Moony Witcher - Nina 01 und das Geheimnis der Lagunenstadt
überlegte, wie er den Jambir aus ihrer Handtasche zurückholen könnte, kam Nina herein.
Nun war die Lage etwas kompliziert. Cesco und die anderen versuchten Nina mit Handzeichen mitzuteilen, dass Andora den Jambir hatte. Aber sie verstand ihr unbeholfenes Herumfuchteln nicht. Zum Glück kam in diesem Moment der rote Platon hinter Nina hervor geschossen und sprang mit einem Fauchen auf Andoras Tasche, sodass diese umfiel und der Jambir herauskullerte.
Nina stieß einen Schrei aus. Andora verpasste dem Kater einen Fußtritt, nahm das Medaillon wieder an sich und lief auf das Kaminzimmer zu. Die Kinder rannten ihr schnell hinterher und schrien: »Diebin! Diebin! Her mit dem Jambir!«
Ljuba, die gerade mit dem Staubsauger in der Hand die Treppe herunterkam, sah alles mit an und blieb wie vom Donner gerührt stehen.
»Sahnetorte, bitte halte Tante Andora auf! Sie hat mir etwas ganz Wichtiges gestohlen!«, schrie Nina aus vollem Hals.
Aber Ljuba begriff immer noch nicht, was um alles in der Welt dieser Tumult sollte.
»Deine Stunden sind gezählt, Nina! Karkon wird dich zerstören!«, schrie Andora, während sie weiter zum Rosensaal rannte. Vermutlich wollte sie sich darin einschließen und dann über das Fenster entfliehen. Doch so weit durfte es nicht kommen.
Beherzt griff Cesco nach der nächsten Blumenvase, hoffte inständig, dass sich das Wurftraining im Sportunterricht endlich mal auszahlte - und zielte. Er traf Andora mitten am Kopf. Die falsche Tante kam ins Wanken, stolperte über den alten Perserteppich und fiel zu Boden. Dort blieb sie liegen, scheinbar ohnmächtig.
Vorsichtig näherten sich Nina und ihre Freunde der bösartigen Tante. Keine Bewegung - Andora schien wirklich außer Gefecht gesetzt zu sein. Nina wollte Cesco gerade anerkennend auf die Schulter klopfen, als Ljuba einen gellenden Schrei ausstieß. Sie hatte etwas gesehen ...
»Drähte! Nicht anfassen! Aus dem Kopf kommen Drähte!«, mahnte Nina.
»Oh Himmel, dann ist sie ja gar kein Mensch!«, rief Ljuba entsetzt.
»Sie ist ein Androide von Karkon. Wir müssen sie zerstören«, schloss Cesco eiskalt.
»Bei allen Schokoladen der Welt! Dann war sie gar nicht meine Großtante. Aber was ist mit meiner echten Großtante Andora passiert?« Nina kniete sich vor den Körper des Androiden, fasste ihn bei den Schultern und schüttelte ihn. »Sag es mir, hat Karkon etwa auch Tante Andora auf dem Gewissen? Sprich, verdammter Androide!«
Nina war außer sich, doch der Androide schwieg. Ljuba drückte Nina fest an sich und bat sie, sich zu beruhigen, weil die Wut ihr nichts bringen würde.
»Ist gut, ist gut, ich beruhige mich ja schon«, sagte Nina und wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Auge. »Aber dieser Schrotthaufen da hat mich so viel leiden lassen. Er hat Carmen und mir das Leben zur Hölle gemacht, uns betrogen und ausspioniert. Ich muss doch wissen, ob meine echte Tante Andora noch am Leben ist.«
Als Nina den Kopf hob, sah sie in den Augen ihrer Freunde, wie sehr diese mit ihr litten, und sie versuchte, sich zusammenzureißen. Sie beugte sich über den Androiden, um sich den Jambir zurückzuholen. Wo war er nur hingerollt?
Aus Andoras Mund quoll ein ekelhafter gelber Schaum und die Kabel aus ihrem Stromkreislauf begannen Funken zu sprühen. Ihre Augen öffneten und schlossen sich immer wieder, bis Andora plötzlich wieder aufstand.
Nina erschrak, Ljuba wich zurück und hielt ihre Hände schützend vor sich. Doch von Andora ging keine Gefahr mehr aus. Ihre Bewegungen waren unkoordiniert, sie stolperte mehr voran, als dass sie ging, und das sah fast witzig aus.
»N-i-n-a t-ö-t-e-n... T-a-l-d-o-m L-u-x st-eh-l-e-n... K-a-r-k-o-n U-n-t-e-r-l-a-g-e-n b-r-i-n-g-e-n«, wiederholte Andora wie besessen. Dann taumelte sie und fiel zu Boden. Aus den Drähten in ihrem Kopf schlugen Flammen, die ihr die Haare versengten.
Cesco rannte in die Küche, holte einen Krug Wasser und schüttete es über Andoras Kopf, damit sich das Feuer nicht ausweiten konnte.
Die verkohlte Haut des Androiden zerfiel und der Kopf verwandelte sich in einen gruseligen Metallschädel.
Ljuba merkte, wie ihr bei diesem entsetzlichen Schauspiel langsam schwindelig wurde, stützte sich auf den Staubsauger und bat Nina, diesen komischen Roboter wegzubringen. Es war ja auch reichlich viel Aufregung für die arme Kinderfrau gewesen.
»Mach dir keine Sorgen, Sahnetorte, wir bringen alles wieder in Ordnung. Aber schwöre mir, dass du niemandem erzählst, was du
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