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Moorehawke 01 - Schattenpfade

Moorehawke 01 - Schattenpfade

Titel: Moorehawke 01 - Schattenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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Mädchen-einst-Katzendienerin,
warum wäre ich sonst wohl hier? Glaubst du, nach allem, was uns widerfahren ist, würden wir irgendjemanden außer dir eines Wortes würdigen?«, zischte die Katze zornig. Schleichend wand sie sich in Achten um sich selbst, maulte unterdrückt vor sich hin, bis sie ihre Selbstbeherrschung wiedergefunden hatte. Dann setzte sie sich und wandte Wynter erneut die grün funkelnden Augen zu. »GrauMutter schickt mich, um dich zu warnen.«
    »GrauMutter? GrauMutter lebt?« Vor Freude lachte Wynter laut auf, doch die Katze starrte sie nur herablassend an, bis Wynter sich hinsetzte und wieder verstummte.
    »GrauMutter lebt. Allerdings ist sie sehr, sehr alt. Und Coriolanus lebt auch, wenn er auch sehr geschwächt ist und sich nie ganz von dem Gift erholt hat.«
    »Es tut mir so leid«, flüsterte Wynter. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie an alle innig geliebten Freunde dachte.
    Die Katze sah sie an, als hätte sie etwas ungeheuer Unanständiges getan, und rümpfte angewidert die Nase. »Was kümmert mich dein Jammer, Mensch? Mir geht es um Rache an ihm, Der-unser-Vertrauen-brach. Nur deshalb bin ich hier – um dich als Werkzeug für seinen Untergang zu benutzen. Verschone mich mit deinen Kümmernissen. Ich verachte sie. Wir alle verachten sie, weil sie nichts bedeuten.«
    Wynter spürte Nässe auf ihren Wangen. Wieso war die Katze so voller Hass? »Aber ich habe doch nichts getan …«, flüsterte sie.
    Mit einem verärgerten Miauen erhob sich die Katze und schlich auf und ab. »Ooooooh, sei schon still. Sei still , du Geschöpf. Das kümmert mich nicht. Hör meine Botschaft an, und dann handle entsprechend! Mehr brauchst du nicht zu tun.«

    »Ich werde nicht den Untergang des Königs herbeiführen!«, widersetzte sich Wynter mit plötzlich harter Stimme. »Ich werde dir nicht bei der Zerstörung der Krone helfen.«
    Die Katze sah sie verschlagen an und lächelte ihr nadelspitzes Lächeln. »Die Geister lehnen sich auf«, sagte sie. »In ebendiesem Moment erheben sie sich.« Geduckt schlich sie über den Tisch und brachte ihr lächelndes Raubtiergesicht ganz nah an Wynters. »Sie werden gegen deinen Freund aufbegehren, ihn, der Sohn-aber-nicht-Erbe des Königs ist.«
    »Razi?«, rief Wynter und erhob sich halb.
    »Ja, Razi.«
    »Bring mich zu ihm!«
    Das Lächeln der Katze wurde breiter.
     
     
     
    Mit der Katze an ihrer Seite schlüpfte Wynter in den Geheimgang, lief vorbei an der Tür zu Razis Gemächern und tastete sich durch das pechschwarze Labyrinth jenseits davon. Die hinter den Palastmauern verborgenen Gänge waren staubig und sehr dunkel. Da ihre Führerin ihr nicht gestattet hatte, eine Kerze mitzunehmen, um sich nicht durch das Licht zu verraten, musste sich Wynter auf die Stimme der Katze verlassen, die sie durch die undurchdringliche Finsternis lenkte. Sie hockte auf ihrer Schulter und hauchte ihr Befehle ins Ohr, ihr Atem roch nach Fleisch und brannte heiß auf Wynters Wange.
    Zur Sicherheit tastete sie sich mit der Hand an der Wand entlang, doch manchmal verschwand die Wand einfach, und Wynter wurde von einem eiskalten Luftstrom gestreift. Dann bekam sie furchtbare Angst, am Rande eines Abgrunds zu stehen. Sie malte sich gähnende Leere neben sich aus – ihre Fü ße nur einen Zehbreit vom tiefen Schlund entfernt – und war
überzeugt, sie würde jeden Augenblick zur Seite kippen und auf ewig in die bodenlose Schwärze stürzen. Zudem nagte der Zweifel an ihr, wie weit sie dieser Katze trauen konnte, die so hasserfüllt war und sich nicht einmal vorgestellt hatte. Doch nach wenigen Schritten ertastete ihre Hand immer die nächste Mauer, über die sie ihre Finger gleiten lassen konnte – eine greifbare Oberfläche als Anker in der Dunkelheit.
    Der Weg schien kein Ende zu nehmen, es ging vorbei an langen Gängen und geheimen Holztüren voller Spinnweben. Hin und wieder hörte Wynter Stimmen – meist gedämpft, manchmal auch laut – und einmal auch Musik. Oder sie sah einen schmalen Lichtstreifen durch einen Riss im Holz fallen. Dann war sie froh, dass die Katze ihr die Kerze verboten hatte.
    Sie stiegen Treppen hinunter und änderten unzählige Male die Richtung. Die Luft wurde kälter und kälter, und Wynter war sicher, dass sie inzwischen in den Kellergewölben sein mussten. Oder in den Kerkern, die noch tiefer lagen als das Burgverlies.
    »Hier«, zischte die Katze, »nach links.«
    Wynter fand sich in einem kurzen Nebenstollen mit einer auf Steinsäulen

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