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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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damit begonnen, diese erstaunlichen Dinge mit seinen Zähnen und meinem Ohrläppchen zu machen, als wir beide bei dem Geräusch des Aufzugs erstarrten, der sich öffnete. Irgendjemand war im Apartment.
    Die Leute, die in der Wohnung waren, schienen meinen Namen zu rufen. Verwirrt fummelte ich an den Knöpfen meiner Bluse herum. Amir erhob sich wütend und stieß die Tür auf.
    »Zephyr, Liebes!«, erklang die Stimme meiner Mutter. »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass wir so spontan vorbeikommen, aber dein Daddy hat einen Auftrag zu erledigen und der öffentliche Feen-Verkehr hat uns noch eine Fahrt geschuldet. Wir haben es erst in deiner Pension versucht, aber dieses irische Mädchen, mit dem du zusammenwohnst, hat gemeint, dass du hier bist. Die junge Frau sagte etwas über eine Vision … Sie scheint mir ehrlich gesagt ein bisschen seltsam zu sein.«
    Amir stieß eine Reihe von Wörtern aus, die wie fremde Flüche klangen, und erwiderte meinen panischen Blick. Ich für meinen Teil verfluchte ganz offen Aileen.
Eine Vision, ja klar!
Ich hatte keine Ahnung, dass sie zu so einer kleinkarierten Racheaktion fähig war.
    Die Stimme meiner Mutter kam näher. »Was für ein merkwürdiger Ort das hier ist! Wir mussten in jedem Stockwerk nach dir suchen. Jemand sollte dringend mal einen Putztrupp holen, ich glaube, im fünften Stock ist eine Ratte verendet …« Sie verstummte und starrte zuerst Amir an, der halb nackt in der Tür stand, und dann mich, hochrot und mit einer bemitleidenswert verrutschten Bluse. »Oje«, murmelte sie. »Ich hoffe, ihr habt an Verhütung gedacht.«

[home]
    4 .
    W innie, was für einen Unsinn erzählst du dem Mädchen denn diesmal?«, sagte mein Daddy.
    »John, mein Lieber, vielleicht sollten wir besser später wiederko…«
    »Nicht schon wieder, Winnie! Wo ist mein verrücktes, kleines Mädchen? Meinst du, dass diese ausgefallene Wohnung ihr gehört? Möglicherweise ist dieser Weltverbesserungsquatsch doch einträglicher, als ich dachte …«
    Schließlich hatte er die Schlafzimmertür erreicht. Er erstarrte, und die Gesamtsituation wurde kaum besser dadurch, dass ich mich inzwischen – leicht bekleidet, wie ich war – erhoben hatte.
    Daddy schien mir mit seinem Blick an Ort und Stelle das Fell über die Ohren zu ziehen, bevor er Amir musterte. Ich konnte praktisch zusehen, wie die kleinen Zahnräder in seinem Gehirn arbeiteten – der Anblick von Amirs dunkler Haut und seinen lockigen Haaren, gepaart mit seinem offensichtlichen Status als einer der
Anderen
(was noch viel schlimmer war), erweckten Daddys entsetzliche Engstirnigkeit. Seine Hände waren schon auf halbem Wege zu seinen Holstern, als mir klarwurde, dass ich etwas Überzeugenderes brauchte als einen Schrei, um ihn zum Innehalten zu bewegen. Also griff ich nach dem nächstbesten Gegenstand, den ich erreichen konnte, und warf damit nach ihm. Mit einem besonders befriedigenden Krachen ging das Teil zu Bruch.
    »Zeph!«, sagte Dad, und die Pistolen waren glücklicherweise vergessen.
    »Das war eine Ming-Vase aus dem vierzehnten Jahrhundert!«, stieß Amir hervor, ließ sich auf die Knie fallen und suchte die Porzellanscherben zusammen. Er versuchte, sie wieder zusammenzusetzen, aber ich sah mit einem Blick, dass es vergebliche Liebesmüh war.
    Daddys Hand blutete, allerdings schien er es nicht einmal zu bemerken. Er sah mich finster an, und hinter seinen Augen ballte sich eine düstere Wolke des Zorns zusammen, die, wie ich wusste, ihren Ausdruck in einem donnernden Ausbruch von Anklagen, Kugeln oder beidem finden würde.
    »Vielleicht können wir das woanders besprechen, Daddy?«, schlug ich vor.
    Ich wollte meine Eltern aus dem Raum drängen, doch Daddy starrte Amir an wie ein Wissenschaftler, der eine missgestaltete Kakerlake betrachtet.
    »Was«, knurrte mein Daddy, in einem eisigen knappen Tonfall, bei dem ich unwillkürlich an scharfe Messerklingen denken musste, »haben Sie mit meiner Tochter gemacht?«
    Amir, der in Bezug auf die Vase offenbar zu derselben Meinung gekommen war wie ich, stand auf. Als er meinen Vater anfunkelte, konnte man das Feuer in seinen Augen längst nicht mehr nur als symbolisch bezeichnen.
    Sein Lächeln war schmallippig und düster. »Nichts, das sie nicht auch gewollt hätte, Mr. Hollis.«
    Ich stöhnte auf.
    »Meine Tochter und dieser … Kameltreiber, diese scheußliche Höllenkreatur?«
    Das schien selbst für meine Mutter zu viel zu sein. »John! Wir kennen ihn nicht einmal! Er

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