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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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verlaufen würde. Und wo war der Senatsvorsitzende Scaurus?
    »Wie konnte dieser verleumderische, undankbare Philippus behaupten, ich hätte die Volkszählung gefälscht?« fragte Antonius Orator, dessen sonst rötliches Gesicht jetzt tief rot war. »Er wurde aber ganz klein, als ich ihn aufforderte, die Sache draußen noch einmal zu wiederholen, dieser Wurm!«
    »Wenn er dich beschuldigt, Marcus Antonius, beschuldigt er auch mich!« sagte Lucius Valerius Flaccus, der seinen Gleichmut verloren hatte. »Das wird er büßen müssen, ich schwöre es!«
    »Das kam nicht gut an«, sagte Drusus noch einmal. Er kam mit seinen Gedanken nicht von dem los, was geschehen war.
    Scaurus trat zu der Gruppe. »Das hast du doch wohl auch nicht erwartet, Marcus Livius.«
    »Stehst du noch hinter mir, Senatsvorsitzender?« fragte Drusus.
    Scaurus trat neben ihn. »Jawohl!« rief er. »Ich glaube, daß das jetzt ein vernünftiger Schritt ist, und sei es auch nur, um einen Krieg zu vermeiden! Unglücklicherweise wollen die meisten Leute nicht glauben, daß die Italiker je einen Krieg gegen Rom beginnen könnten.«
    »Sie werden noch entdecken, wie unrecht sie haben!« sagte Drusus.
    »In der Tat«, sagte Marius. Er sah sich um. »Wo ist Lucius Cornelius Sulla?«
    »Er ist allein weggegangen«, sagte Scaurus.
    »Ist er zur Opposition übergelaufen?«
    »Nein, er wollte allein sein.« Scaurus seufzte. »Ich fürchte, er hat sich seit dem Tod seines armen kleinen Sohnes nicht mehr richtig an unseren Diskussionen beteiligt.«
    »Das wird es sein«, sagte Marius erleichtert. »Aber vielleicht gibt ihm der heutige Tag wieder Energie.«
    »Solche Wunden kann nur die Zeit heilen«, meinte Scaurus, der ebenfalls einen Sohn verloren hatte, und das auf viel schmerzlichere Weise als Sulla.
    »Was machst du jetzt, Marcus Livius?« fragte Marius.
    »Ich berufe die Volksversammlung ein. Sie soll in drei Tagen zu einer Anhörung zusammentreten.«
    »Dort wirst du eine noch stärkere Opposition erleben«, meinte Crassus Orator.
    »Das ist mir egal«, sagte Drusus hartnäckig. »Ich habe geschworen, daß ich dieses Gesetz durchbringe — und ich werde es durchbringen!«
    »Wir anderen werden inzwischen den Senat bearbeiten, Marcus Livius«, sagte Scaurus besänftigend.
    Drusus lächelte. »Vielleicht hast du Erfolg bei denen, die Catulus Caesar beleidigt hat.«
    »Leider sind viele von ihnen unsere schärfsten Gegner, wenn es um das allgemeine Bürgerrecht geht«, sagte Pompeius Rufus grinsend. »Dann müssen sie nämlich wieder mit all ihren Tanten und Onkeln reden, obwohl sie doch immer so getan haben, als hätten sie keine italischen Verwandten mehr.«
    »Du hast dich aber schnell von dieser Beleidigung erholt!« fuhr Pompeius Strabo ihn an, bei dem dies offenbar nicht der Fall war.
    »Nein, keineswegs.« Pompeius Rufus grinste immer noch. »Ich habe sie weggesteckt und werde mich später rächen. Es hat keinen Sinn, wenn ich meine Wut an den tüchtigen Männern hier auslasse.«

    Drusus hielt die Volksversammlung am vierten Tag des September ab. Die Versammlung war gut besucht, die Abgeordneten freuten sich auf eine bewegte Sitzung, fühlten sich aber sicher. Da Drusus die Sitzung leitete, würde es keine Gewalttätigkeiten geben. Doch kaum hatte Drusus mit seiner Eröffnungsrede begonnen, als Lucius Marcius Philippus in Begleitung seiner Liktoren erschien, gefolgt von einer großen Gruppe junger Ritter und Senatorensöhne.
    »Diese Versammlung ist gesetzwidrig! Ich verlange, daß sie abgebrochen wird!« rief Philippus. Er schob sich hinter seinen Liktoren durch die Menge. »Geht weg, alle! Ich befehle es euch!«
    »In einer rechtmäßig einberufenen Sitzung der Plebs hast du keine Befehlsgewalt!« sagte Drusus ruhig. »Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten, Konsul.«
    »Ich bin Plebejer, ich habe das Recht, hier zu sein«, sagte Philippus.
    Drusus lächelte milde. »In diesem Fall, Lucius Marcius, benimm dich wie ein Plebejer, nicht wie ein Konsul! Stell dich zu den anderen Plebejern und höre mir zu wie sie!«
    »Die Versammlung ist gesetzwidrig!« beharrte Philippus.
    »Die Omen waren günstig, und ich habe mich an alle Gesetze gehalten, als ich diese Sitzung einberief. Du stiehlst dieser Versammlung nur kostbare Zeit«, sagte Drusus. Aus der Menge waren laute, zustimmende Rufe zu hören. Viele der Zuhörer waren gekommen, um gegen Drusus zu stimmen, aber sie lehnten die Einmischung des Konsuls ab.
    Das war das Signal für die jungen

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