MoR 02 - Eine Krone aus Gras
ägyptischen und achthundert Talente des jüdischen Goldes. Das ist nur ein Bruchteil dessen, was du in deinen Büchern führst.«
»Aber wir hätten keinerlei Reserven mehr, wenn wir fast neuntausend Talente an dich abgeben müßten!«
»Wie traurig.« Der König erhob sich von dem Tisch, an dem er die Bücher eingesehen hatte. »Wenn du mir die Summe nicht auszahlst, kannst du mitansehen, wie dein Tempel binnen kürzester Zeit der Erde gleichgemacht wird. Und jetzt führe mir die drei ägyptischen Knaben vor.«
Der Hohepriester ergab sich ins Unvermeidliche. »Du wirst das Gold bekommen, König Mithridates«, sagte er unbewegt. »Soll ich die ägyptischen Prinzen hierher bringen lassen?«
»Nein, ich möchte sie mir lieber bei Tageslicht ansehen.«
Mithridates hoffte, unter den drei Knaben einen zu finden, der als ptolemäischer Marionettenkönig geeignet war. Ungeduldig ging er im Schatten der Pinien und Zedern auf und ab und wartete auf die Knaben.
»Die drei sollen sich dort drüben aufstellen«, befahl er und deutete auf eine zwanzig Fuß entfernte Stelle. »Und du, Hoher- priester, kommst hierher zu mir.« Kaum war der Befehl befolgt, deutete der König auf den ältesten der drei, einen jungen Mann in fließenden Gewändern: »Wer ist das?«
»Das ist der rechtmäßige Sohn des Königs Ptolemaios Alexander von Ägypten, der nächste Anwärter auf den Thron.«
»Warum ist er hier und nicht in Alexandria?«
»Seine Großmutter brachte ihn hierher, weil sie um sein Leben fürchtete. Wir müßten ihr versprechen, für ihn zu sorgen, bis er den Thron erben würde.«
»Wie alt ist er?«
»Fünfundzwanzig.«
Der König schlenderte zu den drei jungen Männern hinüber. Verwirrt und nachdenklich musterte er sie. »Ihr jungen Ptolemäer werdet in Zukunft in Pontos leben«, sagte er freundlich. »Jetzt folgt mir, und beeilt euch!«
Als das mächtige Kriegsschiff von König Mithridates wieder in See stach, folgten mehrere kleinere Schiffe in seinem Kielwasser. Nördlich von Knidos wurden die kleineren Schiffe nach Ephesos zurückgeschickt. Sie hatten fast neuntausend Talente in Gold sowie die drei ägyptischen Thronerben an Bord. Kos hatte sich gerade zur rechten Zeit als einträglicher Anlaufpunkt erwiesen. Und auch eine ptolemäische Marionette hatte Mithridates dort gefunden.
Als der König schließlich auf Rhodos eintraf, mußte er feststellen, daß nur wenige Truppentransporte angekommen waren. Pelopidas erstattete ihm Bericht.
»Wir können die Stadt Rhodos erst angreifen, wenn wir noch eine weitere Armee herbeischaffen können, großer König. Wir wurden zweimal vom rhodischen Admiral Damagoras angegriffen, und er versenkte die Hälfte unserer Transportschiffe. Von den Überlebenden haben sich einige hier eingefunden, die meisten aber sind nach Halikarnassos zurückgekehrt. Das nächste Mal werden wir die Transporter von Kriegsschiffen bewachen lassen müssen, anstatt sie auf ihrer langsamen Fahrt ohne jeden Schutz zu lassen.«
Natürlich waren das unerfreuliche Nachrichten. Aber da der König selbst sicher gelandet und auf Kos erfolgreich gewesen war und das Schicksal seiner pontischen Soldaten ihn nicht interessierte, fand er sich damit ab, auf Verstärkung warten zu müssen und nutzte die Zeit, seinem Sohn Mithridates, den er als Regenten in Pontos zurückgelassen hatte, einen Brief zu schreiben, in dem er auf die jungen ägyptischen Thronerben zu sprechen kam.
Sie machen einen gebildeten Eindruck, scheinen sich aber der Bedeutung von Pontos nicht bewußt zu sein, mein Sohn, und das muß sich ändern. Meine Töchter mit Antiochis, Kleopatra Tryphaena und Berenike Nyssa, sollen unverzüglich mit den beiden jüngeren Burschen verlobt werden, Kleopatra Tryphaena mit Ptolemaios Philadelphos und Berenike mit dem Ptolemaios ohne Beinamen. .Sobald die Mädchen fünfzehn werden, können die Hochzeiten stattfinden.
Mit Feder und Papier umzugehen, war für den König eine Qual, denn normalerweise hatte er dafür Schreiber. Diesmal sollte jedoch kein Untergebener den Brief zu lesen bekommen. Er brauchte viele Tage und verbrannte so manchen Entwurf, bis der Brief vollendet war.
Ende Oktober war der Brief unterwegs, und der König von Pontos fühlte sich nun für den Angriff auf Rhodos gerüstet. Er bestimmte als Zeitpunkt des Überfalls die Nacht und konzentrierte sich auf die inseleinwärts gelegenen Randbezirke der Stadt, weil im Hafen die Flotte von Rhodos lag. Im Hauptquartier der pontischen Armee
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