen.
    Ich konnte kaum denken, oder vielmehr konnte ich nur allzu gut denken. Wenigstens lenkte der Unterricht mich ab. Zu meiner Überraschung schwänzte Giuseppe den Kurs, obwohl er für gewöhnlich immer zu der Veranstaltung »Ausdruck und Stil« kam. Anscheinend war ich nicht die Einzige, die ihn zu erwischen gehofft hatte. Einige der anderen Kursteilnehmer kamen nach dem Unterricht zu mir und baten mich, Giuseppe auszurichten, dass er Kontakt zu ihnen aufnehmen solle, wenn ich ihn sah. Und warum? Offenbar schuldete er allen Geld.
    »Er hatte in letzter Zeit fürchterliches Pech«, erklärte ich und fragte mich, warum sie ihren Unmut, dass sie ihr Geld nicht zurückbekamen, auf mich übertrugen. »Seine gesamte Familie ist in Gefahr. Sein Sohn …«
    Marta, eine jüdische Vampirin, die ursprünglich aus Deutschland stammte, runzelte die Stirn. »Ja, das haben wir auch gehört. Und dieser schreckliche Gangster. Und seine Mutter, die im Sterben liegt. Und sein böser Vermieter. Oy, bei dem Glück, das dieser Mann hat, wage ich es nicht einmal, ihn zu berühren.«
    Mutter? Vermieter? Ich hatte schon überlegt, dass Giuseppe seine eigene Gewitterwolke besitzen musste, doch inzwischen kam es mir eher wie ein ausgewachsenes tropisches Tiefdruckgebiet vor. Ich versicherte Marta, dass ich in derselben Situation sei und dass sie zumindest bis Februar warten solle, da die Tunnelarbeiter dann ihre Lohnschecks erhielten. Ich hätte zwar auch nichts dagegen gehabt, wenn meine Kasse wieder aufgefüllt worden wäre, aber vielleicht sollte Giuseppe erst einmal den Rest der Meute beschwichtigen.
    Nachdem sie gegangen waren, wankte ich nach Hause, zu erschöpft, um an etwas anderes als mein Bett zu denken. Tatsächlich schaffte ich es nicht einmal mehr bis dorthin. Aileens abgelegte Strickdecken lagen noch immer auf der Couch, und im nächsten Moment sank ich mit ihnen im Arm auf das Polster. Trotz meiner Erschöpfung schwirrte mir der Kopf. Amir würde vermutlich sterben, wenn ich ihm nicht half. Er war Rinaldos Dealer. Er würde sterben …
    Ohne es zu merken, schlief ich ein und hatte den herrlichen Traum, all die spießigen Gäste auf einer exklusiven Party mit meinem Aussehen zu blenden. Eine bestimmte Person wollte ich ganz besonders beeindrucken … Wo war er hingegangen? Oh, natürlich, er stand auf der Bühne und zupfte meisterlich den Kontrabass, während Nicholas mit seiner wunderschönen Stimme dazu sang. Sie hielten beide inne, als sie mich erblickten. Ihre Münder hatten sie vor Bewunderung und Überraschung zu perfekten Os verzogen. Amir sah in seinem maßgeschneiderten Anzug und der stahlgrauen Krawatte wunderschön aus. Alle Anspannung war aus

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