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Moonsurfer

Moonsurfer

Titel: Moonsurfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Birck
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endgültig den Atem. Diesmal jedoch nicht wegen des Gestankes aus der Bilge, oder der Unmengen schleimiger Würmer, die die Spanten bevölkern, und auch nicht aufgrund der unerträglichen Hitze: Steven hockt inmitten glitzernder Berge aus goldenen Masken, Schmuck, Ketten, archaischen Kunstwerken, Statuen und Edelsteinen, die in allen Farben blitzen! Erkonnte sich bislang nicht einmal vorstellen, dass es so viel Gold auf einem Haufen geben kann.
    Doch zwischen ihm und all diesen Schätzen steht etwas noch viel Wertvolleres: ein Holzeimer mit lebensspendendem Wasser.
    Er greift über seine rostigen Fußfesseln hinweg nach der noch rostigeren Kelle, die aus dem Kübel ragt.
    Brackwasser.
    In der schmierigen Flüssigkeit schwimmt ein totes Etwas mit Schwanz, aber das brühwarme Wasser ist das, was er zum Überleben benötigt. Er fischt den Kadaver an seinem hintersten Ende aus dem Kübel, schwingt ihn in die Dunkelheit, packt die Kelle, trinkt, hustet, und trinkt noch einmal.
    Kurz darauf geht es ihm ein wenig besser und er kann endlich ein paar klarere Gedanken fassen.
    Snake   … die Blackbird   … das Gold. Ist das der Schatz, den Dad sucht? ,überlegt er. Grumbles Botschaft, der Sonnenuntergang während des Contests, die Monsterwelle. Es war genau die Siebte, nachdem der letzte Sonnenstrahl erloschen war.
    In diesem Moment begreift Steven, dass ihn das seltsame Longboard zum Schatz gebracht hat. Dem Schatz, der seit Jahrhunderten versunken ist. Was bedeutet, dass Moonsurfer ihn in eine längst vergangene Zeit katapultiert haben muss, in der er nun mit eisernen Fußfesseln festgekettet ist. Die Enden der rostigen Schellen um seine Gelenke bestehen aus daumendicken geschmiedeten Ösen, die über eine quer verlaufende Eisenstange geschoben wurden. Fußfesseln, wie man sie auf den Sklavenschiffen früherer Jahrhunderte verwendete - Seelenverkäufern,die die Unglücklichen von der Westküste Afrikas in die neue Welt verfrachteten.
    Hier komm ich nie wieder raus. Und falls doch: Wo soll ich schon hin? Gibt es auch einen Weg zurück? Also in die Zukunft? Das hab ich alles allein diesem Grumble und seinen Sprüchen zu verdanken: Das Board solle besondere Kräfte haben. Bei Vollmond. Danke, hab ich gemerkt. Ich habs kapiert! Das wars dann also.
    Doch dann kommt ihm doch noch der entscheidende Gedanke, der Einfall, der ihm neuen Mut gibt, weil er alles verändert:
    Der Alte hat das Board ›Moonsurfer ‹ genannt. Ist der Name eine Botschaft? Funktioniert die Zeitreise vielleicht auch umgekehrt, Hauptsache, es ist Vollmond? Also Rückkehr auf der Siebten Welle bei Vollmond?
    Seine Überlegungen lenken Steven von der erbärmlichen Lage ab, in der er sich befindet. Also spekuliert er weiter, bis er zu der Annahme gelangt, an die er sich von nun an klammern will: Er wird zurückkehren können, indem er auf Moonsurfer erneut eine Siebte Welle reiten wird. Bei Vollmond, aber möglicherweise nicht bei Sonnenuntergang, sondern dann, wenn auch die Sonne zurückkehrt, also bei Sonnenaufgang!
    Aber …
    Dazu brauche ich das Surfboard!
    Und das Board ist verloren. Jedenfalls nimmt er an, dass die zerlumpten Gestalten, die das Wrack der Blackbird bevölkern, sein Board der See überlassen haben. Und ohne die magische Planke ist alles umsonst, ohne Moonsurfer ist die Zukunft unerreichbar. Er ist in der Welt gefangen, zu der er sich einst so sehr Zugang gewünschthatte: die Welt des Schatzjägers Ben Waves. Allerdings hatte er sich das Ganze etwas anders vorgestellt …
    Plötzlich dringt aus der Dunkelheit erneut das kaum hörbare Stöhnen und holt ihn zurück in die Realität. Steven leuchtet mit seiner Uhr in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen ist.
    Im dünnen Lichtschein erkennt er drei Jungen, die, wie er selbst, mit Fußfesseln an die Stange über dem Kiel gekettet sind. Bis auf einen Lendenschurz um ihre Hüften sind sie nackt und erinnern Steven an die indianischen Völker, die es im 21 . Jahrhundert nur noch im Dschungel Mittelamerikas geben wird.
Im Laderaum der Blackbird, dann auf den Decks, Abend/Nacht; bewölkt, kaum Wind
    Steven kann nicht sagen, wann, aber irgendwann wird die Luke über den Gefangenen erneut aufgerissen. Männer steigen herab, lösen die eisernen Fußfesseln und zerren ihn nach oben in das schief hängende Kanonendeck. Unzählige Hängematten baumeln hier zwischen den Geschützen, aus denen ihn ölige Visagen angrinsen. Der Gestank ist hier nicht viel besser, nur anders: Schweiß, Moder,

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