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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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ich hätte es schwer gehabt. Sein eigener Vater hatte ihn
gewandelt
, als er dreizehn war. Ich hatte vorher schon genügend Gründe gehabt, um Rinaldo ausschalten zu wollen. Das hier bedeutete nur noch mehr Öl ins Feuer.
    Als ich in die Ludlow Street zurückkam, war ich so müde, dass ich beinahe vom Rad gefallen wäre. Mein Gott, ich musste dringend schlafen. Im Kopf überschlug ich schnell, dass mir noch drei Stunden bis zu Iris’ spontanem Treffen der
Abstinenzbewegung
blieben. Jedes noch so kleine bisschen Schlaf würde mir helfen.
    Ich hatte gerade mein Fahrrad unter der Treppe verstaut, als ein plötzlicher Duft mich überwältigte. Orangen, Weihrauch und Myrrhe.
    »Du riechst wie die drei gottverdammten Könige«, sagte ich.
    »Ich glaube, sie waren tatsächlich Ifrits.«
    Amirs Stimme wirkte warm und gut gelaunt. Zum ersten Mal, seit Daddy uns so unsanft unterbrochen hatte, klang er wirklich gut.
    Ich drehte mich um. »Wie geht es dir?«, fragte ich und hätte ihn gerne berührt, aber ich behielt meine Hände bei mir.
    Seine Lippen zuckten. »Ganz gut«, erwiderte er. »Wenn du nicht bald gekommen wärst, hätte ich in den
Tombs
nachgesehen.«
    »Hatten wir diese Diskussion nicht erst? Trau mir ruhig etwas zu.«
    »Es hat geklungen, als hätte heute Morgen ein Krieg stattgefunden. Ich habe es für mehr als wahrscheinlich gehalten, dass du mittendrin steckst.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich war in meinem Zimmer. Dieses
Faust
-Zeug ist fürchterlich … Ich habe am ersten Abend im Klub einiges mitbekommen, aber ich hatte keine Ahnung, wie schlimm es werden würde. Wir müssen Rinaldo finden. Wir müssen ihn aufhalten.«
    Amir warf mir einen seltsamen Blick zu, beinahe verärgert. »Aufhalten? Ich fürchte, ihn aufzuhalten war nicht Teil meines Plans.«
    »Oh, der. Dann eben
nachdem
du zurückbekommen hast, was auch immer er dir weggenommen hat.«
    »Also … äh … ich denke, dagegen habe ich keine Einwände. Aber, ich Dummerchen – du befürwortest außergerichtliche Ermordungen ja nicht.«
    Ich stutzte. Er hatte recht – der Plan roch zu sehr nach meiner alten
Defender
-Vergangenheit, und ich zuckte unwillkürlich zusammen. »Was bleiben mir denn noch für andere Möglichkeiten? Wenn sich uns die Gelegenheit bietet … Du weißt, dass die Polizei mit Sicherheit nichts dagegen unternehmen wird.«
    Schweigend blickte er mich einen Moment lang an. »Ich glaube irgendwie, dass du die Dinge zu sehr vereinfachst, Zephyr.« Als ich nicht antwortete, zuckte er die Schultern. »Wer bin ich, dir eine Moralpredigt zu halten? Ich bevorzuge einfachere Rechnungen. Zum Beispiel: Ist dein exzentrischer Vater irgendwo in der Nähe? Falls nicht, hast du Lust, mich zu begleiten?« Er legte mir eine Hand in den Nacken.
    Wer brauchte schon eine Zentralheizung, wenn man einen Dschinn hatte?
    Ich lachte. »Erklär mir bitte noch mal, warum genau du einen Kurs in ›Lesen, Schreiben und Rhetorik‹ belegt hast?«
    »Ich habe Gerüchte über die Lehrerin gehört.«
    »Dass sie charmant ist? Bildschön? Brillant?«
    Er strich mit seinen Lippen über meine eiskalte Nasenspitze und küsste mich dann auf den Mund. »Dass sie
gut
ist.«
    Ich seufzte. Ich würde nehmen, was ich kriegen konnte. »Tja, die gute Lehrerin muss erst noch eine Sache überprüfen, ehe sie sich in deinem Apartment dem Zorn ihres Daddys entziehen kann.« Ich ergriff seine Hand und ging am Haus entlang.
    »Laufen? Wie … originell. Wirst du nicht frieren?«
    Ich warf einen Blick zurück, doch wir waren bis auf ein paar Kinder allein. »Du kannst uns dahinten … äh … wegblinzeln. Warte noch, bis man uns von der Straße aus nicht mehr sehen kann.«
    Ich hielt es für keine gute Idee, ihm von dem »Geschenk« zu erzählen, das Rinaldo mir letzte Nacht hinterlassen hatte, denn ich wollte seine ruhenden ritterlichen Instinkte nicht unnötig reizen. Andererseits wollte ich einem möglichen Verfolger, der mich bespitzelte, so wenige Informationen wie möglich über mein Verhältnis zu Amir geben.
    Amir sah mich eindringlich an. »Heute Morgen ist irgendetwas vorgefallen, habe ich recht?«
    Wir gingen um eine Häuserecke. »Ich bin nur vorsichtig. Oder hast du vergessen, dass ich mich gerade in eine Bande von bösartigen Gangstern einzuschleusen versuche, damit du ihren Anführer umbringen kannst?«
    Er verzog das Gesicht. »Jetzt klingst du schon genauso wie Kardal.«
    Eine siebenhundert Jahre alte sprechende Rauchsäule? »Tatsächlich?«
    Zu meiner

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