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Moorseelen

Moorseelen

Titel: Moorseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Eva Schmidt
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bei mir.
    »Was willst du denn hier, mitten in der Nacht?«, flüsterte er.
    »Keine Zeit für Erklärungen. Kannst du warten, bis Urs eingepennt ist, und dann in den Garten kommen?«
    Nick rieb sich die Augen. Seine Haare waren zerrauft und standen wild von seinem Kopf ab. »Häh? Wieso ’n das?«, nuschelte er.
    In dem Moment hörte ich die Toilettenspülung. »Hör zu, es ist echt wichtig, also komm bitte«, sagte ich eindringlich, ehe ich wieder abtauchte.
    Keine Sekunde zu früh, denn schon hörte ich Urs’ unwilligen Bariton: »Wieso bist du nicht im Bett?«
    »Weil ich auf dich gewartet habe –
Liebling
«, flötete Nick und ich unterdrückte ein Kichern. Besser hätte er es nicht anstellen können, um seinen Mitbewohner mundtot zu machen. Tatsächlich murmelte der nur noch etwas, das wie »Blödmann« klang, dann knarzte ein Bett. Auf Zehenspitzen machte ich mich davon Richtung Garten.
    Ich hoffte, in etwa einer Viertelstunde würde Urs wieder schlafen und Nick würde hier auftauchen. Es waren aber kaum mehr als zwei Minuten vergangen, da hörte ich schon Schritte. O nein, schoss es mir durch den Kopf, dieser Trottel hatte sich zu früh rausgeschlichen! Bestimmt hatte Urs etwas gemerkt, und dann waren wir im Eimer! Wütend fuhr ich herum und wollte Nick schon eine Standpauke halten, als ich erkannte, wer da in Wirklichkeit vor mir stand.
    »Feline! Wieso bist du noch wach? Und was ist mit deinen Kopfschmerzen?«, fragte Zeno erstaunt. Ich brachte kein Wort raus und starrte nur auf das Bündel, das er mit beiden Armen umfasst hielt.
    »Dada«, gluckste Jaron vergnügt und winkte mir mit seinem dicken Patschhändchen zu.
    »Anscheinend können heute Nacht mehrere Leute nicht schlafen«, meinte Zeno und beäugte mich kritisch.
    »Äh, ja, die Kopfwehtablette hat super geholfen. Aber dann war mir so heiß und da dachte ich … schnappe ich mal ein bisschen frische Luft«, redete ich mich heraus und hoffte, er würde mich in der Dunkelheit nicht rot werden sehen. Zeno war damit beschäftigt, Jaron auf seinem Arm zu schaukeln. »Der Zwerg hier wollte auch nicht müde werden. Und weil Deva nicht da ist, musste ich als Babysitter einspringen«, seufzte er, aber ich sah, dass er mich aufmerksam taxierte.
    Ich bemühte mich, seinen Argwohn zu zerstreuen. »Irgendwie kommst du mir eher vor wie ein Pausenclown«, versuchte ich zu scherzen und sah zu dem Kleinen hin, der mich putzmunter mit seinen vier Zähnchen anstrahlte. Zeno lächelte, aber seine Augen blieben ernst. Mir wurde mulmig zumute. »Also langsam bin ich jetzt doch ziemlich k.o. Ich glaube, ich gehe wieder ins Bett«, tat ich kund.
    »Ich begleite dich noch ein Stück«, sagte Zeno.
    Ich erschrak. Sein harmloser Tonfall konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihm mein Auftauchen im Garten offenbar verdächtig vorkam. Ich zwang mich, möglichst lässig neben ihm herzuschlendern. Dabei schickte ich ein stummes Gebet nach dem nächsten zum Himmel, dass wir auf dem Weg zu den Schlafsälen nicht Nick begegneten. Schließlich hatte ich ihn vor fünf Minuten noch in den Garten bestellt. Wenn er jetzt auftauchen würde, wäre das der Super- GAU . Wir beide zur gleichen Zeit mitten in der Nacht unterwegs – an einen solchen Zufall würde Zeno garantiert niemals glauben.
    Vor Panik konnte ich kaum atmen, jeden Moment rechnete ich mit Nicks Erscheinen. Doch dann standen wir vor dem Gebäude, in dem ich untergebracht war.
    »Ich hoffe, du kannst jetzt schlafen, Feline«, sagte Zeno und musterte mich immer noch mit diesem Röntgenblick.
    »Bestimmt«, sagte ich vage. »Gute Nacht!« Damit schlüpfte ich hastig durch die Tür. Ein paar Sekunden presste ich schwer atmend den Rücken an die Wand. Das hätte ordentlich schiefgehen können. Meine Erleichterung war unbeschreiblich. Erst nach ein paar Sekunden tauchte ein anderer Gedanke auf: Zeno hatte mich im Garten gesehen, obwohl er mir vorhin eine von Devas Kapseln gegeben hatte. Und falls er eingeweiht war, um was es sich bei dem Mittel handelte, wusste er nun, dass ich es nicht geschluckt hatte. Oder sah ich Gespenster und Zeno hatte keine Ahnung? Mit dieser Frage im Kopf fiel ich schließlich in einen kurzen, unruhigen Dämmerschlaf.

Kapitel 14
    Fast war ich dankbar, als Aryana mich frühmorgens aus einem wirren Traum schüttelte, in dem die Oasenbewohner wie Schachfiguren aufgereiht vor Zeno standen. Der trug eine Krone auf dem Kopf und jeder, auf den er deutete, fiel um und lag reglos am Boden. Im Traum war

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