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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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unser Freund?«
    Razi biss sich auf die Lippe, ob aus Ungeduld oder Unsicherheit konnte Wynter nicht erkennen. Dann sah er sie durchdringend an und sagte betont fest und deutlich, damit ihn auch der blasse junge Kerl weiter oben auf der Treppe hören konnte: »Kleine Schwester, es gibt nur zwei Menschen in diesem Palast, an deren Freundschaft ich keine Zweifel hege, und beide stehen in diesem Augenblick neben mir. Verstehst du?«
    Daraufhin drehte sich Christopher um und erklomm schweigend die letzten Stufen. Wynter sah ihm nach, bis er um die Biegung außer Sicht war. Sein Gesichtsausdruck hatte sich bei Razis Worten nicht im Geringsten verändert, und sie wusste nicht, ob er sich überhaupt der Verantwortung bewusst war, die Razi ihm gerade auferlegt hatte. Uns auferlegt hat , ermahnte sie sich.
    »Das Leben am Hofe wird deinen Freund umbringen«, sagte sie, sah Razi in die Augen und begriff sofort, dass er das längst wusste. »Er ist nicht dafür geschaffen, Razi. Er ist zu unverblümt. Es wird ihn zerstören.«
    Unbehaglich trat Razi von einem Fuß auf den anderen und senkte den Blick. »Ich habe nicht die Absicht, so lange hierzubleiben, dass das passieren kann, Schwester. Ich ziehe weiter.«
    Beinahe gaben ihre Knie nach. Sie musste sich mit aller Kraft davon abhalten, sich an ihn zu klammern und seinen Namen zu schreien. Mühsam schluckte sie ihr Herz wieder in die Brust hinunter, wo es wie ein Bleiklumpen lag, sie von innen vergiftete. Sie schüttelte ungläubig den Kopf.

    »Ich werde so bald als möglich abreisen.« Mit ernster Miene sah er sie an. »Ich will nach Padua, um an der Universität zu unterrichten. Man hat mir dort eine Stellung angeboten. Ich werde meine Forschung fortsetzen können – ist das nicht wunderbar? Und, Wyn, ich würde dort sehr gern einen richtigen, eigenen Haushalt gründen. Christopher soll meine Pferde züchten, und ich werde ein Haus bauen müssen … da wollte ich dich fragen …«
    »Razi!« Christopher kam mit einem warnenden Zischen die Stufen wieder herunter. Als sich die beiden zu ihm umdrehten, hielt er ruckartig inne. Razi knurrte missgelaunt, Wynter wischte sich Tränen aus den Augenwinkeln und biss die Zähne zusammen. Christopher hob die Hände und trat ein, zwei Schritte zurück, seine Miene entschuldigend, aber dennoch eindringlich. »Der Kämmerer kommt, und bei ihm ist ein Mann – ein großer, rothaariger Kerl.«
    »Vater!« Sofort schob sich Wynter an Christopher vorbei und rannte die Stufen hinauf. Sie beeilte sich, legte ihre ganze Kraft in diese kurze Strecke, um alles loszuwerden, was sich plötzlich in ihr aufgestaut hatte.
    Gemessen bogen Heron und Lorcan um die Ecke und blieben beim Anblick der über die Stufen verteilten jungen Leute abrupt stehen. In allen drei Gesichtern musste die Anspannung deutlich zu lesen sein, denn die beiden älteren Männer verharrten und sagten verlegen und verblüfft wie aus einem Mund: »Ähm.«
    Wynter hätte sich am liebsten ihrem Vater in die Arme geworfen, sie wollte rufen: Razi geht fort! Er geht fort! Doch stattdessen hielt sie einige Stufen unter ihm an, wie es sich gehörte, und verneigte sich steif und mit trockenen Augen. »Seid gegrüßt, guter Vater, Kämmerer Heron. Wie geht es dem König, gütige Herren?«

    Heron blickte an ihr vorbei und deutete mit dem Kinn auf Razi. »Seine Majestät erbittet Eure Anwesenheit, Fürst Razi. Er wünscht, sich mit Euch sowie dem Hohen Protektor Moorehawke in seinen Gemächern zu besprechen.«
    Gehorsam stapfte Razi los, doch Wynter platzte in einem Anflug von Protest heraus: »Vater! Willst du nichts essen? Hast du dich noch gar nicht ausgeruht?«
    Ungeduldig winkte Lorcan ab, aber Razi hielt inne, musterte sein Gesicht eingehend und wandte sich dann mit eiserner Miene an Heron. »Ihr habt mich noch nicht finden können, Kämmerer. Solange Ihr auf der Suche seid, wird der Hohe Protektor in die Küche gehen und sich eine Mahlzeit servieren lassen.«
    Einen Moment lang starrte Heron Razi nur an, und Wynter sah im Gesicht des betagten Mannes eine Erkenntnis dämmern. Dann drehte er sich langsam um und betrachtete Lorcan – begutachtete, inspizierte ihn. Wynter schluckte.
    Lorcan verengte die Augen und erwiderte den Blick seines alten Freundes mit kalter Miene, dann richtete er gebieterisch das Wort an Razi. »Ich bin Eurer Durchlaucht für Eure Güte zutiefst zu Dank verpflichtet, aber ich muss noch nicht ruhen. Bitte, wenn Ihr bereit seid, dann wollen wir Unsere Majestät

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