Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
Vom Netzwerk:
mit nach Hause genommen.«
    Rinaldo wirkte ungläubig. »Sie haben ihn mit nach Hause genommen? Leben Sie in einer Festung? Wissen Sie denn nicht, wie lange es dauert, sich einzugewöhnen …«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich lerne es gerade. Aber ich denke, Sie sind der Experte auf dem Gebiet. Wenn man bedenkt, dass Sie Ihren eigenen Sohn gewandelt haben, als er dreizehn war …«
    Rinaldo blickte zwischen mir und Nicholas hin und her, der zwar nervös, sich seiner Umgebung jedoch immerhin wieder etwas bewusster zu sein schien. »War das
deine
Tat, Nicholas? Hatte Katerina die ganze Zeit recht? Hast du deinen eigenen Bruder gewandelt?«
    »Der
bastardo
war nie mein Bruder, Papa. Er war der Sohn deiner Hure, und du hast ihm alles gegeben. Hast du gedacht, ich würde nicht mitbekommen, dass du dein Testament geändert hast? Ich lerne gerade lesen, und ich habe es schwarz auf weiß, wie egal ich dir bin. Übrigens habe ich ihm nur angetan, was du mir angetan hast.«
    Rinaldo ließ den Arm mit dem Schwert sinken, dann stürzte er sich plötzlich wutentbrannt auf Nicholas und stieß eine Reihe italienischer Kraftausdrücke aus. Der Junge kämpfte verzweifelt gegen den Angriff. Ich blickte zurück zu Amir, der auf den Boden gesunken war, mir aber zulächelte. Ich kroch zu ihm.
    »Es ist ein bisschen beängstigend, dir bei der Arbeit zuzuschauen«, flüsterte er.
    »Ein Glück, dass dich daran
überhaupt keine
Schuld trifft«, versetzte ich mit solch offensichtlicher Wut, dass er für einen Moment eingeschüchtert, fast ängstlich wirkte. »Ich sollte dich hier verrotten lassen.«
    »Solltest du das?«
    »Eine
geschäftliche Transaktion
?« Mein Tonfall hätte Trauben an einer Rebe zum Verdorren bringen können. Wie krank war er? Wie viel Zeit blieb ihm noch? Es störte mich, dass ich mir noch immer Sorgen machte.
    Amir sah aus, als hätte ich ihn geschlagen. »O
habibti
«, flüsterte er. »Du hast nicht … Ich dachte, Kardal hätte dir alles erzählt.«
    Deshalb war er so überrascht gewesen, als ich ihm immer noch hatte helfen wollen. »Nicht genug«, erwiderte ich und schloss die Augen.
    In dem Moment traf mich etwas, das so schwer wie ein Felsbrocken war, und schmetterte mich zu Boden. Es tat unfassbar weh, und ich glaubte zu hören, wie mehrere Rippen brachen. Amir schrie meinen Namen, und das Ding rollte von mir herunter. O nein, es war gar kein Ding – Rinaldo hatte Nicholas quer durch den Raum geschleudert, um mich daran zu hindern, Amirs Kreis zu unterbrechen.
    Ich zuckte zusammen, als ich aufstand.
Schieb den Schmerz beiseite, kümmere dich später darum.
In vergangenen Zeiten war ich stets gut darin gewesen. »Wenn Sie Amir weh tun«, hörte ich mich sagen, »werden Sie Ihren Sohn nie mehr wiedersehen.«
    Er lachte. »Das ist der springende Punkt,
bella
. Wenn ich Amir weh tue, werde ich mächtig genug sein, um Sie zu zwingen, mir Giudos Aufenthaltsort zu verraten.«
    Der Kampf zwischen Nicholas und Rinaldo hatte die Geräusche der näher rückenden
Defender
übertönt, doch als sie endlich in den Raum platzten, kamen sie mir irrtümlicherweise einen Augenblick lang beinahe vor wie direkt vom Himmel herabgestiegene Engel. Daddy und Troy führten die Meute an, und in der Menge, die hinter ihnen hereinstürzte, zählte ich acht Männer. Vier Vampire und vier
Defender
. Es sah ganz so aus, als hätte der Kampf im Tunnelsystem eine tödliche Wendung genommen. Rinaldo umklammerte sein Schwert ein bisschen fester und wich zurück bis zu Amirs Kreis.
    »Charity! Pass auf!«, rief Nicholas.
    Ich drehte mich gerade rechtzeitig, um ein Streichinstrument zu sehen, das auf mich zuflog, und duckte mich. Die
Turn Boys
entwickelten eine gewisse Kreativität in der Auswahl ihrer Waffen, und mir blieb keine Zeit mehr, um mich mit Amir auszusprechen. Der Gedanke an das, was er getan hatte, machte mich krank, aber wie verachtenswert sein Handeln auch gewesen sein mochte, so musste ich doch unter allen Umständen verhindern, dass Rinaldo Amirs Kräfte weiterhin beherrschte. Daddy fand mich und zerrte mich auf die Füße. Sein Hemd war schweißnass, aber er wirkte, als könnte er noch locker eine Stunde weiterkämpfen.
    »Zeph«, keuchte er, »versuch etwas vorsichtiger zu sein! Deine Mama bringt mich um, wenn dir etwas zustößt.«
    Ich nickte, da wurden wir auch schon beide durch einen weiteren Aufruhr an der Tür abgelenkt.
    »Hört auf, bitte hört auf!«, schrie Kathryn und zog an den langen dunklen Ärmeln von

Weitere Kostenlose Bücher