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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Mithridates von Pontos verkauft und damit dem unergründlichen Orientalen den Weg in die römische Provinz Asia geöffnet, die Rom von König Attalos von Pergamon geerbt hatte.
    »Publius Rutilius, ich möchte sprechen«, bat er.
    »Dann sprich«, sagte Rutilius Rufus und ließ sich erschöpft auf seinen Stuhl sinken.
    »Ich wünsche zu sprechen!« sagte der Senatsvorsitzende Scaurus ärgerlich.
    »Nach Manius Aquillius«, erwiderte Rutilius Rufus liebenswürdig.
    »Publius Rutilius, Marcus Aemilius, eingeschriebene Väter«, begann Aquillius mit der korrekten Anrede, »ich stimme dem Konsul zu, daß es nur einen Mann gibt, der uns aus dieser gefährlichen Lage führen kann, und ich stimme ihm zu, daß dieser Mann Gaius Marius ist. Doch der Vorschlag unseres verehrten Konsuls geht nicht weit genug. Mit einem imperium proconsulare , das auf Gallia Transalpina beschränkt ist, engen wir Gaius Marius zu sehr ein. Was passiert denn, wenn der Krieg gegen die Germanen aus Gallia Transalpina hinausgetragen wird? Wenn sich der Kriegsschauplatz nach Gallia Cisalpina oder nach Spanien oder gar nach Italien verlagert? Nun, der Oberbefehl würde automatisch an den jeweiligen Statthalter oder den amtierenden Konsul übergehen. Gaius Marius hat viele Feinde im Senat, und ich bin mir nicht sicher, ob seine Feinde das Wohlergehen Roms wichtiger nehmen als ihren persönlichen Groll. Die Weigerung von Quintus Servilius Caepio, mit Gnaeus Mallius Maximus zusammenzuarbeiten, ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, was passiert, wenn ein Angehöriger des alten Adels seine eigene dignitas wichtiger nimmt als die Roms.«
    »Du hast unrecht, Manius Aquillius«, unterbrach Scaurus ihn. »Quintus Servilius hielt die dignitas Roms ebenso hoch wie seine eigene!«
    »Ich danke dir für diese Berichtigung, Senatsvorsitzender«, erwiderte Manius Aquillius freundlich und machte eine kleine Verbeugung, die niemand als wirklich ironisch bezeichnen konnte. »Du hast recht, mich zu verbessern. Die dignitas von Rom und die von Quintus Servilius Caepio sind natürlich identisch! Aber warum schätzt du die dignitas eines Gaius Marius so viel geringer als die eines Quintus Servilius Caepio? Gaius Marius’ Verdienste sind genauso groß, wenn nicht noch größer, obwohl seine Vorfahren keinen Besitz hatten! Die Karriere von Gaius Marius ist makellos! Und nimmt irgendein Mitglied dieses Hauses ernstlich an, Gaius Marius würde zuerst an seinen Heimatort Arpinum denken und dann erst an Rom? Nimmt jemand ernstlich an, Gaius Marius sähe in Arpinum etwas anderes als einen Teil von Rom? Jeder von uns hat Vorfahren, die einmal homines novi waren! Sogar Aeneas - der immerhin von Troja nach Latium kam! - war ein homo novus ! Gaius Marius war Prätor und Konsul. Er hat sich damit selbst geadelt, und seine Nachkommen werden bis ans Ende aller Zeiten adlig sein.«
    Aquillius’ Augen schweiften über die Ränge der weißgekleideten Senatoren. »Ich sehe einige Senatoren hier, die den Namen von Porcius Cato tragen. Nun - ihr Großvater war ein homo novus . Heute sehen wir in den Catos Säulen des Senats, edle Nachkommen eines großen Mannes, doch seinerzeit hatte der Name Cato die gleiche Wirkung auf die Nachfahren von Cornelius Scipio wie der Name Gaius Marius heute auf Caecilius Metellus.«
    Er stieg vom Podium hinab, durchquerte die Halle und setzte wie Rutilius Rufus seine Rede in der Nähe der offenen Türen fort, damit alle Zuhörer vor der curia hostilia ihn verstehen konnten.
    »Gaius Marius und kein anderer muß das Oberkommando gegen die Germanen erhalten, gleichgültig, wo sich der Kriegsschauplatz befindet! Und darum reicht es nicht aus, ihn mit einem prokonsularischen imperium auszustatten, das auf Gallia Transalpina beschränkt ist.«
    Er wandte sich wieder den Senatoren zu und sprach mit erhobener Stimme. »Es ist klar, daß Gaius Marius hierzu nicht persönlich Stellung nehmen kann, denn er befindet sich immer noch in der africanischen Provinz, und die Zeit läuft uns davon, schneller als ein Pferd im Galopp. Gaius Marius muß Konsul werden! Das ist die einzige Möglichkeit, ihm die Macht zu geben, die er brauchen wird. Er muß als Kandidat für die nächsten Konsulwahlen aufgestellt werden, als Kandidat in absentia !«
    Aus den Reihen der Senatoren war ungehaltenes Murmeln und Brummen zu vernehmen, doch Manius Aquillius fuhr ungerührt fort und fesselte bald wieder die Aufmerksamkeit aller. »Kann irgend jemand verneinen, daß die Männer in den

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