Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moonsurfer

Moonsurfer

Titel: Moonsurfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Birck
Vom Netzwerk:
scheint zum ursprünglichen Guss zu gehören.
    Das kann eigentlich nur eines bedeuten.
    Ich Trottel, denkt Waves, nur der gegossene Teil des Namens ist der echte Name. Der Rest wurde erst später dazugraviert! Das englische Schiff, das da neben dem Spanier hockt, hieß zunächst einfach nur » BIRD «. Eine »Blackbird« hat es offiziell vermutlich nie gegeben. Aber sicherlich eine BIRD ! Diese Archäologen lassen die halbe Welt der Wissenschaft nach dem falschen Schiffsnamen suchen! Sollen mal besser nach einer BIRD Ausschau halten. So muss man da rangehen! Mit Grips, nicht mit dieser albernen Radio-Kohlenstoff-Messung …
    Waves gleitet an den wenigen verbliebenen Spanten des Spaniers vorbei, die stumm in einer Reihe aus dem Sand ragen. Nach einigen Minuten ist er bei dem Wrack des englischen Schiffes angelangt. Es ist wesentlich besser erhalten als der Spanier - dürfte also tatsächlich erst später hier gesunken sein.
    Ben umkreist das Wrack.
    Er lässt sich hinuntersinken, berührt eine Spante, tastet sie ab und beginnt mit den Händen an einer Stelle im Meeresgrund zu graben, wo die Archäologen noch keine Spuren hinterlassen haben. Und schon nach kurzer Zeit hat sich Ben Waves’ Instinkt einmal mehr als richtig erwiesen: Er legt eine Rumpfplanke frei, in der dicht an dicht zahlreiche Pfeilspitzen stecken. Offensichtlich muss es noch eine dritte Partei gegeben haben: Indianer,die Ureinwohner der Insel. Hier dürfte sich vor Jahrhunderten ein Drama abgespielt haben …
    Waves ist nicht besonders erfreut über diese Entdeckung.
    Die Wilden könnten hinter der wertvollen Ladung her gewesen sein   … und wenn sie Erfolg hatten, gibt es hier auch kein Gold mehr   …, überlegt er, und schwimmt zurück zum Spanier. Auch hier untersucht er die wenigen Reste, die noch zu erkennen sind, auf einen möglichen Angriff der Ureinwohner, wird jedoch nicht fündig.
    Also kehrt er wieder zurück zum Engländer und taucht einen großen Bogen um das Wrack. Waves ist vor allen Dingen am Heck der »Blackbird« interessiert, wo sich einst die Kapitänskajüte befand, denn dort könnte er Hinweise auf die Identität des Wracks finden.
    Man kann Ben Waves vieles nachsagen: Egoismus, Rücksichtslosigkeit und Gier. Aber er ist ein Vollblutjäger. Und gute Jäger folgen ihrer Nase. Auch unter Wasser.
    Waves’ Nase führt ihn jetzt zu ein paar unscheinbar aussehenden Klumpen. Sie liegen in der Nähe einiger Beschläge, die wie die Scharniere eines einst mächtigen Heckruders aussehen.
    Inzwischen ist die Sonne so tief gesunken, dass sie ihre Strahlen unter dunklen Wolkenbänken hindurch flach in die See schickt und die Welt unter ihrer Oberfläche ein letztes Mal zum Leuchten bringt, bevor es Nacht wird. Tausende großer und kleiner Fische blitzen auf - wie unzählige kleine Sterne in einem türkisgrün leuchtenden Weltall. Kurz kann Waves aus der Perspektive der Meeresbewohner schemenhaft die Unterseite eines Boards in der Ferne erkennen: ein Surfer, der gerade voneiner riesigen Woge nach oben gezogen wird. Waves meint, ein Longboard zu erkennen, was ungewöhnlich für den Surf-Contest von Sharkfin-Island ist. Der Teilnehmer des Contests scheint in den Stand gesprungen zu sein, denn nun brettert er die leuchtende Wellenwand herunter … und verschwindet.
    Hätte Waves keine Taucherbrille auf, würde er sich jetzt die Augen reiben, doch in diesem Moment versinkt die Sonne am Horizont.
    Augenblicklich verdunkelt sich die gerade eben noch flimmernde und leuchtende Unterwasserwelt.
Etwas über 300 Jahre davor; Juni im Jahre des Herren 1693; ruhiges Meer, etwa 70 Fuß vom Strand der Insel Sharkfin-Island entfernt, Nacht, wolkenlos
    Steven hat die Augen geschlossen und überlegt, ob er noch lebt oder ob ihn der Brecher erledigt hat. Selbst die Meeresoberfläche scheint in einen Schockzustand geraten zu sein. Nicht die kleinste Dünung ist zu spüren.
    Stille.
    Er hat die Augen geschlossen und fühlt sich, als sei er für alle Ewigkeit in den Weiten des Meeres verloren gegangen. Wie lange liegt er schon ohne Bewusstsein auf seinem Brett? Minuten? Stunden? Was ist davor passiert?
    Seine Gedanken tasten sich entlang der Kette der Ereignisse zurück. Der Wipe-Out … sein Ritt in der Röhre … die Monster-Tube …
    Seine Erinnerung arbeitet sich weiter.
    … der Surf-Contest … das Surfboard … Grumble.
    »Reite die Siebte Welle, finde den Schatz, hilf Shark, töte Snake   …!«, hallt es abermals wie aus weiter Ferne in

Weitere Kostenlose Bücher