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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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genießen. Ich nahm an, dass sie keinen Alkohol zu sich genommen hatten, da ihre Fingerspitzen rosig schimmerten, was darauf hindeutete, dass sie vor nicht allzu langer Zeit ihren Hunger gestillt hatten. Alkohol hätte kurzen Prozess damit gemacht.
    Ich trank noch ein Glas Wasser und hielt in dem plötzlichen Gästeansturm nach Aileen Ausschau. Und natürlich nach Amir, sofern er nicht vorhatte, wieder zu verschwinden. Direkt vor meiner Nase setzte sich jemand hin, und ich hatte meine Antwort … Aileen hatte nun mal den Hang, immer die bestaussehenden Männer anzusprechen. Vielleicht machte sie gerade in diesem Moment Andeutungen, dass sie nichts dagegen hätte, wenn Amir ihre Kirsche zu pflücken gedachte.
    Ich ging zu den beiden und nahm die Komplimente, die einige Leute mir unterwegs zuriefen, kaum wahr. Ich würde
unter keinen Umständen
erlauben … na ja, ich hatte keine Ahnung,
was
genau, aber offensichtlich hatte ich entschiedene Ansichten, was das betraf.
    »Sie stammen also aus Arabien, haben Sie gesagt?« Aileen war sturzbetrunken. Sie nippte an einer klaren Flüssigkeit in einem Glas und schwankte merklich. Ihr Gesicht war zart errötet, doch Amirs Augen wanderten unwillkürlich immer wieder zu der dekadent großen Straußenfeder, die sie an dem roten Turban auf ihrem Kopf befestigt hatte. Wer konnte ihm das schon verdenken, da die inzwischen leicht mitgenommen wirkende Feder ihn jedes Mal, wenn Aileen nach vorn wankte, an der Nase kitzelte.
    »Mein Vater ist in meinem Heimatland ein König«, erzählte er und schob den Wedel behutsam zur Seite.
    »Ein Prinz!«, rief ich aus und trat zu den beiden. Ich hatte die bekannte Autorin Dorothy Parker zwar noch nie sprechen gehört, aber ich konnte mir vorstellen, dass ich ihrem berühmt-berüchtigten spröden Sarkasmus in diesem Moment durchaus das Wasser zu reichen vermochte. »Was für ein Glück, Aileen. Wenn es seiner Majestät zu warm wird, kannst du ihm mit deiner Feder ja kühle Luft zufächeln. Oder hätte der Strauß sie doch gern wieder?«
    Aileen schob die Unterlippe vor und seufzte. »Du bist unhöflich, Zephyr«, flüsterte sie ziemlich laut.
    Ich wandte mich Amir zu. »Jetzt habe ich aber Angst. Was ist in Arabien denn die Strafe für Unhöflichkeit? Etwas entsetzlich Barbarisches?«
    Aileen nahm noch einen Schluck von ihrem Drink und kicherte. »Ja, nicht wahr? Hacken Sie solchen Leuten die Hände ab?«
    Amir sah aus, als wollte er laut loslachen, doch er sagte recht ernst: »Oh, die Nase selbstverständlich.«
    Meine extrem betrunkene – und extrem leichtgläubige – Mitbewohnerin schnappte nach Luft und fasste sich mit einer ausgesprochen komischen Geste ins Gesicht. »Nein!«
    Amir nickte weise und trank aus seinem Glas. »Ich meine es todernst.«
    »Sie schneiden sie bestimmt mit Ihrem eigenen Krummsäbel ab«, sagte ich.
    Amir warf mir einen langen, belustigten Blick zu, und mein Herz begann zu pochen. Vermutlich wäre ich rot geworden, wenn ich nicht vor lauter Aufregung schon rot gewesen wäre. »Geschmiedet aus dem feinsten Stahl …«, begann er.
    »Abgehärtet im Blut einer Jungfrau?«
    Amir brach in Lachen aus. Das Lachen war noch überwältigender, als ich es in Erinnerung hatte. Verstohlen drückte Aileen meinen Ellbogen, und ich konnte ihr nicht einmal böse sein, weil ich genau wusste, was sie empfand.
    Sein Lächeln war verwegen. »Nein, Miss Hollis. Wir härten unsere Klingen nur im Blut von Vampiren ab.«
    Aileen trank ihr Glas in einem Zug leer und stellte es mit Nachdruck auf den Tisch. »Das ist wahrscheinlich ein großer Haufen Mist«, erklärte sie laut genug, dass einige Leute in der Nähe sich umdrehten, um zu sehen, welche Lady sich so ausdrückte. »Aber Sie haben es gut erzählt.«
    Amir deutete eine Verbeugung an. »Sie sind sehr nett.«
    Ich ergriff Aileens Ellbogen und drehte sie von Amir weg. »Tust du mir einen Gefallen und flirtest mit einem anderen geeigneten Kerl? Ich brauche einen Augenblick.«
    »Oh, ihr zwei kennt euch?«, flüsterte sie. »Erzähl mir jetzt bloß nicht, dass er der seltsame Typ aus deinem Kurs ist …«
    Ich nickte.
    Sie pfiff leise. »Zephyr, du Glückliche. Also gut, ich ziehe mich zurück, schließlich wildere ich nicht in fremden Revieren. Das habe ich noch nie gemacht. Viel Erfolg!«
    Damit nickte sie mir zu, wobei sie mich mit ihrer Feder streifte, und wankte zwischen den Tischen hindurch davon. Sie hatte keine Schwierigkeiten, innerhalb kürzester Zeit eine Unterhaltung mit

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