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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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Geduldig wartete er darauf, dass sie die Geheimtür öffnete.
    Das tat sie und trat vor ihm hindurch, stellte sich dann an die Mauer, um ihn vorbeizulassen. Er kam jedoch nicht. Fragend hob sie den Blick. Immer noch stand er vor Lorcans Tür, der Schein der tanzenden Flammen malte zuckende Schatten auf sein Gesicht. Er starrte durch Wynter hindurch, die im dunklen Gang auf ihn wartete, im Geiste war er weit, weit entfernt.
    »Christopher …«
    Da ließ er Sattel und Zaumzeug fallen und lief leise zurück in Lorcans Kammer. Wynter eilte ihm nach und blieb auf der Schwelle stehen, Tränen traten in ihre Augen.
    Christopher war neben dem Bett auf die Knie gesunken und schüttelte den großen Mann flehentlich an den Schultern. »Lorcan«, flüsterte er. »Lorcan, ich muss gehen. Ich gehe jetzt. Wacht auf.«

    Lorcan keuchte und schlug erschrocken die grünen Augen auf. »Was …« Verständnislos sah er Christopher ins Gesicht.
    Christopher versuchte, etwas zu sagen, er verzog den Mund, dann krümmte er sich leicht, als hätte er Schmerzen in der Brust. Er ergriff Lorcans Hand und zog sie heftig an seine Lippen. Dicke Tränen schwammen in seinen Augen, erbebten, rannen aber nicht hinaus. »Ich gehe«, stieß er schließlich hervor. »Ich muss fort …«
    Lorcan blinzelte ihn an. Offenbar war er immer noch verwirrt und wusste nicht recht, was vor sich ging. Er forschte im Gesicht des jungen Mannes, als suchte er einen Hinweis darauf, wer er sein mochte. »Christopher …«, hauchte er.
    »Ja. Ja …« Christopher hatte keine Worte mehr, er hielt einfach nur Lorcans Hand und sah ihn an.
    Man merkte deutlich, dass Lorcan nicht begriff, was gerade passierte, seine grünen Augen blieben verschleiert, die Lider flatterten bereits und schlossen sich wieder. Mit zitternden Lippen beobachtete Christopher, wie der Schlaf Lorcan wieder übermannte. Allmählich kehrte sein Atem zu dem gleichmäßigen, unschuldigen Rhythmus zurück.
    Christopher stieß einen unterdrückten, verzweifelten Laut aus, mit zitternden Händen drückte er Lorcans Finger ein letztes Mal an die Brust. Seine Augen weiteten sich, und dann flossen die lange zurückgehaltenen Tränen plötzlich in zwei glänzenden Strömen über seine Wangen. Tief holte er Atem. Wynter sah ihm an, wie heftig er um seine Beherrschung rang, und einen Augenblick lang glaubte sie, er würde sich über ihren Vater beugen und ihn erneut schütteln, um sich von ihm zu verabschieden.
    Doch dann ließ er Lorcan unversehens los, stieß langsam die Luft wieder aus und schluckte hart. Als er Lorcans Hände wieder auf die Bettdecke legte, zitterten seine eigenen immer
noch, doch sein Gesicht war ruhig. Er hatte sich wieder gefasst.
    Sanft küsste Christopher ihn auf die Wange. »Ich gehe«, flüsterte er. »Ich wollte nur, dass Ihr das wisst. Gott schütze Euch, Lorcan Moorehawke, und wache über Euch auf Eurer Reise in eine bessere Welt.«

Flucht
    Er kannte den Weg genau. Mit sicherem Schritt lief Christopher durch die Schwärze, wusste, wo er rechts, wo links abbiegen musste. Er führte Wynter Stufen hinauf und hinunter, duckte sich unter niedrigen Türbögen durch, passierte hallende, frostige Leeren. Wynter konnte seine Hand über die Mauern streichen hören, leise zählte er die Holztafeln, die unter seinen Fingern hindurchglitten. Anfangs hatte der kleine Karren in dem engen Raum furchterregend viel Lärm gemacht, weswegen Wynter das hintere Ende hochgehoben hatte, so dass sie ihn zusammen durch die sich windende Finsternis trugen.
    Endlich erreichten sie den oberen Absatz einer Steintreppe, und er stieß über sich eine Falltür auf, die in freies Gelände eingelassen zu sein schien. Als Wynter ihm die Stufen emporfolgte, fand sie sich im hohen Gewölbe der Reithalle wieder.
    Gütiger! , dachte sie und blickte sich im trüben Zwielicht um. Wir müssen den größten Teil des Wegs unterirdisch zurückgelegt haben.
    Es war noch sehr dunkel, doch die Luft schimmerte bereits von der nahenden Morgenröte. Die Zeit rann ihnen allzu rasch durch die Finger.
    Christopher war nun völlig ruhig und zeigte keine Spur seiner vorherigen Bekümmerung. Er schob sich den Sattel
höher auf die Schulter und wartete geduldig, bis Wynter die Falltür geschlossen und wieder unter Stroh verborgen hatte. Sie nahm ihm den Griff des Karrens aus der Hand und folgte ihm zum großen Tor. Vorsichtig spähten sie hinaus. In diesem Dämmerlicht war kaum etwas zu erkennen. Sorgfältig suchten sie den Übungsplatz ab,

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