Moonshine - Stadt der Dunkelheit
hustete und wirbelte herum, die Schwertscheide wie einen Schild vor mir. Es war ein anderer
Turn Boy
, der die Zähne gebleckt hatte und fauchte. Er war einer der Größten und Kräftigsten in der Gruppe – beinahe zweieinhalb Zentimeter größer als ich und ungemein stark. Wieder hieb er auf mich ein, und ich schlug nach seinem Arm.
»Hey, ich bin kein
Defender!
«, schrie ich, obwohl ich begriff, wie das alles aussehen musste. »Nicholas, ruf ihn zurück!«
Doch als ich zu Nicholas hinüberblickte, bemerkte ich, dass er gerade nicht dazu in der Lage war. Wie nicht anders zu erwarten, hatte Daddy sich den größten Fang herausgepickt, und Nicholas sah aus, als würde er der doppelten Schlagkraft von Daddys zwei Langschwertern nicht mehr lange ausweichen können.
»Wie haben sie uns dann gefunden?«, brüllte der
Turn Boy
und zog mir die Beine unterm Körper weg.
Ich fiel kontrolliert zu Boden. »Ich hatte keine Ahnung, dass sie mich verfolgen!«
Offensichtlich war ihm mit Logik nicht beizukommen, denn er stürzte sich auf meinen Hals. Ich hielt ihn nicht auf, sondern rutschte nur ein paar entscheidende Zentimeter nach rechts, so dass er mit dem Gesicht voran auf den kalten Stein krachte. Schnell rappelte ich mich auf und warf mich auf seinen Rücken – keine Zeit für irgendeinen ausgefallenen Kniff. Er stöhnte auf, als ich den Absatz meines unpraktischen Stiefels auf seinen Hals stellte und mein Schwert erhob. Ich wollte ihn nicht zum Platzen bringen, aber er musste kampfunfähig gemacht werden. Schließlich entschied ich mich dazu, mit dem Schwert seine Halsschlagader einzukerben. Die Menge des Blutes, das herauslaufen würde, konnte ihn nicht umbringen, doch er würde in den nächsten Tagen so geschwächt sein, dass er nur noch kriechen könnte.
Während er gurgelte, kletterte ich von ihm herunter und sah mich wieder nach Nicholas um. Troys dämlicher Plan war der Grund dafür, dass ich nun noch später zu Aileen kommen würde. Ich musste mir Nicholas schnappen und abhauen. Zum Glück hatte Daddy ihn noch nicht umgebracht. Aber während ich in den Augen meines Vaters die wahnsinnige Energie sah, die ihn zum berühmtesten Dämonenjäger in Montana gemacht hatte, wirkte Nicholas so, als würde er nachlassen.
Faust
, schoss es mir durch den Kopf. Die Droge lähmte seine Reflexe und raubte ihm seine Kraft, auch wenn er vor kurzem erst frisches Blut zu sich genommen hatte.
Es war Zeit, den Vampirboss vor meinem Daddy zu retten.
Ich rannte durch das blutige Kampfgewühl und wäre fast über die Haut eines geplatzten Vampirs gestolpert.
Bitte, lass es nicht Charlie sein.
Doch ich hatte keine Zeit, um nachzuschauen, denn Nicholas war hingefallen und lehnte mit dem Rücken an der Tunnelwand. Daddy hob die Klingen seiner Schwerter hoch über seinen Kopf. Ich kam gerade noch rechtzeitig. Schnell tauchte ich unter seinen Armen hindurch und erhob mein eigenes Schwert, um ihn zu blockieren. Die Kraft seines Schlags schleuderte mich gegen Nicholas und die Steinwand, aber ich spürte es kaum.
»Was zum Teufel …« Daddy sah aus, als müsste er sich schwer zusammenreißen, um mich nicht zu schlagen, trotzdem fühlte ich mich nicht bedroht.
»Ich muss ihn mir mal kurz ausleihen, Daddy«, sagte ich, »da wegen eures cleveren
Defender
-Stunts möglicherweise meine beste Freundin stirbt. Kommt einfach nach, wenn ihr mit diesen Kerlen hier fertig seid.«
Ich rechnete Daddy hoch an, dass er daraufhin nur die Schultern zuckte und sich wieder dem unmittelbaren Kampfgeschehen zuwandte. Dann stieß ich Nicholas vorwärts. »Los, wir müssen jetzt zu Rinaldo«, zischte ich.
Er warf einen Blick zurück auf seine Bande, und einen Moment lang befürchtete ich, dass er sie nicht im Stich lassen würde. Aber dann nickte er und lief weiter in den Tunnel hinein.
Die Kampfgeräusche verblassten hinter uns zu einem verzerrten Knurren und Klirren. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich annehmen, dass Nicholas damals besessen war. Etwas an der Art, wie er fest entschlossen zu einem Ort ging, an dem er offensichtlich nicht sein wollte, war unheimlich.
Als wir um eine Ecke bogen, hätte der Wechsel vom Tunnel in ein Haus nicht deutlicher sein können. Der Boden bestand aus einem Marmormosaik, und die Wände waren mit dunklem Furnierholz vertäfelt. Unsere Absätze klackerten auf dem Boden des Eingangs, der in eine Halle führte. Einige andere Tunnel und Türen gingen sternförmig von dem Foyer ab – beinahe wie Speichen
Weitere Kostenlose Bücher