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Moonsurfer

Moonsurfer

Titel: Moonsurfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Birck
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in ein paar hundert Jahren das Strandhaus seiner Mutter stehen wird, dröhnt ein gewaltiger Donner über die See und die Insel. Möwen, Silberreiher, Pelikane und alles, was sonst noch fliegen kann, schreckt auf und flattert in panischem Durcheinander gen Himmel.
    Steven duckt sich in die Gräser zwischen die Dünen und späht hinaus aufs Meer.
    Kanus, er schätzt fünfzehn oder zwanzig, jedes mit gut einem Dutzend Kriegern besetzt, lösen sich vom Ufer und verteilen sich auf der See, um das Wrack draußen aufder Sandbank anzugreifen und ihm endlich den Todesstoß zu versetzen. Signale aus stacheligen Muschelhörnern dringen von den schmalen Langbooten herüber. In den dumpfen Ton mischt sich der Hall des Kanonendonners und das Kreischen der Seevögel.
    Dann wird das Konzert von einem sirrenden Pfeifen übertönt. Gleich darauf schießt eine Fontäne wenige Mannslängen vor dem ersten Kanu aus dem Meer.
    Die Vögel sind verschwunden, der Strand ist mit einem Schlag gespenstisch leer. Weitere Feuersäulen stoßen aus den Kanonenluken der Blackbird, gefolgt vom Pulverdampf, vom Donnern und dem Pfeifen der Geschosse, die Skull abfeuern lässt. Wasserfontänen brechen senkrecht aus der See, aber die Indianer haben längst gelernt, die ersten Salven außer Reichweite abzuwarten.
    Im Osten hinter der Insel und dem Festland von Florida geht die Sonne auf, schickt ihre ersten Strahlen über das flache Land und lässt die Mastspitzen der Blackbird glühen.
    Eine ganze Batterie Blitze schießt aus der Bordwand des morschen Seglers.
    Eine Breitseite.
    Steven weiß, was jetzt folgt und presst seine Hände flach auf die Ohren. Und das Donnern der ersten Kanonen war tatsächlich nur ein Flüstern gegen den infernalen Höllenlärm, der die Natur diesmal erzittern lässt. Das Schiff scheint vom gewaltigen Rückstoß ein Stück weiter in die See gedrückt zu werden. Grelles Pfeifen kündigt die Geschosse an und vor den Bugnasen der Indianerboote steigt eine ganze Wasserwand in die Höhe, als die schweren Eisenkugeln in die Wellen schlagen. Eines derKanus hat sich zu weit vorgewagt und zersplittert in tausend Stücke. Der Wind trägt den beißenden Geruch des Pulverdampfes und den hämischen Jubel von der Blackbird herüber.
    Verdammt, wo bleibt Snake nur? Das ist genau der Moment, auf den wir gewartet haben! Wir müssen los!
    Stattdessen wird Steven angegriffen.
    Der Stoß kommt von hinten, wirft ihn auf den Bauch und drückt sein Gesicht auf eine flache Düne. Er spuckt und hustet, hat Sand in Mund und Augen. Aber er kann sich zur Seite wälzen, um den Säbel zu greifen, den er sich inzwischen genauso wie Snake mit einem Ledergurt um die Hüften geschnallt hat. Blind fuchtelt er mit der Waffe in der Luft herum.
    »Wuff!«
    » SCOUBA ?! Du verdammter Mistköter!«
    Steven reibt sich die Augen, bis er zumindest wieder blinzeln kann.
    Scouba steht vor ihm. Der Hund ist pitschnass, schüttelt sich, wedelt mit dem Schwanz, springt ein paar Sätze Richtung Brandung, kehrt zurück und vollführt den Tanz aufs Neue.
    »Wo ist Snake, Scouba, wo hast du Snake gelassen?«
    Scouba führt weiter sein Hin und Her auf.
    »Scouba, ich bin nicht Shark. Ich kann mich nicht mit Wassermonstern wie dir unterhalten!«
    Scouba dreht sich im Kreis, plötzlich beendet er seinen Tanz, wetzt den Strand entlang und kurvt dann in den Dschungel. Dorthin, wo das kleine Segelboot von Steven und Snake versteckt ist und auf seinen Einsatz wartet.
    Steven hinterher.
    Am Auslegerboot angekommen, schnappt sich Scouba die Bugleine und zerrt daran, als ob er es ganz alleine hinaus auf den Strand und in die Brandung schleifen könnte.
    »Was? Ich soll ohne Snake … « Aber dann begreift Steven: »Scheiße, er sitzt auf der Blackbird fest! Hat er stattdessen dich geschickt? Glaubt der Verrückte vielleicht, dass ich mitten in den Kampf hineinschipper, um ihn abzuholen? Genau dorthin, wo sich Indianer und Piraten gegenseitig Löcher in die Köpfe schießen?«
    Scouba steht still und wedelt mit dem Schwanz. Kopf schief, hechelhechel: Ja!
    Steven starrt den Hund an und will es nicht glauben.
    Doch ohne Snake kann er es nicht wagen. Ohne ihn hat Steven keine Chance, Shark zu helfen.
    »Also gut«, sagt er zu dem Hund. »Ich werde sowieso in dreihundert Jahren noch mal geboren … «
    Kurz darauf schlägt Steven mit dem Säbel eine Schneise in das Grün, durch die er das kleine Segelboot, zusammengesetzt aus Kanu und Board, schleifen kann.
    Inzwischen hat sich ein Trupp aus

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