Mopsküsse: Roman (German Edition)
alles findest. Christoph müsste jeden Moment kommen.« Antonella wurde nun doch ein wenig unsicher. Ob sie wirklich den Geschmack ihres ersten Kunden getroffen hatte? Aber Georgias Kommentar zerstreute alle Zweifel.
»Antonella, das ist großartig geworden! Ich bin mir sicher, er wird begeistert sein!«
Die Wohnung war jetzt alles andere als durchschnittlich. Im Wohnzimmer hatte Antonella doch etliche der schlichten Möbel behalten und als Kontrast den Raum selbst orientalisch gestaltet. Drei Wände waren cremefarben, und vor der vierten, weinroten Wand lagen riesige Kissen mit verschiedenen Mustern auf dem Boden. Eine alte Truhe mit Kerzen darauf vervollständigte das Ensemble. Vor die Hi-Fi-Ecke hatte Antonella einen schmiedeeisernen Raumteiler gestellt. Klar, es sollte ja schließlich frauenfreundlich werden, dachte Georgia und schmunzelte. Christoph kam nach Hause, während sie sich gerade im Schlafzimmer umsah. Auch hier zeigte sich Antonellas Talent in jedem Detail. Der ganze Raum war in männerverträglichen Beige- und Brauntönen gehalten. Die Wände waren cappuccinofarben, und vor dem Holzbett lag ein neuer heller Teppich. Das absolute Highlight war die Wand gegenüber dem Bett. Georgia hatte oft mit anderen Kollegen über Bucks Schwäche für Leuchttürme gescherzt. Aber was Antonella daraus gemacht hatte! In legerer Reihe hingen hier nun gerahmte Sepia-Abzüge von seinen Leuchtturmfotos und sahen gleichzeitig sehr schick und ein klein wenig anzüglich aus.
»Das ist ja echt der Hammer!« Offensichtlich war er genauso angetan wie sie. Georgia trat zu einer strahlenden Antonella und einem begeisterten Christoph Buck ins Wohnzimmer.
»Mädels, seid ihr euch sicher, dass das meine Wohnung ist? Also ehrlich, so super habe ich mir das nicht vorgestellt! Darauf müssen wir erst mal anstoßen!«
Georgia schaute auf die Uhr. »Kinder, leider ohne mich. Kem gibt heute im Studio eine offene Stunde, und da muss ich unbedingt hin.«
Am nächsten Sonntagmorgen wurde Georgia von lautem Geschrei geweckt. Das war eindeutig Antonella, aber was war denn jetzt wieder los? Hugos unwilliges Brummen ignorierend, quälte sie sich aus dem Bett. Sie fand Antonella mit ihrem Laptop in der Bibliothek.
»Der Andi war beim Schwimmen Fünfzehnter! Und dabei ist doch Laufen seine beste Disziplin.«
Der Ironman! Den hatte Georgia völlig verdrängt. Wenigstens hatte Harry Antonella schon vor Tagen ausgeredet, dass sie an den See fahren müssten, um Andi anzufeuern. Bei einem Massenstart von zweitausend Menschen sei nicht damit zu rechnen, dass man ihn sehen könne. Der Mann war also doch zu etwas gut! Immerhin hatte sie Harry drei Extrastunden Schlaf zu verdanken. Offensichtlich hatte Antonella aber die Internetseite ausfindig gemacht, auf der man sich ständig über den Fortschritt des Wettkampfs auf dem Laufenden halten konnte.
»Ach bitte, du musst einfach mitmachen! Das ist doch lustig. Und die T-Shirts sind so nett geworden.« Antonella setzte ihren Bettelblick auf, dem Georgia kaum widerstehen konnte. Inzwischen war es Mittag, und die Mädels machten sich fertig, um mit dem Rest der Sportclique Andi beim Laufen anzufeuern und im Ziel gebührend in Empfang zu nehmen. Antonella hatte T-Shirts drucken lassen, und wie es aussah, würden sich alle mit den albernen Fähnchen zum Affen machen. Georgia hoffte nur, dass sie niemandem begegnete, den sie kannte. Wie sah das denn aus? Georgia Holtau in einem gelben T-Shirt mit dem absurden Aufdruck auf der Brust: »ANDI – unser Eisenmann aus Fleisch und Blut«.
Als sie wenig später mit Antonellas Sportclique am Main saß, stellte sie jedoch fest, dass ihre Sorgen unbegründet gewesen waren. Bisher hatte sie noch keine Bekannten oder Kollegen getroffen. Und das Picknick selbst war sogar eine ganz gemütliche Sache, fand sie. Georgia musste zugeben, dass die Atmosphäre der Veranstaltung sie erstaunlicherweise gefangennahm. Sogar Harrys blöde Anmachsprüche gingen ihr relativ wenig auf die Nerven. Nur Hugo schien in dem Massenauflauf nicht wirklich glücklich zu sein. Plötzlich tippte ihr jemand von hinten auf die Schulter. Sie drehte sich um: »Das ist ja eine Überraschung! Herr Dr. Stern, nett, Sie zu treffen!« Georgia schüttelte dem Anwalt die Hand.
Wie sich herausstellte, war auch er hier, um einen Freund anzufeuern. »Der ist aber noch auf der Radstrecke, fürchte ich.«
Antonella hatte dafür nur ein arrogantes »Tja …« übrig, und entsprechend gezwungen
Weitere Kostenlose Bücher