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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Schenkel, das feste Gesäß und seinen mächtigen Zeugungsapparat, dem ein halbes Hundert gesunder Söhne ihr Leben verdankten. Nachdem der schlimmste Dreck von seiner unteren Körperhälfte auf Deck gespült worden war, legte er auch die übrigen Kleider ab und stand in voller Nacktheit auf dem Heck seines Schiffs. So konnte er seinen verschämten Leuten wenigstens einmal zeigen, was für ein Prachtexemplar von Mann ihr König war. Noch immer lachte er, machte Witze und patschte sich auf den Bauch und verlangte ächzend nach einer Extradusche.
    Als die rhodischen Schiffe verschwunden und die beiden pontischen »Sechzehner« voneinander getrennt worden waren und als man wieder ein sauberes Kissen auf den sorgfältig gereinigten Thron gelegt hatte, rief der frisch eingekleidete König seinen Kapitän zu sich.
    »Der Ausguck und der Steuermann dieses Schiffes werden bestraft, Kapitän. Ihnen sollen die Zunge herausgerissen, die Hoden abgeschnitten, die Augen ausgestochen und die Hände abgehackt werden. Dann werden sie auf See ausgesetzt. Auf dem Schiff aus Chios sollen der Ausguck, der Steuermann und der Kapitän auf dieselbe Weise bestraft werden. Alle anderen Männer dieses Schiffes werden getötet. Und sorge dafür, daß ich nie mehr auch nur in die Nähe eines Mannes aus Chios oder gar in die Nähe dieser abscheulichen Insel namens Chios komme! Verstanden, Kapitän?«
    Der Kapitän schloß die Augen und schluckte. »Ja, großer König. Ich verstehe.« Er räusperte sich und kam dann mutig auf ein Problem zu sprechen, das gelöst werden mußte. »Mächtiger König, ich muß irgendwo anlegen, um neue Ruder zu bekommen. Ich habe nicht genügend Ersatzruder an Bord. So können wir nicht weiterfahren.«
    Der König schien diese Nachricht gelassen aufzunehmen. Mit milder Stimme fragte er: »Wo sollen wir anlegen?«
    »Entweder auf Knidos oder auf Kos. Nur nicht im Süden von hier.«
    Die Augen des Königs leuchteten auf, und er vergaß die öffentliche Demütigung, die er erlitten hatte. »Kos!« rief er. »Fahren wir nach Kos! Ich habe mit den Priestern des Asklepeion noch eine Rechnung zu begleichen. Sie haben Römern Zuflucht gewährt. Außerdem würde ich gerne wissen, was sie an Schätzen und Gold zu bieten haben. Ja, fahren wir nach Kos, Kapitän.«
    »Prinz Pelopidas wünscht dich zu sprechen, großer König.«
    »Wenn er mich sprechen will, worauf wartet er noch?«
    Mithridates war immer noch in einer gefährlichen Stimmung, denn nichts war gefährlicher, als wenn er lachte, ohne vergnügt zu sein. Alles und jedes konnte ihn in dieser Stimmung aus der Fassung bringen — ein falsches Wort, ein falscher Blick, eine falsche Bemerkung. Im Handumdrehen erschien Pelopidas vor dem König. Er war vor Angst wie gelähmt, bemühte sich aber, dies den König nicht merken zu lassen.
    »Nun, was gibt es?«
    »Großer König, ich habe gehört, daß du dieses Schiff zu Reparaturarbeiten nach Kos beordert hast. Erlaubst du, daß ich mich auf ein anderes Schiff begebe, um nach Rhodos weiterzufahren? Ich nehme an, daß ich dabei sein soll, wenn unsere Truppen dort landen — es sei denn, du möchtest selbst das Schiff wechseln. In diesem Fall würde ich hierbleiben, wenn du das wünschst, und hier nach dem Rechten sehen. Bitte befiehl, was ich tun soll, mächtiger König.«
    »Du fährst weiter nach Rhodos. Ich überlasse es dir, wo wir dort anlegen. Möglichst nicht so weit von der Stadt Rhodos entfernt, damit unsere Truppen nicht lange zu Fuß gehen müssen und müde werden. Sorge dafür, daß ein Lager aufgebaut wird, und warte dort auf meine Ankunft.«

    Als der »Sechzehner« im Hafen von Kos eingelaufen war, überließ König Mithridates den Kapitän seinen Ruderproblemen und ließ sich in einem Ruderboot an Land bringen. Dort begab er sich mit seiner Leibgarde unverzüglich zu der Tempelanlage des Asklepios, des Gottes der Heilkunst, die sich außerhalb der Stadtgrenzen befand. Der König war so schnell, daß bei seinem Eintreffen im Vorhof des Heiligtums niemand wußte, wer er war. Brüllend verlangte er, den verantwortlichen Priester zu sprechen, eine für Mithridates typische Beleidigung, denn der König wußte sehr wohl, daß der Verantwortliche der Hohepriester persönlich war.
    »Wer ist dieser arrogante Angeber?« fragte ein Priester in Hörweite des Königs.
    »Ich bin Mithridates von Pontos, und ihr seid tote Leute.« Als der Hohepriester schließlich eintrat, lagen zwei seiner Gefolgsleute geköpft zwischen ihm

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