Moorseelen
mir verzeihen?«, murmelte ich erstickt und vergrub den Kopf in den Händen.
»Feline«, hörte ich seine dunkle Stimme. Als er die Hand hob, um mir sacht über das Haar und die Wange zu streicheln, lächelte ich mit geschlossenen Augen. Ich spürte den Hauch seines Atems, der warm an meinem Ohr vorbeistreifte, während er flüsterte: »Du weißt, wie sehr ich dich mag …« Endlich sah ich ihn an.
»Wirklich?«, konnte ich nur hauchen.
Zeno nickte lächelnd. Dann machte er Anstalten aufzustehen. »Vielleicht sollten wir langsam mal schlafen gehen. Ich bringe dich ein Stück«, meinte er.
Eine Sekunde lang blieb ich erstarrt sitzen. Warum wollte er mich jetzt wieder wegschicken? Dann zuckte ich jedoch die Schultern.
»Okay«, meinte ich und erhob mich ebenfalls. Wir traten in den Flur hinaus. »Übrigens hattest du recht. Nick ist tatsächlich verliebt in mich«, sagte ich beiläufig und wollte an Zeno vorbei zur Tür. Er hielt mich zurück.
»Hat er dir das gesagt?«, wollte er wissen und ich meinte, in seiner Stimme einen ärgerlichen Unterton zu vernehmen.
Ich machte eine lässige Geste. »Na ja, so ähnlich. Er hat … so was wie einen Annäherungsversuch gestartet.«
Zeno runzelte die Stirn und ich beeilte mich, ihm tief in die Augen zu sehen.
»Das spielt aber gar keine Rolle, das Gefühl beruht nämlich nicht auf Gegenseitigkeit!«
Zenos Miene entspannte sich und sein unwiderstehliches Grinsen ließ ihn so attraktiv wirken, dass ich unwillkürlich die Luft anhielt. Er bemerkte es und sein Lächeln wurde breiter und eine Spur anzüglich.
Da klopfte es an der Haustür.
Am liebsten hätte ich »Hau ab, verdammt noch mal« geschrien, egal, wer davorstand, aber ich beherrschte mich. Würde ich so kurz vor dem Ziel scheitern?
Zeno öffnete. Aryana stand vor der Tür. Sie sah blass und angestrengt aus. Zaghaft lächelte sie Zeno an. »Kann ich kurz mit dir reden?«, fragte sie.
Zeno zögerte sekundenlang. Sein Blick wanderte zu mir, dann holte er tief Luft. »Können wir das auf morgen verschieben, Aryana? Ich habe etwas Wichtiges zu tun«, sagte er schließlich. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer. Aryana sah aus, als hätte man aus einem Ballon die Luft herausgelassen.
»Ja, okay«, murmelte sie. Mit gesenktem Kopf schlich sie davon. Zeno schloss hinter ihr die Tür. Innerlich atmete ich auf. Er begehrte mich also. Nichts anderes hatte ich gewollt.
»Komm«, wisperte ich und nahm ihn an der Hand. Ich lotste ihn in das Zimmer, in dem ich bisher immer übernachtet hatte, wenn ich bei Deva geschlafen hatte. Bereitwillig ließ er sich mitziehen. Ich legte ihm die Arme um den Hals, ließ mich aufs Bett fallen und zog Zeno mit mir. Unsere Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Wortlos neigte er sich zu mir hin. Ich sah seine Lippen, die sich meinem Mund näherten … Just in diesem Augenblick schüttelte mich ein trockener Husten.
»Sorry«, würgte ich hervor, »ich muss mir was zu Trinken holen!« Schon war ich aufgesprungen und ging hustend zur Tür raus.
Als ich mit zwei Gläsern Saft wiederkam, lümmelte Zeno auf dem Bett.
»Hier, ich hab dir auch was eingeschenkt«, sagte ich und fügte lächelnd hinzu: »Denk nicht immer nur an dich, sondern auch an den Menschen neben dir.« Seine Worte, die er uns in einer der vielen Meditationsstunden eingetrichtert hatte.
Er lächelte. »Kluges Mädchen. Ich wusste, du bist es wert, von uns aufgenommen zu werden. Diese Chance kriegt nicht jeder«, sagte er und war jetzt ernst geworden.
»Danke«, hauchte ich, »lieb von dir, so was zu sagen!« Damit stellte ich das eine Glas auf das kleine Tischchen neben das Bett und nahm einen Schluck aus dem anderen.
Zeno blickte zu mir hoch. »Ich bin auch froh, dass du erkannt hast, dass du hierhergehörst«, meinte er.
»Ja«, flüsterte ich und lächelte scheu. Dann traute ich mich und setzte mich dicht neben ihn. »Auf die Oase – und uns«, lächelte ich und hob mein Glas zu einem auffordernden Toast. Zeno zögerte einen Wimpernschlag lang, dann schüttelte er lachend den Kopf und griff nach seinem Glas. Wir stießen an. Er nahm einen großen Schluck, dann sah er mir in die Augen. Ich fuhr mir wie unabsichtlich mit der Zungenspitze über die Lippen, ehe ich mein Glas leer trank. Zeno tat es mir gleich, wobei er mich nicht aus den Augen ließ. Dann stellte er sein leeres Glas achtlos auf den Boden. Zärtlich nahm er mein Gesicht zwischen seine Hände. Als er mich küsste, schloss ich die
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