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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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würde die Brücke auf gleicher Höhe mit der Hafenmauer sein, und wie von Zauberhand würde sich der Schutzzaun in seinen Scharnieren bewegen und in einen Landungssteg verwandeln, über den seine Soldaten sich über die rhodischen Verteidiger ergießen würden. Die Brücke faßte genügend Männer, um die Rhodier so lange in Schach zu halten, bis die Maschine wieder heruntergelassen worden war und ein weiteres Kontingent nach oben gehievt hatte. Er war zweifellos in jeder Beziehung der Beste, dachte der König stolz.
    Als sich der Schwerpunkt jedoch mit der Brücke nach oben verlagerte, wurde auch das Gleichgewicht zunehmend labiler. Die zusammengebundenen Trägerschiffe trieben auseinander, mit einem Knall rissen die Stricke, die Türme wankten, das Deck hob und senkte sich und die aufsteigende Brücke schwankte. Dann neigten sich die beiden Schiffe, die die Last zu tragen hatte, zur Mitte hin. Deckaufbau, Türme, Brücke, Soldaten, Matrosen, Schützen, Handwerker und die Sklaven in den Tretwerken, alles stürzte zwischen den Schiffen ins Meer, begleitet von Schreien, Knirschen und Splittern — und dem hysterischen Jubelgeschrei der Rhodier auf der Festungsmauer, das schnell in schadenfrohes Gelächter überging.
    »Ich möchte den Namen Rhodos niemals mehr in meiner Gegenwart hören!« tobte der König, als sein mächtiges Kriegsschiff ihn nach Halikarnassos zurückbrachte. »Der Winter steht vor der Tür, deshalb sollten wir wegen dieses Haufens von Idioten und Narren nicht weiter unsere Kräfte verschwenden. Ich muß mich auf meine Armeen konzentrieren, die nach Macedonia aufgebrochen sind, und auf meine Flotten vor der Küste Griechenlands.
    Alle Ingenieure, die mit dem Bau dieser lächerlichen Fallbrücke zu tun hatten, werden umgebracht — oder nein, nicht umgebracht! Zunge raus, Augen raus, Hände ab, Eier ab und dann ausgesetzt!«
    Die demütigende Niederlage hatte den König dermaßen erzürnt, daß er mit einer ganzen Armee nach Lykien zog und versuchte, die Stadt Patara auszuhungern. Als er sich jedoch anschickte, ein Wäldchen zu roden, das Leto, der Mutter des Apollo und der Artemis, geweiht war, erschien ihm diese im Traum und befahl ihm, damit aufzuhören. Am nächsten Morgen beauftragte der König den glücklosen Pelopidas mit der Fortsetzung der Belagerung und reiste mit seiner Albinofrau Monima nach Hierapolis. Dort badete er in den heißen Mineralquellen und verdrängte das Spottgelächter von Rhodos aus seinem Gedächtnis und ebenso das Schiff aus Chios, das ihm den Schrecken seines Lebens eingejagt hatte.

IX. Kapitel
    Noch bevor die Meldung von Mithridates’ Überfall auf die Provinz Asia in Rom eintraf, wußte man dort schon von dem Massaker an den römischen, latinischen und italischen Einwohnern der Provinz — die Nachricht war in Rekordzeit nach Rom gelangt. Nur neun Tage vor Ende des Monats Quintilis berief der Senatsvorsitzende Lucius Valerius Flaccus eine Senatssitzung im außerhalb des pomerium gelegenen Tempel der Bellona ein. Die Sitzung mußte außerhalb der heiligen Stadtgrenze stattfinden, weil es um einen Krieg mit dem Ausland ging. Flaccus las den Anwesenden einen Brief von Publius Rutilius Rufus aus Smyrna vor.
    Ich schicke diesen Brief mit einem eigens mit dieser Mission betrauten, schnellen Schiff nach Korinth und von dort mit einem ebenso schnellen Schiff nach Brundisium, und ich vertraue darauf, daß der Aufstand in Griechenland den Transport nicht verhindert. Der Kurier hat Anweisung, von Brundisium bis Rom im Galopp zu reiten, und zwar Tag und Nacht ohne Pause. Mein Freund Miltiades, der Ethnarch von Smyrna, trägt die großen Kosten des Transports. Er bittet lediglich darum, daß der Senat und das Volk von Rom sich an seine Hilfsbereitschaft erinnern, wenn, was geschehen muß, die Provinz Asia wieder unter römischer Herrschaft ist.
    Vielleicht wißt ihr noch nichts von dem Überfall von König Mithridates von Pontos. Er beherrscht jetzt Bithynien ebenso wie unsere römische Provinz Asia. Manius Aquillius starb auf gräßliche Weise, Gaius Cassius ist geflohen, ich weiß nicht wohin. Im Westen des TaurosGebirges stehen eine Viertelmillion pontischer Soldaten, in der Ägäis drängen sich pontische Schiffe, und Griechenland hat sich mit Pontos gegen Rom verbündet. Ich fürchte, daß Macedonia völlig isoliert ist.
    Aber das ist noch nicht einmal das Schlimmste. Am letzten Tag des Monats Quintilis wurden auf Befehl von KöngMithridates von Pontos alle Römer, Latiner

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