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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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Kopf. »Das ist vielleicht ein Tag, was? Die Zeiten, sag ich dir. Saul meint, wir sind wie die Kanaaniten, und jetzt ist
Faust
gekommen, um uns zu zerschlagen. Ich denke, es ist eine Schande, und es macht mir nichts aus, das auch zu sagen.«
    Hinter uns hüstelte Amir. Ysabel zog an meinem Arm, bis ich mich weit genug heruntergebeugt hatte, damit sie mir ins Ohr flüstern konnte. »Ist das ein Mohammedaner, Zephyr?«
    Abrupt richtete ich mich auf. Um das mitzubekommen, hätte Amir die Fähigkeiten eines
Anderen
nicht gebraucht.
    »Ysabel, das ist Amir. Ich bin ihm in einer Sache behilflich.«
    Amir verbeugte sich leicht, wofür ich ihn hätte schlagen können. Er glaubte wohl wirklich, dass er der Prinz von Arabien war.
    »Ich bin neugierig auf Ihre Meinung zu
Faust
. Finden Sie nicht, dass es der Stadt guttut, wenn die Vampire ein Ventil für ihren persönlichen Spaß haben?«, fragte er.
    Ysabel verzog den Mund. »
Oy vey
, haben Sie denn keine Augen im Kopf? Sehen Sie sich diese Vampire doch mal an! Machen die den Eindruck, als hätten sie Spaß? Erst in der Sonne verbrennen und dann beinahe verhungern. Zephyr, wo hast du bloß diesen
meschuggenen
Kerl gefunden?«
    Ich funkelte Amir an. »Er hat mich gefunden«, sagte ich. »Und jetzt wird er draußen warten.«
    Offensichtlich reichte die Kraft meines Zorns aus, um ihn zu überzeugen, sich besser schnell zurückzuziehen. Was zur Hölle hatte er sich bloß dabei gedacht?
Faust
zu verteidigen, weil es ein
Spaß
war? Und das inmitten einer Blutbank, die von verzweifelten Vampiren belagert war? Bevor Ysabel mir noch mehr Fragen über Amir stellen konnte, erkundigte ich mich nach Lily und der Vampirin von heute Morgen.
    Ysabels Verärgerung verflog sofort. »Oh, natürlich, die arme Vampirin. Sie war schwach, aber du hast ihr das Leben gerettet. Wir haben das Geschoss gerade noch rechtzeitig entfernt.« Sie schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Silberkugeln für eine unschuldige Vampirin. Wie weit ist es bloß mit dieser Stadt gekommen? Aber dieses Mädchen, das mit ihr hier war … Man hätte meinen können, sie wäre auf einer Müllhalde, so wie sie die Nase gerümpft hat. Dann hat sie auch noch darauf bestanden, alle mit ihren Fragen zu löchern. Du hast wirklich ein paar extrem merkwürdige Freunde,
bubbala

    Ich unterdrückte ein Lächeln. Ich konnte mir in etwa vorstellen, wie groß Lilys Widerwille gewesen war, ein solch ärmliches Elendsquartier zu betreten. Aber sie war eine gute Reporterin: Eine interessante Story ließ sie sich unter keinen Umständen durch die Lappen gehen. Ich bedankte mich bei Ysabel und versprach ihr, am nächsten Morgen vorbeizukommen, falls sie meine Hilfe brauchte. Das Gefühl, dass unzählige hungrige Vampire mit großen Augen meinen Hals anstarrten, reichte aus, um selbst mir einen Schauer über den Rücken zu jagen. Ich verschwand, sobald ich konnte.
    Amir lehnte an einem Laternenpfahl, die Hände in den Taschen seiner Sportjacke aus Tweed vergraben. Er beobachtete, wie die Straßenkinder Pferdeäpfel einsammelten und ein Dutzend unterschiedlicher Flugblätter verhökerten. Ein Blick genügte, um zu sehen, dass seine heitere Stimmung verflogen war, und ich fühlte mich schuldig.
    Er blickte nicht auf, als ich neben ihn trat. »Warum sind sie nicht in der Schule?«, fragte er. »Machen Jungs das heutzutage nicht?«
    »Nicht, wenn ihre Familien es sich nicht leisten können. Oder wenn sie gar keine Familie haben.« Ich dachte an die Mietskasernen, in denen all die verwaisten oder verschleppten Kinder lebten, und an die Hausbesitzer, die sie praktisch zur Sklaverei zwangen. Irgendetwas hielt mich jedoch davon ab, es Amir gegenüber zu erwähnen.
    »Es ist nicht viel anders als früher, oder? Ich dachte …« Er schüttelte den Kopf. »Ich lebe praktisch in eurer Welt. Kardal beschwert sich immer, dass ich eher ein Mensch als ein Dschinn bin, und Kashkash weiß, dass ich Shadukiam oft nicht ertragen kann, aber manchmal ist es, als würde ich die Menschen überhaupt nicht kennen.«
    Ich überlegte, wie schwierig es für einige der Immigranten in meinen Kursen war, sich an das Leben in diesem Land zu gewöhnen. Ein Dschinn hatte allen Ernstes dieselben Probleme?
    »Warum hast du das vorhin gesagt? Über
Faust
, meine ich. Verstehst du denn nicht, was das Teufelszeug diesen Leuten angetan hat?«
    Amir antwortete nicht. Er wirkte sehr angespannt und verströmte inzwischen genug Hitze, dass ich unter meinem Mantel zu schwitzen

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