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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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die Messer, die deutlich sichtbar in meinem Gürtel steckten.
    »Was ist denn so wichtig, Charity?«, fragte Nicholas, als mein Begleiter sich mit mir bis an die Bar vorgedrängelt hatte. Er war augenscheinlich ein bisschen betrunken, doch zum Glück für meine Zwecke nicht zu benebelt. Womöglich wäre sein Rausch für mich noch ganz hilfreich.
    »Ich muss dich um einen Gefallen bitten«, sagte ich und griff in meine Tasche.
    Er hob die Augenbrauen. »Einen Gefallen? Weißt du denn nicht, dass ich ein
Turn Boy
bin?«
    Ich lächelte. »Schon, aber ich habe den leisen Verdacht, dass du mich magst.«
    »Tatsächlich?«
    »Aus dem Grund hoffe ich auch, dass du mir nicht allzu übelnimmst, was ich jetzt tun muss.« Ich hob die Pistole und drückte die Mündung ganz ruhig an Nicholas’ Brust. Charlie und einige der Gäste, die in der Nähe standen, schrien auf. Nicholas hingegen zuckte nicht einmal mit der Wimper. Er beugte sich sogar vor.
    »Ich glaube, ich muss dir nicht sagen, dass die Kugeln aus Silber sind«, log ich.
    Er legte den Kopf schräg. »Was willst du?«
    »Schick erst mal alle, die nicht zu den
Turn Boys
gehören, hier raus.«
    »Ihr habt das Mädchen gehört! Bewegt eure jämmerlichen Ärsche! Charlie, kümmere dich darum.« Der Blick, den der Junge mir zuwarf, als er ging, war so enttäuscht, dass ich beinahe zusammengezuckt wäre.
    »Hey, Nick, überlass sie mir«, schrie einer der
Turn Boys
, nachdem die anderen Gäste die Bar verlassen hatten. »Sie ist nur ein verdammter Blutbeutel, sie ist uns nicht gewachsen.«
    »Willst du sein Leben darauf verwetten?«, erwiderte ich. »Ich muss nur den Finger krümmen.«
    »Lass es, Tomaso«, knurrte Nicholas. »Also, Zephyr Hollis. Ich denke, ich mag dich jetzt noch mehr. Was soll das alles?«
    »Dein Dad hat eine Freundin von mir in seiner Gewalt, und ich will sie wirklich gerne zurückhaben. Du scheinst die einzige Person in dieser verfluchten Stadt zu sein, die weiß, wo er steckt. Also habe ich ein einfaches Angebot für dich: Du hilfst mir, sie zurückzubekommen, und ich verschaffe deinen Jungs einen Vorsprung vor einer Meute
Defender
, die den Auftrag hat, euch zu töten.«
    Nicholas blickte mich aus leicht zusammengekniffenen Augen an und geriet ins Wanken. »Bruno!«, sagte er. »Gib mir eine
Virgin Mary

    Bruno, der hinter der Theke stand und so ruhig wie immer wirkte, schenkte ein Glas mit frischem, sauberem Blut ein und schob es Nicholas zu.
    »Was dagegen?«, sagte er und wies auf das Glas. Ich schüttelte den Kopf, woraufhin er das Glas nahm und es in einem Zug leerte. Ich konnte sehen, wie es ihn belebte, denn seine Augen wurden heller und seine Bewegungen schneller. Er hätte mich vermutlich entwaffnen können, ehe ich die Chance hätte, den Abzug zu betätigen – und wahrscheinlich wusste er das auch. »Also, ich weiß, dass mein Vater sagt, ich sei ein bisschen begriffsstutzig, aber mal sehen, ob ich es verstanden habe. Der Boss hat eine Freundin von dir, und aus irgendeinem Grund glaubst du, dass er sie noch nicht bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt hat?«
    Ich schluckte. Es gab keinen Grund, das anzunehmen – außer natürlich, die Aussicht auf Rache brachte Rinaldo dazu, sein Vergnügen möglichst lange auszukosten. »Die Kerle, die sie entführt haben, sind der Meinung, dass sie Dore getötet hat. Sie wollten die Belohnung.«
    »Sie hat Dore gar nicht umgebracht?«
    »Nein, das war ich.«
    Nicholas lachte, und ich wünschte, er würde es nicht tun. Er klang so jung, dass ich mir in Erinnerung rufen musste, dass ich meine Waffe gerade nicht auf einen dreizehnjährigen Jungen richtete. »Ich schulde dir einen Drink, Charity. Falls ich noch immer lebe, nachdem die mächtigen
Defender
uns gefunden haben.« Er blickte die anderen acht Vampire in der Bar grinsend an, und sie brachen bei der Vorstellung in Lachen aus.
    »Glaubst du im Ernst, dass eine Horde von unbedeutenden Vampirschlächtern uns gefährlich werden kann?«, schrie Charlie.
    »Wenn einer von ihnen John Hollis ist? Ja, das tue ich. Abgesehen davon denke ich nicht, dass du dich mit Troy Kavanagh anlegen willst, Nicholas. Jemand hat ihm eine Menge Geld für euch Jungs gezahlt, und er wird nicht eher Ruhe geben, bis der Auftrag erledigt ist.«
    Die anderen
Turn Boys
johlten und höhnten noch immer, doch wenigstens Nicholas schien allmählich zu begreifen, in welcher Gefahr sie sich befanden. Die
Turn Boys
waren nicht unbesiegbar – sie profitierten nur von einer Mischung

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