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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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während des ersten und zweiten punischen Krieges gegen Karthago hatte man diese Maßnahme ergriffen, und selbst damals war es hauptsächlich um die Standardisierung des Münzgewichts gegangen. Gaius Gracchus war zwar in vielerlei Hinsicht radikal gewesen, aber er hatte den Wert der Silberwährung heraufgesetzt.
    Drusus ließ sich jedoch nicht einschüchtern, sondern fuhr fort: »Jeweils einer von acht Denaren soll anders geprägt werden als die übrigen. Er soll aus Bronze bestehen, mit einem Zusatz von Blei, damit sein Gewicht dem der Silbermünzen entspricht, und dann mit Silber überzogen werden. Ich habe eine vorsichtige Rechnung angestellt. Dabei bin ich davon ausgegangen, daß auf fünf schlechte Erntejahre zwei gute kommen, eine viel zu pessimistische Annahme, wie wir wissen, denn in Wirklichkeit haben wir mehr gute als schlechte Jahre. Aber wir dürfen nicht ausschließen, daß es wieder einmal zu einer Hungerperiode wie während des sizilischen Sklavenaufstandes kommt. Außerdem ist es arbeitsaufwendiger, Münzen mit Silber zu überziehen, als sie aus reinem Silber zu schlagen. Deshalb bin ich vorsichtshalber davon ausgegangen, daß auf acht Silberdenare ein Bronzedenar kommt; in Wirklichkeit dürfte das Verhältnis eher bei zehn zu eins liegen. Die Staatskasse kann nicht verlieren, wie ihr seht, und die Maßnahmen werden auch dem Handel der Geschäftsleute nicht hinderlich sein, der hauptsächlich mit Papieren abgewickelt wird. Die Hauptlast werden jene zu tragen haben, die nur Münzen gebrauchen. Und vor allem — das ist meiner Meinung nach das Wichtigste — wird keiner sagen können, die Maßnahme sei eine direkte Steuererhöhung.«
    »Warum willst du jede achte Münze einer Ausgabeserie mit Silber überziehen?« fragte der Prätor Lucius Lucilius, der wie der Rest seiner Familie ein brillanter Redner, aber schwacher Denker war, was arithmetische und praktische Einzelheiten anging. »Es wäre doch viel einfacher, jeweils eine von acht Münzserien mit Silber zu überziehen.«
    »Weil es wichtig ist«, sagte Drusus geduldig, »daß man die echten nicht von den plattierten Münzen unterscheiden kann. Wenn eine ganze Münzserie aus Bronze wäre, würde niemand die Münzen benutzen wollen.«
    Es schien wie ein Wunder, doch Drusus brachte seine lex frumentaria durch. Die Staatskasse hatte ihren Einfluß auf den Senat geltend gemacht, denn sie hatte ebenfalls Berechnungen angestellt, war zu den gleichen Ergebnissen gekommen wie Drusus und hatte daraus den Schluß gezogen, daß die Münzverschlechterung profitabel sei. Der Senat verwies die Gesetzesvorlage an die Volksversammlung. Dort kamen die führenden Ritter schnell zu der Erkenntnis, daß das Gesetz sie kaum betreffen würde, da die meisten ihrer Transaktionen nicht mit Bargeld abgewickelt wurden. Natürlich waren auch sie betroffen, da die Unterscheidung zwischen echtem Geld und Papierscheinen trügerisch war, aber sie waren Pragmatiker und wußten genau, daß der einzige wirkliche Wert, den Geld irgendwelcher Art hatte, im Vertrauen der Menschen bestand, die es benutzten.
    Ende Juni wurde der Gesetzestext öffentlich ausgehängt. Getreide aus Staatsbeständen würde in Zukunft zum Preis von fünf Sesterzen pro Scheffel verkauft werden. Die Quästoren der Staatskasse planten eine erste Münzserie, die verschlechterte Münzen enthielt, und die Beamten, die die Münzprägung überwachen würden, hielten sich bereit. Die Vorgänge würden einige Zeit in Anspruch nehmen, aber die damit befaßten Beamten schätzten, daß bis Ende September je einer von acht neuen Denaren silberplattiert sein würde. Es gab auch Beschwerden. Caepio protestierte ununterbrochen. Auch die Ritter waren nicht glücklich über die Richtung, die Drusus einschlug, und die unteren Klassen Roms wurden mißtrauisch und begannen zu glauben, sie seien nicht informiert worden und in irgendeiner Hinsicht hereingelegt worden. Aber Drusus war kein Saturninus, und der Senat war ihm dafür dankbar. Wenn er in der Volksversammlung eine Rede hielt, bestand er auf ordnungsgemäßem Vorgehen, und er setzte die Versammlung aus, wenn die Legalität nicht gewährleistet schien. Er forderte die Auguren nicht heraus und wandte auch sonst keine demagogischen Taktiken an.
    Ende Juni kam die Durchführung des Programms zum Stillstand, da die offizielle Sommerpause begann. Der Senat und die Volksversammlung vertagten ihre Sitzungen. Drusus war über die Unterbrechung froh, denn er hatte festgestellt, daß

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