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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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spenden, sie ist aber kein Grund, niemals zu schlafen, kein Fleisch mehr zu essen und auf einem klapprigen Fahrrad von Treffen zu Demonstration zu Unterricht durch die Stadt zu fahren und kaum einen Gedanken an das eigene Überleben zu verschwenden.«
    Im Sonnenlicht schienen seine dunkle Haut und sein Haar mich anzuflehen, sie zu berühren und sicherzustellen, dass diese Schönheit wahrhaftig war. Daddy sagte immer, dass
Andere
einen gewissen Charme hatten, gegen den ich niemals immun sein würde.
    Seine Hand strich von meinem Haar zu meiner Schläfe. »Ich bewundere dich mehr, als ich sagen kann.«
    »Woher soll ich wissen, dass du mich nicht nur verführen willst?«, entgegnete ich, da das Verlangen anscheinend sämtliche Grenzen zwischen meinen Gedanken und meinen Worten fortgespült hatte.
    Lachfältchen bildeten sich um seine Augen. »Tue ich das? Dann scheint es, als würde ich mich nicht gerade geschickt dabei anstellen.«
    Tja, Herrgott noch mal.
    Ich küsste ihn.
    Es war ein wundervoller Kuss. Anfangs süß und spielerisch begierig, wurde er bald immer leidenschaftlicher, als Amir mich hochhob. Sagen Sie jetzt bitte nicht, dass ich hinter uns keinen Chor von Engeln Händels
Messias
singen hörte, als ich schließlich dem Verlangen nachgab, das in mir geschwelt hatte, seit ich ihm zum ersten Mal begegnet war.
Halleluja!
Mit einem kleinen Aufstöhnen schmiegte ich mich an ihn.
    »Ich nehme es zurück«, sagte Amir und lachte zwischen zwei Küssen. »Ich bin ein exzellenter Verführer.«
    »Ich bin eine exzellente Verführerin.
Ich
habe
dich
geküsst, schon vergessen?«
    Wieder lachte er. Ich liebte sein Lachen. »Wie könnte ich das? Wie klingt ›exzellente Verführte‹ in deinen Ohren?«
    »Das«, erwiderte ich, »ist sprachlich nicht ganz einwandfrei.«
    »
Samehni
, Miss Hollis«, murmelte er an meinem Hals. »Ich bin schockiert, muss ich sagen, dass ein so anständiges Mädchen vom Lande so … forsch ist.«
    Sein Versuch, die Lehrerin zu tadeln, wurde durch das Schnurren in seiner Stimme und seine Hände zunichtegemacht, die sich inzwischen unter meine Bluse verirrt hatten.
    »Wir leben«, sagte ich, während meine eigene Befreiung durch den plötzlichen Drang erschwert war, seine Weste aufknöpfen zu müssen, »in einer modernen Zeit, und ich bin ein modernes Mädchen, das … moderne … Liebe will.«
    Vielleicht konnte ich nicht von mir behaupten, so erfahren zu sein wie Lily oder Aileen, aber ich hatte schon einige andere Jungs als Troy geküsst und auch schon mehr gemacht. Yarrow war weit weg, und wenn Daddy Einwände hatte, konnte er meinetwegen einen Leserbrief an die
Daily Post
in Butte schreiben, in dem er sich über seine eigensinnige Tochter beschwerte.
    »Wenn du so forsch bist«, sagte Amir und hauchte einen Kuss auf mein Schlüsselbein, weshalb ich nach Luft rang, »warum zitterst du dann?«
    »Das tue ich ja gar nicht«, sagte ich bebend.
    Er vergrub sein Gesicht in meinem Haar, das diesmal frei von Eiweiß war. »Stimmt«, erwiderte er.
    Und dann, ohne das geringste Zögern, ließ er sich mit mir zusammen über die Balkonbrüstung fallen. Der Windhauch, der an uns vorbeiströmte, vermischte sich mit dem Schwindelgefühl beim Übergang zwischen den Welten, und wir landeten lachend in einem Durcheinander von Laken und Kissen in seinem New Yorker Schlafzimmer. Durch den Schwung rollten wir von der Ecke seines Bettes bis auf den Fußboden.
    »Normalerweise kann ich das besser«, sagte Amir.
    Er fing an, meine Bluse aufzuknöpfen, hielt dann aber kurz inne und blickte mir mit dieser beunruhigenden Intensität in die Augen. Mein Atem, der sowieso nicht ganz gleichmäßig ging, schien in diesem Moment vollkommen auszusetzen. Ich war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, auf ihn zu klettern, und dem Drang, mich – wie beim Anblick eines wütenden Stiers – vorsichtig zurückzuziehen. Ganz sicher unterschrieb ich nicht die altmodischen viktorianischen Moralvorstellungen meiner Eltern, doch andererseits war Amir ein Dschinn, und die Unbändigkeit meines Verlangens wirkte allmählich ein bisschen beunruhigend.
    »Du läufst blau an«, sagte er.
    Ich hustete und sog gierig die dringend benötigte Luft ein. Er lächelte mich an – cool, ironisch, einladend –, und plötzlich zerrte ich an seinem Hemd. Knöpfe flogen auf den Perserteppich, während die Hitze wie Blumen zwischen unseren Körpern erblühte.
    Amir lachte. »Das«, sagte er, »ist also moderne Liebe.«
    Er hatte gerade

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