Mopsküsse: Roman (German Edition)
denn sehr vermisst?« Georgia ging in die Küche und kramte in einer hübschen Keramikdose nach Hugos Lieblingsleckerlis. Sie war zwar erschöpft von dem langen Flug, aber ansonsten bester Dinge. Kein Vergleich zum letzten Mal, als sie von einem Auslandsprojekt nach Hause gekommen war. Sie lächelte versonnen, denn Hugo hatte sich inzwischen auf den Rücken geworfen und wollte am Bauch gekitzelt werden. Auch wenn Antonella und Hugo nicht gerade ihrem Idealbild von Familie entsprachen, waren sie ihr doch viel mehr ein Zuhause, als es Konstantin mit seiner schicken Designer-Wohnung in all den Jahren gewesen war. Und ihren Job, auf den sie lange so stolz gewesen war, würde sie mit Sicherheit nicht vermissen. Sie freute sich auf das vor ihr liegende Abenteuer. Ihr Plan war schon ziemlich ausgereift: Sie wollte sich mit Antonella zusammen selbstständig machen und mit professionellem Interior Design ein ernsthaftes Business aufziehen. Endlich würde sie auf die Bedürfnisse von echten Menschen eingehen können, statt immer nur Unternehmen zu Tode zu optimieren. Gut, sie wusste nicht, wie Antonella auf diese Idee reagieren würde, aber warum sollte sie dagegen sein? Wenn sie sich nur auf den kreativen Part konzentrieren dürfte, ohne Angebote, Kalkulationen und Verhandlungen – das müsste sie eigentlich in Begeisterung versetzen.
»So, mein Süßer. Ich packe jetzt mal meinen Koffer aus und ziehe mich um, und dann geht’s los!« Sie riss sich von Hugos weichem Bäuchlein los und ging in ihr Schlafzimmer. Wenige Minuten später war sie mit ihrem Laptop bewaffnet wieder in der Küche. Auf dem Tisch sichtete sie den chaotischen Poststapel, den Antonella hinterlassen hatte. Da lag auch der Brief von Dr. Stern. Darum würde sie sich auch noch kümmern, aber zunächst machte sie sich mit einer großen Tasse Tee an die Arbeit. Gegen Mittag stand das Grundgerüst ihres Konzepts. Zufrieden streckte sie sich und gähnte herzhaft. »Hugolein, aufstehen. Zeit für eine kleine Runde!« Der kleine Hund hatte in seinem Körbchen geschlafen – er litt zwar nicht unter Jetlag, die überschäumende Freude hatte ihn aber offenbar völlig ausgelaugt. Georgia band ihm das pinkfarbene Strasshalsband um, das sie bei Saks Fifth Avenue gekauft hatte. Sie selbst trug dazu passend ein rosafarbenes T-Shirt mit appliziertem Strass-Mops. Sie hatte einfach nicht widerstehen können, als sie das Shirt entdeckt hatte, und grinste jetzt ihr Spiegelbild im Flur an. »Wir sind schon ein tolles Paar! Und jetzt werden wir Antonellas Problem aus der Welt räumen.«
Glücklicherweise war der Anwalt in seiner Kanzlei. Seine Sekretärin war zwar nur wenig begeistert, als Georgia samt Hugo ohne Termin auftauchte, ließ sich aber doch erweichen und führte sie zu ihrem Chef ins Büro.
»Hallo, Herr Dr. Stern, danke, dass Sie eine Minute Zeit für mich haben. Wie geht es Ihnen?« Sie schenkte ihm ihr charmantestes Lächeln und reichte ihm die Hand.
»Danke gut, und Ihnen? Sind Sie wieder im Lande?« Auch er lächelte.
»Ich wollte Ihnen nur sagen, dass Sie sich nicht mehr um Hugo sorgen müssen. Ab sofort werde ich von zuhause aus arbeiten, so dass er nicht mehr alleine bleiben wird. Antonella hatte ein schwieriges berufliches Projekt und konnte ihn leider nicht immer mitnehmen.«
»Es freut mich außerordentlich, dass Frau De Anna so beschäftigt ist, aber Frau Fried hat ganz klare Anweisungen in ihrem Testament hinterlassen. Hugo muss es gut gehen! Wie sie das bewerkstelligt, ist ihre Sache, aber sicher nicht dadurch, dass sie das arme Tier stundenlang alleine in der Wohnung lässt.« Adrian plusterte sich mächtig auf.
»Sicher, ich verstehe Sie ja, Herr Dr. Stern. Ich finde es auch sehr schön, dass Sie die Interessen Ihrer Mandanten – auch der verstorbenen – so ernst nehmen. Aber musste es denn gleich eine harsche, schriftliche Abmahnung sein? Antonella war völlig erschüttert. Sie hätten sie ja auch anrufen können, dann hätte sie Ihnen die Situation erklärt.« Georgia lächelte immer noch zuckersüß.
»Nun, das mit dem Anrufen ist so eine Sache. Ich habe ihr in den letzten zwei Wochen bestimmt dreimal auf den Anrufbeantworter gesprochen. Leider hat sie nie zurückgerufen.« Er klang ein bisschen vorwurfsvoll.
»Das war bestimmt keine Absicht«, log Georgia, die sich sicher war, dass Antonella nicht im Traum daran gedacht hatte, Adrian Stern anzurufen. »Sie hatte, wie schon gesagt, einen wichtigen Auftrag und war fast rund um die Uhr
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