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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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war.
    Im Mai machte das letzte Rebellenheer unter der Führung von Quintus Poppaedius Silo einen Ausfall aus Aesernia. Es bestand aus 30 000 Fußsoldaten und 1000 Reitern, verstärkt durch 20 000 Freigelassene. Die meisten Fußsoldaten waren in einer der vorhergehenden Schlachten verwundet worden und nach Aesernia gekommen, weil nur noch diese Stadt ihnen Sicherheit bot. Silo hatte die Reiterei durch die römischen Stellungen in die Stadt geschleust. Ein Ausfall war unvermeidlich geworden, weil Aesernia nicht länger so viele Menschen ernähren konnte.
    Die Rebellen wußten, daß sie ins letzte Gefecht zogen. Niemand rechnete ernsthaft mit einem Sieg. Man konnte es den Römern nur noch so schwer wie möglich machen. Als Silos Soldaten jedoch Bovianum einnahmen und die römische Garnison dort niedermachten, begannen sie Hoffnung zu schöpfen. Vielleicht hatten sie trotz allem noch eine Chance. Metellus Pius und sein Heer lagerten vor Venusia auf der Via Appia, also zogen die Rebellen nach Venusia.
    Und dort, vor den Toren Venusias, wurde die letzte Schlacht dieses Krieges geschlagen, ein seltsames Ende jener Ereignisse, die mit dem Tod des Marcus Livius Drusus begonnen hatten.
    Denn auf dem Schlachtfeld von Venusia trafen im Nahkampf die beiden Männer aufeinander, die Drusus am meisten geliebt hatten — sein Freund Silo und sein Bruder Mamercus. Während um sie die Samniten zu Tausenden fielen, da sie für die ausgeruhten und erfahrenen Römer keine ernsthaften Gegner waren, schlugen Silo und Mamercus mit ihren Schwertern aufeinander ein, bis Silo zu Boden ging. Mamercus stand mit gezücktem Schwert über ihm und sah mit Tränen in den Augen auf den Marser hinunter. Er zögerte.
    »Bring es zu Ende, Mamercus!« keuchte Quintus Poppaedius Silo. »Das schuldest du mir für den Mord an Caepio. Ich will nicht im Triumphzug des Ferkels mitmarschieren!«
    »Für den Mord an Caepio«, sagte Mamercus und durchbohrte Silo. Dann weinte er untröstlich um Drusus und Silo. Es war ein bitterer Sieg.
    »Es ist geschafft«, sagte Metellus Pius das Ferkel zu Lucius Cornelius Sulla, der sofort nach Venusia geeilt war, als er von der Schlacht erfahren hatte. »Venusia hat gestern kapituliert.«
    »Nein, es ist noch nicht geschafft«, sagte Sulla grimmig. »Aesernia und Nola haben sich noch nicht ergeben.«
    Metellus sah ihn schüchtern an. »Hast du je daran gedacht, daß das Leben in Aesernia und Nola sich schnell normalisieren würde, wenn wir die Belagerung aufgäben? Weil dann wahrscheinlich alle so täten, als sei nichts geschehen.«
    »Du hast vollkommen recht«, sagte Sulla, »und genau darum setzen wir die Belagerung der beiden Städte fort. Warum sollten sie straffrei davonkommen? Pompeius Strabo hat Asculum Picentum auch nicht verschont. Nein, Ferkel, in Aesernia und Nola bleibt alles, wie es ist. Notfalls bis in alle Ewigkeit.«
    »Wie ich höre, ist Scato tot, und die Paeligner haben sich ergeben.«
    »Das ist richtig, nur war es umgekehrt.« Sulla grinste. »Pompeius Strabo nahm die Kapitulation der Paeligner entgegen. Daraufhin stürzte sich Scato in sein Schwert, weil er sich nicht ergeben wollte.«
    »So ist es wirklich zu Ende!« staunte Metellus Pius.
    »Erst wenn Aesernia und Nola sich ergeben haben.«

    Die Nachricht vom Massaker an den römischen, latinischen und italischen Bürgern der Provinz Asia erreichte Sulla in Capua, wohin er sein Hauptquartier verlegt hatte und wo er Catulus Caesar ablöste, der zu einem wohlverdienten Urlaub nach Rom zurückkehrte. Sulla hatte den Sekretär Catulus Caesars übernommen, das Wunderkind Marcus Tullius Cicero, und Cicero erwies sich als so tüchtig, daß Sulla gut ohne Catulus Caesar auskam.
    Cicero freilich fand Sulla ebenso furchteinflößend wie Pompeius Strabo, wenn auch aus anderen Gründen. Er vermißte Catulus Caesar schmerzlich.
    »Lucius Cornelius, kann ich gegen Ende des Jahres meinen Abschied nehmen?« fragte Cicero. »Ich habe dann insgesamt zwar erst knapp zwei Jahre gedient, aber ich habe meine Feldzüge zusammengerechnet und war bei zehn Feldzügen dabei.«
    »Man wird sehen«, sagte Sulla, der von Cicero als Mensch nicht viel anders dachte als Pompeius Strabo. »Momentan kann ich dich nicht entbehren. Niemand kennt die Stadt so gut wie du, jetzt, wo Quintus Lutatius sich in Rom eine Pause gönnt.«
    Aber eigentlich gibt es nie eine Pause, dachte Sulla, als er in einer von vier Maultieren gezogenen, offenen Kutsche nach Rom eilte. Kaum haben wir einen Brand

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