Moonsurfer
Glück sagen, dass wir dich noch nicht verkocht haben. Hast noch weniger mit einem Menschen gemein als die Wilden dort draußen!«
O’Malley löst sich aus der Meute und stapft wutschnaubend auf die Leiter zum Sonnendeck zu, auf dem Snake sich aufgebaut hat.
»Jetzt pass mal gut auf, Snake, du Wurm von einer Schlange. Jetzt bist du dran mit ’nem Bad in derFischsuppe, und ich werd sie dann verdammt noch mal genießen!«
O’Malley hat gerade eben das Sonnendeck so weit erklommen, dass er mit seinem Kopf über die steile Treppe hinausragt, als ihm ein knurrendes, schwarzhaariges Geschoss mit gefletschten Zähnen ins Gesicht springt und sich in seine Nase verbeißt. Der Pirat kippt mit einem Schrei nach hinten, torkelt und rammt den Fisch-Ratten-Eintopf. Das haarige Knäuel, das ihn angegriffen hat, fliegt in hohem Bogen weiter, rutscht, kugelt noch ein Stück und kommt dann genau vor Stevens Füßen zum Sitzen. Dort bleibt der Hund so bequem hocken, als wäre nichts gewesen.
Der Eintopf kippt und O’Malley kracht rücklings in die eiserne Wanne, in der die Kohlen unter dem Kessel glühen.
O’Malley brüllt, sein Hinterteil brennt.
Die heiße Brühe ergießt sich über das Deck und die barfüßige Piratenbande beginnt, auf der Stelle zu tanzen oder auf die Reling zu springen, um der kochenden Suppe zu entrinnen.
O’Malley, von den Flammen an seinen Beinkleidern angefeuert, springt mit blutender Nase weit über das Schanzkleid hinaus und segelt kreischend als feuriger Komet hinaus in die Dunkelheit. Mit einem Bauchklatscher im Wasser landend serviert er sich zischend als gegrillte Vorspeise den Haien.
Steven steht auf der höher gelegenen Seite des schrägen Decks, sicher vor der kochend heißen Suppe, die nun abläuft und einen Teppich aus Gräten, Fischköpfen und einer toten Ratte zurücklässt.
Der zottelige Hund, der noch auf einem knorpeligen Stück von O’Malleys Säufernase herumkaut, hat sich zurück auf das Sonnendeck zwischen Snakes Beine verzogen und kassiert ein »Böser Scouba!«
Doch nachdem O’Malleys Abgang zischend beendet ist und der Koch Fischköpfe, Gräten und die Ratte fluchend eingesammelt und den Topf zurück in die Ketten gehängt hat, erinnert sich die Meute wieder an den eigentlichen Grund der Versammlung: die Bestrafung des Spions.
Stevens Arme werden nach hinten gerissen, seine Hände und Füße gefesselt. Doch es wäre gar nicht nötig gewesen, ihn wie ein Geschenk für den Klabautermann zu verpacken, denn Steven befindet sich noch immer in Schockstarre. Die Todesangst, die ihn in der Dunkelheit der Schiffsbilge gepackt hatte, hatte ihn nicht mehr freigegeben und war Steven bis hierher an die Reling der Blackbird gefolgt, über die er wohl im nächsten Moment geworfen werden soll.
Skull taucht auf.
Sichtlich betrunken versucht er auf dem abschüssigen Deck das Gleichgewicht zu halten. Umständlich befiehlt er, dem Verurteilten ein Tau um den Brustkorb zu legen und ihn über das Schanzkleid zu heben. Kurz darauf wird Steven außenbords hinabgelassen. Danach baumelt er hilflos über einer Geschützpforte, deren hölzerne Klappe entfernt worden war.
Skull hat es jetzt ebenfalls zur Reling geschafft, um den Vorgang zu befehligen, den er im Laufe des sogenannten Verfahrens gegen den angeblichen Spion ein »Experiment« genannt hatte.
»Is alles vorbereitet, die Kanone geladen? Is der Stückmeister bereit?«
Keine Antwort. Die Meute schweigt betreten.
»Antwortet gefälligst! Wo ist O’Malley?«
»Gerade eben über Bord, Käpt’n!«, druckst einer der Männer betreten.
»Verdammt! Das is Fahnenflucht! Fangt ihn ein! Er wird zum Tode verurteilt!«, brüllt Skull.
»Der dürfte schon tot sein, Käpt’n!«
Skull wirbelt herum und sucht die Takelage ab, aus der die Antwort kam, bis er Snake hoch oben auf dem Besanmars entdeckt. Sein Pfannkuchengesicht läuft rot an: »Was?!«
»Ich sagte, der Stückmeister dürfte schon tot sein, Käpt’n!«
»Schon tot, obwohl gerade erst zum Tode verurteilt? Ohne Hinrichtung? Das ist zweifache Fahnenflucht! Drückt sich sogar vor ’ner anständign Hinrichtung!«
Snake erklärt, dass sich das Todesurteil gegen den desertierten Stückmeister O’Malley damit bereits erledigt haben dürfte. Davon abgesehen gibt er zu bedenken, dass Skulls Experiment mit dem bereits außenbords baumelnden Spion ohne den Stückmeister nicht fortgesetzt werden könne.
Doch auch dieser letzte Versuch, Steven zu retten, scheitert. Stattdessen fühlt
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