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Moonsurfer

Moonsurfer

Titel: Moonsurfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Birck
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habe Ben Waves soeben das Golden-Goal im entscheidenden World-Cup-Spiel geschossen, das ihn und seine Mannschaft ins Endspiel tragen würde.
    Sie presst Waves den ersten Kuss seit einem Jahrzehnt mitten auf seine breite Nase, sodass er beinahe hintenüberkippt, während eine weitere Kaffeetasse einen hohen Bogen beschreibt und auf dem Boden der Messe zerschellt.
    »Ben, du alter Mistkerl«, platzt sie heraus. »Du hattest tatsächlich die richtige Nase! Ein Goldnäschen!«
    Sie hat die ganze Nacht die Klumpen untersucht, die Ben Waves am Abend zuvor an die Oberfläche geholt hatte. Um festzustellen, was sie verbergen könnten, hat sie stundenlang damit verbracht, Stück für Stück der Seepocken, der Korallen und Muscheln zu lösen. Jetzt beendet sie den Überfall auf Waves Nase und zerrt ihn ins Labor, wo ihr Ex auf einen verbeulten Zinnteller starrt - soeben befreit von den Ablagerungen, die ihn seit Jahrhunderten eingeschlossen hatten.
    »Ist das alles?«
    »Sieh doch mal, Ben, eine Gravur. Der Teller gehörteeinem gewissen Bartholomeus Periwinkle. Damit können wir das Schiff und die Besatzung endlich identifizieren!«, antwortet die Archäologin.
    Doch der Schatzjäger interessiert sich für etwas anderes und lässt sich in Susan Waves’ Arbeitsstuhl fallen.
    »Das ist Blei oder Zinn, wie es auf jedem alten Schiff zuhauf vorkommt, Susan. Das ist fast vollkommen wertlos! Davon abgesehen kenn ich den wahren Namen des Schiffes bereits …«, will er erklären, doch Stevens Mutter ist bereits dabei, vorsichtig einen zweiten Gegenstand auf den Tisch zu stellen.
    Jetzt glotzt Waves auf einen goldenen Totenschädel. Das Ding ist oben offen wie ein Blumentopf, denn es ist auf Höhe der Stirn aufgesägt.
    Ben vergisst, was er seiner Ex gerade eben erklären wollte. Stattdessen stößt er einen Pfiff aus und sitzt für einen kurzen Moment regungslos in seinem Stuhl. Dann fragt er: »Hast du den Knochen aufgesägt?«
    »Unsinn! Das ist entweder ein Trinkgefäß, wenn auch ein ziemlich makabres, oder irgendeine Opferschale!«
    So still wie jetzt ist Ben Waves normalerweise nur unter Wasser, mit einem Atemgerät im Mund. Er nimmt den goldenen Schädel vorsichtig in seine Hände und dreht ihn andächtig hin und her. Plötzlich geht er damit hinüber zum Bullauge ins Licht.
    »Da hat ja jemand einen Namen reingekratzt …«
    Susan läuft um den Arbeitstisch. »Was willst du damit sagen? Ich würde niemals … wo hat jemand was reingekratzt?«
    Sie greift sich den goldenen Knochenkopf und drehtihn ihrerseits im Licht hin und her. Die Schriftzeichen sind selbst im hellen Sonnenschein kaum mehr erkennbar.
    »Wie konnte ich das bloß übersehen?«, murmelt sie.
    »Jaja, die Archäologin …«
    Susan Waves ignoriert das Sticheln des Schatzjägers: »Es sind sogar mehrere Namen. Eine Liste vielleicht. Sehr klein, sieht fast aus wie ein Muster, Verzierungen, kaum zu sehen.« Und sich rechtfertigend fügt sie hinzu: »Deshalb hab ich’s wohl nicht als Schrift erkannt …«
    Doch plötzlich wird sie leichenblass.
    »Ben«, flüstert sie, »es ist eine Liste!«
    »Und? Ist es ein historischer Einkaufszettel oder ist es das Telefonbuch des Kapitäns der Blackbird?«
    »Nein, außerdem ist das nicht der richtige Moment für deine Boshaftigkeiten. Eine Liste auf einem Totenschädel ist eine Todesliste. Und ganz unten auf dieser Liste steht …«, sie zögert, «st…steht der Name … deines Sohnes … hier steht: Steven Waves!«
Juni im Jahre des Herren 1693; ruhiges Meer, etwa 70 Fuß vom Strand der Insel Sharkfin-Island entfernt; Nacht, wolkenlos, Windstille
    Steven befindet sich in Schockstarre. Er muss sich verteidigen, irgendwie. Aber er hat nichts weiter als eine Taucheruhr, seine Surfshorts und das Amulett von Grumble am Leib.
    Irgendwo hat er mal gelesen, dass man Haien auf dieNase treten soll. Oder in ein Auge. Und wenn ich nicht treffe?
    Er beginnt, hektisch und mit aller Kraft zum Strand zu paddeln. Gleichzeitig wird ihm klar, dass das völlig aussichtslos angesichts einer Haifischflosse ist, die bereits mit hoher Geschwindigkeit auf ihn zuhält.
    Also gibt er den Versuch wieder auf, wendet und kauert sich auf das Board, die Spitze auf den Hai gerichtet, um so wenig wie möglich Angriffsfläche zu bieten. Das Vieh ist nur noch eine Mannslänge von ihm entfernt, als es plötzlich abdreht und einen Bogen durch das Wasser zieht. Möglicherweise nur, um sich in eine bessere Angriffsposition zu bringen.
    Es verharrt einen

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