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Moonsurfer

Moonsurfer

Titel: Moonsurfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Birck
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ein wenig Vertrauen schöpfen zu können.
    Doch Snake grinst nur. »Noch seid Ihr es, Sir Waves. Denn zu zweit habe ich hier die besseren Chancen!«
    »Du meinst … haben wir die besseren Chancen.«
    »Ich meinte, was ich sagte. Die Wilden rund um Captiva fangen entlaufene Sklaven ein, um sie dann wieder an Gaspar zu verkaufen. Mit Euch im Schlepptau könnte ich mich als Sklavenjäger des Gouverneurs ausgeben. Vielleicht kann ich also - wenn die Indianer uns entdecken - Euer Leben an sie verkaufen, statt das meine zu verlieren!«
    »Sehr lustig, Snake!«, antwortet Steven. Aber egal, wie er sich daraufhin im hölzerenen Rumpf des Kanus hin und her schiebt, er findet keine entspannte Position mehr.
    »Seht Ihr die Rauchwolken dort?«, fragt Snake. »Das dürfte ein Dorf der Menschenjäger sein. Noch habe ich keinen Handel mit ihnen geplant, wir sollten also an einer der kleinen Inseln in der Mitte der Bay festmachen und uns dort im Schutz der Mangroven bis zum Einbruch der Dunkelheit verstecken!«
Eine kleine Insel inmitten der Sarasota Bay; schwüle Hitze, abends
    Etwas später liegt ihr Boot im Schatten einer Palmenfamilie auf dem kleinen Strand einer Insel, nicht größer als ein Tennisplatz. Snake kramt Fischöl aus seiner Seemannskiste und reicht es Steven. »Schmiert Euch ein. Ihr stinkt noch nicht ranzig genug, um die Moskitos zu vergraulen!« Kurz darauf liegt er bereits friedlich schlafend in seiner Hängematte.
    Auch Steven versucht, Schlaf zu finden, aber es gelingt ihm nicht. Denn kaum hat er seine Lider geschlossen, tauchen vor seinem inneren Auge ganz andere Bilder der Bay auf, in der sie sich gerade befinden. Bilder der Sarasota Bay im Jahr 2004 .
    Motorboote ziehen vorbei. Der Lärm der Jetskis tönt über das Wasser und die Anlegestege, Yachten dümpeln in der Sonne und die Restaurant-Werbungen dahinter preisen in bonbonbunten Leuchtreklamen den Fang des Tages an. Am Himmel knattern Sportflieger auf und ab, die auf langen Bannern Veranstaltungen ankündigen oder Gifte gegen Insekten versprühen. Die Menschen sitzen auf Terrassen, in Käfigen aus feinem Gitter, die ihnen die Moskitos vom Leibe halten.
    Doch hier, im Sommer des Jahres 1693 , fallen die Mücken über Stevens helle Haut her wie über eine ganz besondere Delikatesse, nur mäßig vom Gestank des Fischöls abgehalten.
    Vergeblich schlägt er sich auf den Nacken, auf Arme und Beine. Er weiß nicht, welche der beiden Welten er besser finden soll: das unberührte Paradies, das sichvor ihm ausbreitet, oder die bequeme, aber laute Welt der Gegenwart, aus der er kommt …
    Steven schreckt hoch.
    Anscheinend war er doch noch irgendwann eingeschlafen, denn die Sonne steht jetzt tief über den Baumwipfeln des Dschungels. Er ist allein. Snake, Scouba, das Kanu und am schlimmsten: Moonsurfer … sind verschwunden.
    Verlassen baumelt er in einer Hängematte zwischen zwei Kokospalmen. Die kleine Insel ist nicht viel größer als der Innenhof von Grumbles Hazienda. Sie ist eine von Tausenden sogenannter »Hammocks«, umgeben von einem riesigen, im Mondschein schimmernden Wasserlabyrinth, das von Schlangen, Alligatoren und Krokodilen bevölkert wird.
    Das nächste menschliche Wesen könnte ein sich nähernder Kopfjäger sein, an den er von Snake verraten … und verkauft worden ist.
    Töte Snake! , hallt es in seinem Kopf wie von weit her.
    »Lass mich endlich in Ruhe, Grumble!«, sagt er laut und denkt: Es ist zu spät. Selbst, wenn sie mich nicht finden: Hier komm ich nie wieder weg! Ich bin so gut wie erledigt   …
    Also kann er auch gleich wie tot in seiner Hängematte liegen bleiben, während der kühlende Abendwind immerhin die Angriffe der Moskitos abklingen lässt. Was kann er schon gegen sein Schicksal unternehmen?
    Die Sonne geht unter, und das letzte Licht im mörderischen Paradies erlischt. Dafür scheinen jetzt die knorrigen Beine der Mangroven zum Leben zu erwachen,um eine albtraumhafte nächtliche Wanderung durch das Marschland zu beginnen.
Zoom in die Vogelperspektive
    Steven und seine Hängematte werden immer kleiner und verschwimmen mit dem dunklen Grün der Mangroveninsel. Auch die kleine Insel wird kleiner, bis sie nur noch eine von Tausenden ist, umgeben von der Sarasota Bay, einem riesigen, im Mondschein glitzernden Wasserlabyrinth. Insel für Insel zieht vorbei, bis - viele Meilen weiter südlich - die Umrisse von Captiva-Island zu erkennen sind.
Captiva-Island; Vogelperspektive, Zoom auf den natürlichen Hafen
    Durch die

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