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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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gelöscht, bricht anderswo Feuer aus. Und neben dem Feuer in Kleinasien wird der Krieg gegen Italia verblassen.
    Zur Senatssitzung anläßlich der Krise in der Provinz Asia kamen alle älteren Senatoren nach Rom, sogar Pompeius Strabo. Ungefähr hundertfünfzig Männer versammelten sich im Tempel der Bellona außerhalb des Pomerium auf dem Marsfeld.
    »Wir wissen also, daß Manius Aquillius tot ist«, sagte Sulla ruhig vor dem Senat. »Das dürfte bedeuten, daß auch die beiden Gesandten, die mit ihm reisten, tot sind. Gaius Cassius jedoch konnte anscheinend fliehen, wenn wir auch nichts von ihm gehört haben. Ich kann allerdings nicht verstehen, warum wir von Quintus Oppius aus Kilikien nicht einen Ton gehört haben. Wahrscheinlich ist auch Kilikien verloren. Es ist schon traurig, wenn Rom für solche Meldungen auf einen Zivilisten im Exil angewiesen ist.«
    »Das bedeutet, daß Mithridates wie der Blitz eingeschlagen hat.« Catulus Caesar runzelte die Stirn.
    »Oder«, sagte Marius verschlagen, »daß unsere offiziellen Vertreter falsches Spiel getrieben haben.«
    Niemand antwortete darauf; Marius’ Bemerkung gab jedoch allen zu denken. Es gab natürlich eine gewisse Loyalität unter den Senatoren, aber da sie so oft zusammenkamen, wußte jeder ge- nauestens über den anderen Bescheid. Und alle kannten Gaius Cassius und die drei Gesandten.
    »Dann hätte zumindest Quintus Oppius sich gemeldet.« Sulla sprach aus, was alle dachten. »Er ist durch und durch ein Ehrenmann, er hätte Rom nicht einen Augenblick länger in Unkenntnis gelassen als nötig. Ich denke, wir müssen davon ausgehen, daß auch Kilikien verloren ist.«
    »Wir müssen Publius Rutilius irgendwie eine Nachricht zukommen lassen und um weitere Informationen bitten«, sagte Marius.
    »Wenn einige Römer überlebt haben und fliehen konnten, werden sie Rom schätzungsweise Ende des Monats Sextilis erreichen«, sagte Sulla. »Dann bekommen wir genauere Informationen.«
    »Ich verstehe Publius Rutilius’ Brief so, daß überhaupt niemand überlebt hat«, rief Sulpicius, der auf der Bank der Volkstribunen saß. Er stöhnte und ballte die Fäuste. »Mithridates macht absolut keinen Unterschied zwischen Italikern und Römern!«
    »Mithridates ist ein Barbar«, sagte Catulus Caesar.
    Doch diese Erklärung erschien Sulpicius zu einfach. Zwei Tage zuvor, als der Senatsvorsitzende Flaccus den Brief von Rutilus Rufus vorgelesen hatte, war Sulpicius mehrere Minuten lang wie versteinert gewesen.
    »Er macht keinen Unterschied«, wiederholte er. »Warum das so ist, ist nebensächlich! Die Italiker der Provinz Asia haben denselben Preis wie die dortigen Römer und Latiner bezahlt. Sie sind genauso tot. Ihre Frauen und Kinder und Sklaven sind genauso tot. Er macht keinen Unterschied!«
    »Sei still, Sulpicius!« rief Pompeius Strabo, der zur Sache kommen wollte. »Du wiederholst dich.«
    »Ich bitte um Ruhe«, sagte Sulla beruhigend. »Wir sind nicht hier im Tempel der Bellona zusammengekommen, um nach Gründen und Motiven zu suchen. Wir sind hier, um zu entscheiden, was zu tun ist.«
    »Krieg!« sagte Pompeius Strabo prompt.
    »Sind alle dieser Meinung — oder nur einige?« fragte Sulla.
    Der Senat sprach sich einstimmig für Krieg aus.
    »Wir haben genug Legionen im Feld«, sagte Metellus Pius, »und sie sind ordentlich ausgerüstet. Zumindest in dieser Hinsicht sind wir besser vorbereitet als sonst. Wir können schon morgen zwanzig Legionen nach Osten schicken.«
    »Das können wir nicht, wie du weißt«, sagte Sulla gleichmütig. »Ich bezweifle, daß wir auch nur eine Legion einschiffen können, von zwanzig ganz zu schweigen.«
    Der Senat verstummte.
    »Patres conscripti, wo sollen wir das Geld hernehmen? Jetzt, wo der Krieg gegen die Bundesgenossen vorbei ist, müssen wir unsere Legionen auflösen. Wir können sie nämlich nicht einen Tag länger bezahlen! Solange Rom innerhalb von Italien bedroht war, mußte jeder Mann römischer oder latinischer Herkunft ins Feld ziehen. Dasselbe gilt, könnte man sagen, für einen Krieg mit dem Ausland, vor allem, wenn der Angreifer die Provinz schon eingenommen und 80 000 unserer Landsleute getötet hat. Dennoch ist es eine Tatsache, daß Rom selbst im Augenblick nicht direkt bedroht ist. Und unsere Soldaten sind müde. Sie haben ihren Lohn bekommen — aber wir mußten unser Letztes geben, um sie bezahlen zu können. Das bedeutet, daß die Truppen aufgelöst und die Soldaten nach Hause geschickt werden müssen. Weil

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