Moony Witcher - Nina 01 und das Geheimnis der Lagunenstadt
über Mischa können wir immer noch später sprechen«, sagte Ljuba.
Nina gehorchte, ohne zu murren, denn sie war todmüde. Sie legte das Heft beiseite, trank genüsslich ihre heiße Schokolade, aß zwei Bissen vom Apfelkuchen und fragte: »Sahnetorte, warum ist die Spiegelkammer verschlossen?«
Ljuba wurde ernst und antwortete: »Das war eine Entscheidung deines Großvaters. Vor ungefähr zwei Monaten hat er das Schloss an die Tür gehängt und gesagt, dass niemand mehr die Kammer betreten dürfe. Ich habe keine Ahnung, warum. Und ich weiß leider auch nicht, wo er den Schlüssel zu diesem Schloss versteckt hat. Aber genug davon. Jetzt schlaf erst mal. Du bist sicher sehr erschöpft.« Sie drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und löschte das Licht.
Nina schloss die Augen. Ihr Kopf war ein einziges Wirrwarr von Fragen und Zweifeln. Vielleicht würde der morgige Tag ein paar Antworten bringen. Hund und Katze hatten sich nicht weniger erschöpft in das große gelbe Satinkissen auf dem Boden gekuschelt. Im Nu waren alle eingeschlafen.
Um genau sieben Uhr öffnete Nina am nächsten Morgen die Augen. Sofort fiel ihr Großvater Mischa ein. Im Dämmerlicht sah sie das rätselhafte Heft und die Glaskugel, die ein seltsam bläuliches Licht ausstrahlte, auf dem Betttischchen liegen. Instinktiv nahm sie die Kugel in die Hand. Sie fühlte sich warm an. Nina hielt sie nah an ihr Herz und sagte leise: »Opa, ich weiß, dass du mich hörst. Ich weiß, dass diese Glaskugel dir gehört. Bitte, hilf mir zu verstehen, was passiert ist.«
Doch als sie noch einmal im schwarzen Heft blätterte, verstand sie rein gar nichts von den Formeln. Sie legte beide Gegenstände in den Kleiderschrank und ging duschen. Adonis und Platon wurden langsam ebenfalls munter.
Um acht Uhr gab es Frühstück im Orangensaal, wo das große Gemälde von Oma Espasia hing. Schön war sie mit ihren smaragdgrünen Augen und den rabenschwarzen Haaren, ihrem zarten, fröhlichen Lächeln und dem weit ausgeschnittenen meerblauen Kleid. Auf dem unteren Rand des Rahmens befand sich ein goldenes Schild. »Prinzessin Maria Luisa Espasia de Righeira«, stand darauf. Nina schaute das Bild bewundernd an und stellte plötzlich fest, dass die Großmutter eine Glaskugel in den Händen hielt. Unglaublich! Eine durchsichtige Glaskugel, die genauso aussah wie die, die Nina am Vorabend in Opa Mischas Schublade gefunden hatte! Nina blieb vor lauter Überraschung der Mund offen stehen.
So oft hatte sie das Bild schon angesehen, aber dieses Detail war ihr noch nie aufgefallen. Die Glaskugel... Oma ... das Bild. Was hat das nur alles zu bedeuten?, überlegte sie, während sie ihren Tee schlürfte. Plötzlich, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, durchschnitt ein Schlag ihre Gedanken und eines der großen alten Fenster zersprang in tausend Stücke. Die Scherben regneten zu Boden, doch da war noch etwas anderes. Nina fiel zwischen den scharfkantigen Glassplittern sofort der Stein auf, der mit zwei Blättern Papier umwickelt war. Auf dem einen Blatt stand eine Botschaft: »DU WIRST GENAUSO ENDEN WIE DEIN OPA!« Unterschrieben war der Zettel nur mit »K«. Das zweite Blatt war eine völlig zerknitterte Seite aus einem der Science-Fiction-Bücher von Birov.
Ninas Hals schnürte sich zu und sie bekam kaum noch Luft. Nicht schon wieder!, dachte sie erschrocken. Wer ist denn dieser K? Und dann dieses Birov-Buch. Es ist eins von meinen, da bin ich ganz sicher, weil ein paar Zeilen grün unterstrichen sind. Ach ja! Das ist eine Seite aus Verschollen, das ich in Madrid gelesen habe. Sie hielt einen Moment inne, denn all diese Details ließen nur einen Rückschluss zu: Die Bücher waren gestohlen worden. Verfluchte Diebe! Aber warum ...?!
In ihrem Kopf ging alles durcheinander. Sie schaute sich die beiden Blätter immer wieder an und versuchte sich zu konzentrieren, damit sie verstehen konnte, was vor sich ging. Jemand hatte am Flughafen ihre Bücher gestohlen und wollte ihr vermutlich etwas Böses.
Also war sie in Gefahr. Vielleicht ... Nein, das konnte nicht sein ... War ihr Großvater etwa gewaltsam zu Tode gekommen? Ermordet worden? Von wem? Warum? Lauter Fragen schossen Nina durch den Kopf und machten sie fast wahnsinnig. Wie gern hätte sie nun alles Ljuba erzählt, aber sie wusste, dass das nichts genutzt hätte. Wie auch sollte die Kinderfrau das alles verstehen? Das war eine Aufgabe, der sich Nina selbst stellen musste.
Hastig versteckte sie die Blätter in ihrer Rocktasche. Dann
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